Die Schauspielerin Lili Bernard reicht jetzt Klage gegen den ehemaligen Hollywood-Star Bill Cosby ein. Die beiden hatten sich am Set seiner Serie „Die Bill Cosby Show“ kennengelernt.

Bernard wirft dem Schauspieler Vergewaltigung vor.

Vergewaltigungsvorwurf aus dem Jahr 1990

In der Protest-Bewegung rund um die Klagen gegen Bill Cosby ist Schauspielerin Lili Bernard ein bekanntes Gesicht. Als Bill Cosby nach seinem Schuldspruch wegen Vergewaltigung nach nur zwei Jahren in Haft wieder aus dem Gefängnis kam, sah man Bernard bei Protesten gegen seine Freilassung.

Jetzt zieht die Schauspielerin die nächste Konsequenz und reicht offiziell eine Klage gegen den Schauspieler ein. Der Vorwurf: Cosby soll Bernard 1990 unter Drogen gesetzt und vergewaltigt haben. Kennengelernt hatten sich die beidem am Set seiner Serie „Die Bill Cosby Show“. Bernard bekam dort 1984 eine Gastrolle als Mrs. Minifield.

Cosby soll ihr 1990 schließlich angeboten haben, ihr Mentor zu sein. In ihrer Klage schildert Bernard, dass Cosby die damals 26-Jährige unter anderem sehr detailliert zu ihrem Leben befragt habe. Er versicherte ihr, sie wie seine eigene Tochter zu betrachten und warnte sie vor dem „sexuellen Druck in Hollywood“.

Bill Cosby versprach ihr eine Hauptrolle

„Wenn sie hart arbeite und seine Anweisungen befolgt“, heißt es in der Klage, versprach Cosby der Frau ein Hauptrolle in seiner Show. Bereits kurze Zeit später soll er sie während einer Stimm-Übung „gewaltsam und ohne Erlaubnis“ an den Brüsten begrapscht haben. Im August 1990 habe er die Frau schließlich in den Trump Taj Mahal in Atlantic City eingeflogen.

Der Vorwand: Cosby versprach Bernard, dass dort ein Produzent auf sie warte, der ihre Karriere fördern sollte. Stattdessen wartete jedoch Cosby auf sie und bat ihr ein alkoholfreies Getränk an, da sie keinen Alkohol trank. Bereits kurze Zeit später sagt Bernard, dass sie sich schwach und schwindlig gefühlt habe und ohnmächtig wurde. Als sie wieder aufwachte, bemerkte sie, dass Cosby sie trotz ihrer Einwände entkleidete. Während Bill Cosby die junge Frau vergewaltigt haben soll, wurde sie immer wieder ohnmächtig, heißt es in der Anklage.

Als sie am nächsten Morgen nackt aufwachte, soll Cosby sie „schnell angezogen“ haben und die Frau gemeinsam mit einem Pagen in ein Auto gebracht haben, das sie wieder nach Hause fuhr.

„Ich habe lange darauf gewartet, meinen Fall vor Gericht verfolgen zu können“

Laut NBC Philadelphia fordert Bernard jetzt in ihrer Zivilklage 125 Millionen Dollar Schadenersatz. Einer der Gründe für ihre Klage sei die Freilassung Cosbys. Denn statt den vorgesehenen zehn Jahren wurde der Schauspieler nach etwa zwei Jahren entlassen. Der Grund: Das Gericht betonte, dass Cosbys Vereinbarung mit einem früheren Staatsanwalt eine Anklage eigentlich hätte verhindern sollen. Für Bernard ein Schockmoment.

„Als Bill Cosby freigelassen wurde, hat mich das retraumatisiert, es hat mich erschreckt. Ich war wirklich entsetzt über jede Frau oder jedes Mädchen, das mit ihm in Kontakt kam„, sagte Bernard. „Der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania hat einen Predator wieder auf die Straße gelassen.“ Ihre eigene Klage sei schon lange ein Ziel der Schauspielerin.

„Ich habe lange darauf gewartet, meinen Fall vor Gericht verfolgen zu können und ich freue mich darauf, angehört zu werden und Cosby für das, was er mir angetan hat, zur Verantwortung zu ziehen„, sagt sie in einem Statement- „Obwohl es schon lange her ist, lebe ich immer noch jeden Tag meines Lebens mit der Angst, dem Schmerz und der Scham.“

Bill Cosby dementiert Vorwürfe

Cosbys Pressesprecher dementiert die Anschuldigungen und warf der Frau vor: „Dies ist nur ein weiterer Versuch, den Rechtsweg zu missbrauchen, indem die Schleusen für Leute geöffnet werden, die nie auch nur ein Quäntchen an Beweisen, Wahrheit und/oder Fakten vorgelegt haben, um ihre angeblichen Anschuldigungen zu belegen. Mr. Cosby ist nach wie vor von seiner Unschuld überzeugt und wird sich energisch gegen JEDE Anschuldigung wehren, die gegen ihn erhoben wird, und er ist bereit und in der Lage, diesen Kampf bis zum höchsten Gericht der Vereinigten Staaten von Amerika zu führen.“

Auch Cosby selbst äußerte sich nach seiner Freilassung im Sommer via Twitter und beteuerte seine Unschuld. „Ich habe meine Haltung oder meine Geschichte nie geändert. Ich habe immer meine Unschuld beteuert“, schrieb er nach seiner Freilassung.

Mittlerweile werfen aber mehr als 60 Frauen Cosby vor, sie unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben. Die Anschuldigungen reichen teilweise Jahrzehnte zurück. Cosbys Verurteilung im Jahr 2018 bezog sich übrigens auf einen Fall aus dem Jahr 2004. Cosby wurde ursprünglich schuldig gesprochen, Andrea Constand unter Drogen gesetzt und vergewaltigt zu haben.