Anfang September brannte Moria, Europas größtes Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos, komplett ab. Das Ersatzlager wird nun von der Hilfsorganisation Oxfam kritisiert.

Fast 8.000 Menschen, die meisten von ihnen Familien mit Kindern, lebten dort trotz des nahenden Winterwetters in Sommerzelten, teilte Oxfam am Dienstag in Brüssel mit.

Flüchtlingslager auf Lesbos: Kein Schutz vor Wind und Regen

Die Hilfsorganisation Oxfam kritisiert die Zustände im neuen Zeltlager für Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos. Die Organisation hatte gemeinsam mit dem „Greek Council for Refugees“ Mitarbeiter entsandt, um das Lager zu prüfen, das nach dem Brand des ursprünglichen Auffanglagers Moria im September provisorisch errichtet worden war. Das neue Lager sei schlimmer, als Moria es jemals war, lautete das Fazit der Flüchtlingshelfer.

In dem Lager würden 8.000 Menschen in Sommerzelten untergebracht. Manche der Zelte seien nur 20 Meter vom Meer aufgestellt und hätten keinen Schutz vor starkem Wind und Regen, hieß es. Essen gebe es nur ein oder zweimal am Tag. Dann sei es nicht ausreichend und zudem von schlechter Qualität. Außerdem gebe es kaum sanitäre Anlagen mit fließendem Wasser, sodass viele Lagerbewohner sich im Meer waschen müssten.

Nicht ausreichende Corona-Maßnahmen im neuen Flüchtlingslager

Die Corona-Vorsorgemaßnahmen seien ebenso wenig ausreichend wie der Zugang zu Gesundheitsversorgung. Außerdem gebe es auf dem ehemaligen militärischen Schießübungsplatz kein Abwassersystem. Die Hilfsorganisationen appellieren deswegen nun an die EU-Staaten, Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufzunehmen. Die EU müsse Griechenland und die Hilfsorganisationen außerdem auch dabei unterstützen, die Lager anständig auszurüsten. Griechenland selbst wiederum solle die Menschen so schnell wie möglich aufs Festland holen und in angemessenen Unterkünften unterbringen. Bei ersten Regenfällen im Oktober hatten bereits etliche Zelte im Lager unter Wasser gestanden.

Initiative sucht Wohnraum für Flüchtlinge

Auch die Bevölkerung in den EU-Mitgliedsstaaten fordert die Regierungen auf, zu handeln. In Österreich haben deshalb Schauspielerin Katharina Stemberger, Marcus Bachman von Ärzte Ohne Grenzen, Migrationsforscherin Judith Kohlenberger, der ehemalige Co-Flüchtlingskoordinator der Regierung Ferry Maier und PR-Berater Stefan Sengl „Courage – Mut zu Menschlichkeit“ initiiert. Die breite, zivilgesellschaftliche Allianz macht der österreichischen Bundesregierung das Angebot, in Kooperation mit Hilfsorganisationen, Religionsgemeinschaften, Gemeinden, Städten und Einzelpersonen in ganz Österreich nachhaltig sichere Plätze zu schaffen, um Menschen aus den Lagern dauerhaft bei uns aufzunehmen und hier erfolgreich zu integrieren.

Als erstes Ziel hatte sich die Initiative vorgenommen, 144 sichere Plätze für Flüchtlinge zu schaffen. Die Zahl 144 wurde dabei symbolisch gewählt, da es die Nummer des österreichischen Rettungsnotrufs ist.

Österreich hat über 3.000 sichere Plätze

Eine erste Erhebung von „Courage- Mut zur Menschlichkeit“ zeigt, dass es in Österreich mindestens 3.188 sichere Plätze gebe, um Menschen aus den griechischen Lagern zu holen. Diese „Landkarte der sicheren Plätze“ soll übrigens regelmäßig aktualisiert und erweitert werden. Man geht davon aus, dass man im Rahmen dieser ersten Erhebung bei weitem nicht alle Plätze erfassen konnte. Insofern erhebt diese Zählung auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.