Vergangenen September meldete sich das ehemalige Supermodel Linda Evangelista mit einer Schocknachricht zurück. Eine Schönheits-OP habe sie „dauerhaft deformiert“; die Öffentlichkeit mied sie deshalb.

Bis jetzt – denn auf einem Magazincover zeigt sich Evangelista erstmals wieder.

Linda Evangelista „nicht wiedererkennbar“

Die vergangenen Jahre waren für das Ex-Supermodel Linda Evangelista eine einzige Tortur. Nach einer Beauty-Behandlung, bei der die Anzahl der Fettzellen im Körper reduziert werden sollten, erlitt Evangelista nämlich die seltene Nebenwirkung Paradoxe Adipose Hyperplasie (PAH).

Dadurch haben sich die Fettzellen nicht reduziert, sondern vermehrt und ließen Evangelista „dauerhaft deformiert“ und „brutal entstellt“ zurück. Sie sei „nicht wiedererkennbar“, schilderte sie in einem Instagram-Post.

Denn bereits wenige Monate nach dem ersten Eingriff bemerkte sie Ausbeulungen an ihrem Kinn, an den Oberschenkeln und im BH-Bereich. Zuerst dachte Evangelista noch, dass sie etwas bei dem Heilungsprozess falsch machte. „Ich habe versucht, das selbst in Ordnung zu bringen“, erzählt sie. Ihr Lösungsansatz: Diät und Sport. „Irgendwann aß ich gar nichts mehr. Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren.“

Doch die Beulen verhärteten sich mit der Zeit und wurden schließlich taub. Auch nach „zwei schmerzhaften, erfolglosen Korrekturoperationen“ sehe sie nicht mehr aus wie früher; ganz im Gegenteil. Denn diese Korrekturen haben keinen Erfolg gezeigt, schildert Evangelista gegenüber dem People Magazine. „Wenn ich ohne Mieder in einem Kleid laufe, scheuert es so sehr, dass ich fast blute. Denn es ist nicht wie weiches Fett, das reibt, sondern wie hartes Fett, das reibt.“

„Ich habe es satt, mich zu verstecken“

Ihr Leben machte dadurch eine 180 Grad-Wende. Denn aus dem Supermodel, das mehr als 700 Magazin-Cover zierte und für Ikonen wie Karl Lagerfeld eine Muse war, zog sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück. Sie hörte auf, als Model und Werbegesicht zu arbeiten und fiel in ein tiefes Loch der Depressionen. Seitdem sei es ein täglicher Kampf, ihr Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. „Ich schaue nicht in den Spiegel“, sagt sie. „Es sieht nicht nach mir aus.“

Doch jetzt hat Evangelista genug von der Heimlichtuerei. Das Instagram-Posting war ihr erster Schritt, öffentlich über ihre Wunden und ihr Trauma zu sprechen. „Ich habe es satt, mich zu verstecken“, erzählt sie. „Ich kann so nicht mehr leben, in Verstecken und Scham. Ich konnte mit diesem Schmerz einfach nicht länger leben. Ich bin bereit, endlich zu sprechen.“

Klage gegen Unternehmen

Endlich zu sprechen bedeutet für sie auch, endlich Gerechtigkeit zu erfahren. Denn zur Zeit des Instagram-Postings reichte Evangelista auch eine Klage gegen jene Firma ein, die das Prozedere durchgeführt hat. Sie verklagt CoolSculpting, Zeltiq Aesthetics Inc. auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz. Denn seit den Behandlungen, die sie von August 2015 bis Februar 2016 gemacht hat, könne sie nicht mehr arbeiten, behauptet sie.

Doch Evangelista geht es nicht nur um Schadenersatz. Ihre Geschichte soll auch anderen Menschen Mut machen. Denn auch, wenn es ein seltener Nebeneffekt ist, gibt es einige Menschen, die davon betroffen sind. „Ich hoffe, ich kann mich von der Scham befreien und anderen Menschen helfen, die in der gleichen Situation sind wie ich“, erklärt Evangelista als Ziel.

Eine Sache liegt ihr aber besonders am Herzen. Sie möchte nämlich eine Frage in den Fokus stellen, die viele Frauen im Alltag beschäftigt. „Warum haben wir das Bedürfnis, diese Dinge [an unserem Körper] zu tun?“, so Evangelista. „Ich wusste immer, dass ich altern würde. Und ich weiß, dass es Dinge gibt, die ein Körper durchmacht. Aber ich hätte einfach nicht gedacht, dass ich so aussehen würde. Ich erkenne mich körperlich nicht wieder, aber ich erkenne mich auch nicht mehr als Person.“ Das Supermodel Linda Evangelista sei durch die Operationen „verschwunden“.