Rund acht Monate lang musste Tennis-Legende Boris Becker in Großbritannien im Gefängnis verbringen. Jetzt – kurz nach seiner Freilassung – gab er das erste Interview und sprach offen über das Leben hinter Gittern und seine Verbrechen.

Er erzählt auch von einem Angriff durch einen Mithäftling

Boris Becker spricht über Zeit im Gefängnis

Es sollte „das ehrlichste Interview“ sein, „das Boris Becker in seiner Karriere gegeben hat“, verspricht Moderator Steven Gätjen am Dienstagabend auf Sat 1. Denn Becker hatte einige Dinge klarzustellen. Anfang des Jahres schockte nämlich ein Gerichtsurteil seine Fans. Weil er Teile seines Vermögens im Rahmen seines Insolvenzverfahrens nämlich nicht ordnungsgemäß angegeben hatte, wurde er zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

In dem Interview zeigt sich Becker heute einsichtig und gesteht: „Natürlich war ich schuldig.“ Wie es zu dem Strafmaß und der Verurteilung kam, reflektiert er ebenfalls und kommt zu dem Schluss: „Vielleicht habe ich nicht genügend Reue gezeigt im Zeugenstand.“ Denn seine Anwälte hätten alles versucht, um sein „Leben zu retten“, betont er und gibt zu: „Es hätte besser laufen können – aber es hätte auch viel schlechter laufen können.“

Vergangenen Donnerstag – 231 Tage später – konnte Becker schließlich das Gefängnis wieder verlassen. Zeitgleich musste er auch seine Wahlheimat Großbritannien verlassen und spricht jetzt in dem Gespräch mit Gätjen über die wohl schwierigste Zeit in seinem Leben.

„Im Gefängnis bist du niemand, nur eine Nummer“

Denn sein Status als Superstar und Tennis-Legende zählte hinter Gittern nichts, betont er. „Im Gefängnis bist du niemand, nur eine Nummer“, erklärt er. „Meine war A2923EV.“ Die Zeit im Gefängnis war für Becker demnach nicht nur körperlich anstrengend, sondern auch psychisch. Im emotionalen Interview erzählt er von seinen Erfahrungen.

„Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, also bin hungrig ins Bett gegangen. Ich dachte, dass ich mit 54 Jahren schon alles erlebt habe, aber das war neu“, erinnert er sich. Becker hat im Gefängnis viel abgenommen, keinen Alkohol mehr getrunken und auch nicht geraucht. Veränderungen, von denen er heute sagt: „Also meiner Gesundheit tat der Gefängnisaufenthalt sicherlich gut.“

Mitgefangener wollte Boris Becker angeblich umbringen

Doch es gab auch einige Schockmomente, an die sich Becker erinnert. Erst im Oktober habe etwa ein Mithäftling versucht, ihn zu töten. Der Mann – ein verurteilter zweifacher Mörder – habe Becker angegriffen, erinnert er sich. „Er wollte mir an die Wäsche, hat mir verbal gesagt, was er alles mit mir machen wird“, so Becker. „Der wollte mich umbringen.“ Ein Schock, der auch heute noch tief sitzt. Denn auch, wenn sich der Gefangene am darauffolgenden Tag bei ihm entschuldigt hat, prägte der Moment den mittlerweile 55-Jährigen.

Doch jetzt, nach seiner Haftentlassung, konzentriert sich Becker auf die Lektionen und Lehren, die er aus seiner Zeit im Gefängnis ziehen konnte. Denn die Zeit im Gefängnis hatte für ihn auch positive Seiten: „Ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war“, erzählt er im Interview. Es sei eine „harte Lektion“ gewesen, doch Becker betont in dem Gespräch, dass ihm klar sei: „manche Dinge passieren aus gutem Grund.“