Menschen mit Dialekt verdienen in Deutschland um 20 Prozent weniger als jene, die Hochdeutsch sprechen. Grund soll sein, dass man Mundartsprecher für weniger gebildet hält.

Das besagt zumindest eine vor Kurzem veröffentlichte Studie vom National Bureau of Economic Research in den USA.

Dialekt führt zu 20 Prozent weniger Gehalt

Die Ökonomen Jeffrey Grogger, Andreas Steinmayr und Joachim Winter  haben sich die Frage gestellt, ob Dialektsprecher in Deutschland am Arbeitsmarkt benachteiligt sind. In einer Untersuchung kamen sie zudem Schluss, dass Menschen, die in Mundart sprechen, im Schnitt 20 Prozent weniger verdienen.

Zu diesem Ergebnis kamen sie durch Auswertungen von Daten des sogenannten sozioökonomischen Panels. Das ist eine repräsentative Befragung von Privathaushalten in Deutschland. Die Interviewer gaben bei der Befragung 2016 nämlich zusätzlich an, ob die Befragten einen regionalen Akzent hatten. Außerdem hielten sie fest, wie stark dieser war. Laut dem Datensatz hatten 42 Prozent gar keinen Dialekt, 45 eine leichte sprachliche Färbung und zwölf Prozent eine mittlere bis starke. Letztere wurden für die Studie von Grogger, Steinmayr und Winter als Dialektsprecher definiert.

Das ist der Grund

Dass diese Gruppe auch ein geringeres Einkommen hat, könnte mehrere Ursachen haben. Beispielsweise etwa geringere kognitive Fähigkeiten oder eine geringere Bildung. Die Studienautoren haben die Daten aber um diese Einflussfaktoren bereinigt. Am Ende blieb 20 Prozent weniger Gehalt unter der Voraussetzung, dass alle anderen Eigenschaften gleich sind.

Vor zehn Jahren zeigte eine Befragung durch das Institut für deutsche Sprache, dass man Menschen mit Dialekt zwar für temperamentvoller und freundlicher, aber gleichzeitig auch für weniger gebildet hält. Diese Vorurteile könnten dazu führen, dass Mundartsprecher seltener beruflich aufsteigen. Zudem vermuten die Autoren, dass Dialektsprecher durch Kollegen diskriminiert werden oder etwa seltener Berufe wählen, bei denen direkter persönlicher Kontakt notwendig ist.