Eine aktuelle Plakat-Kampagne sorgt derzeit in ganz Österreich für Aufregung. In einigen Städten ist auf gelben Werbeflächen der Werbeslogan „Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht“ zu lesen – eine Aussage, die zahlreichen Menschen sauer aufstößt.

Nachdem sich am Wochenende bereits unzählige User via Social Media über die Kampagne beschwert hatten, meldeten sich am Montag schließlich auch Behindertenorganisationen zu den „unfassbar diskriminierenden“ Plakaten zu Wort. Jetzt ist außerdem endlich klar, welches Unternehmen dahinter steckt.

„Diskriminierend“: Plakat-Kampagne sorgt für Empörung

Während der Werbeflächenvermarkter Gewista zunächst auf Anfrage der „Heute“-Zeitung nicht sagen wollte, wer der Kunde ist, zieht dieser nach der immer lauter werdenden Kritik nun selbst die Reißleine und gibt sich öffentlich zu erkennen. Hinter der Kampagne steckt die zum Rewe-Konzern gehörende Supermarkt-Kette Billa. Eigentlich hätte der Hintergrund der Kampagne erst am 21. Oktober aufgelöst werden sollen. Doch die zunehmende Kritik führte nun dazu, dass der Konzern schon jetzt öffentlich reagiert. Man habe damit bewusst ein Vorurteil thematisiert, so die Begründung von Billa.

Ziel der Kampagne sei es gewesen, „durch diese Irritation […] bewusst auf die aktuelle Arbeitsplatzsituation von Menschen mit Behinderungen“ zu lenken, heißt es in einem schriftlichen Statement von Billa gegenüber wien.ORF.at. Im nächsten Schritt der Kampagne hätten Fotos von echten Mitarbeitern der Supermarkt-Kette diese Vorurteile entkräften sollen. Der ursprüngliche Text werde dann offenbar mit dem Foto überdeckt. Stattdessen soll es dann heißen: „Mit einer Behinderung wirst DU gebraucht“. Ziel der Kampagne sei es, Arbeitssuchende aller Art anzusprechen. Laut dem Unternehmen selbst seien mehr als 660 der insgesamt 33.000 Mitarbeiter Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

Neben den Plakaten zum Thema Behinderung, sorgten außerdem auch Werbeposter mit den Slogans „Älteres Personal einstellen lohnt sich nicht“ und „Ohne Matura kommst du nicht weit“, für Aufregung.

„Mit einer Behinderung wirst du nicht gebraucht“ – Kampagne geht nach hinten los

In einem völlig anderen Licht sehen jedoch unter anderem zahlreiche Behindertenorganisationen die Slogans der Plakate. Diese Kampagne sei „kalkuliert widerliche Provokation“ kritisiert etwa das Beratungszentrum „BIZEPS“ die Werbeaktion. Auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein kritisierte die Kampagne am Dienstag öffentlich via Twitter. „Ich schließe mich der Kritik des Österreichischen Behindertenrats und BIZEPS an und stelle mich mit aller Deutlichkeit gegen diese diskriminierende, verletzende und potenziell re-traumatisierende Werbung.“ Es sei nicht im „Sinne einer inklusiven, diversen Gesellschaft“ so Aufmerksamkeit zu erregen und es bedürfe noch „viel mehr Sensibilisierungsarbeit in Österreich“, so der Minister.

Unzählige Menschen und Organisationen, darunter etwa auch SPÖ-Bereichssprecherin für Menschen mit Behinderungen im Nationalrat, Verena Nussbaum, fordern mittlerweile die Entfernung der Plakate. Diese Werbung sei „verletztend und widerlich“, so die Politikerin.

Ob Billa die geplante Kampagne vorzeitig stoppen will, ist derzeit nicht bekannt.