Mit der Aktion #OutInChurch wollen Mitarbeiter der katholischen Kirche darauf aufmerksam machen, dass es in der Gemeinde zahlreiche Mitglieder der LGBTQIA+ Community gibt. Mehr als 100 von ihnen – darunter Priester und Religionslehrer – haben sich dafür jetzt öffentlich als queer geoutet.

Sie fordern ein Ende der Diskriminierung.

Großes Outing in der katholischen Kirche

„Ein Priester ist nicht schwul.“ Mit dieser Einstellung ist der katholische Pfarrer Frank Kribber lange Zeit durchs Leben gegangen. Seine eigene Homosexualität zu akzeptieren, war für den 45-Jährigen dementsprechend nicht einfach.

Doch heute trägt er diese bewusst in die Öffentlichkeit – auch, um etwas am System der katholischen Kirche zu ändern. Denn: „Die Bischöfe müssen wachgerüttelt werden, damit sie an dem Thema nicht mehr vorbeikommen“, sagt er. „Wenn keiner sich offen bekennt, wird sich in der Kirche nie etwas ändern.“

Kribber ist deshalb Teil der am Montag gestarteten Aktion #OutInChurch. Diese ist eine Art Massen-Coming-Out von 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der katholischen Kirche. Darunter sind nicht nur Priester, sondern auch Menschen, die haupt- oder nebenberuflich beziehungsweise ehrenamtlich für die katholische Kirche arbeiten. Wie zum Beispiel Ordensmänner sowie Religionslehrerinnen und -lehrer.

#OutInChurch fordert mehr Akzeptanz

Sie alle treten bewusst in die Öffentlichkeit, um zu zeigen, wie divers die katholische Kirche hinter den Kulissen eigentlich ist. Denn ihre Hoffnung ist, dass damit endlich mehr Akzeptanz in den Reihen der katholischen Kirche forciert wird.

Ein Schritt, mit dem sie “zu einer Erneuerung der Glaubwürdigkeit und Menschenfreundlichkeit der katholischen Kirche beitragen“ wollen, wie der Initiator Jens Ehebrecht-Zumsande, Referent im Generalvikariat des Erzbistums Hamburg. betont. Unterstützend zu der Webseite der Aktion wurde auch die Dokumentation „Wie Gott uns schuf“ veröffentlicht, in der einige Vertreterinnen und Vertreter zu Wort kommen.

Wunsch „ohne Angst offen leben und arbeiten“ zu können

Ein Schritt, der für alle Beteiligten aber auch ein großes Risiko ist. Denn durch ihr Coming Out könnten sie aus ihrem Dienst freigestellt werden. Auch deshalb fordern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass sie in Zukunft „ohne Angst offen leben und arbeiten können“. Öffentlich zu sagen, dass man Teil der LGBTQIA+ Community ist, dürfe künftig „niemals als Loyalitätsverstoß oder Kündigungsgrund gewertet werden“.

In einem Manifest, dass die Initiative teilt, fordern sie, dass „diffamierende Aussagen der kirchlichen Lehre zu Geschlechtlichkeit und Sexualität auf Grundlage theologischer und humanwissenschaftlicher Erkenntnisse“ zurückgenommen werden und „dass die Kirche in Riten und Sakramenten sichtbar macht und feiert, dass LGBTIQ+-Personen und -Paare von Gott gesegnet sind.“

Die bisherigen Formen der Diskriminierung sollen also endlich aufhören. Teil davon sei es auch, die Vergangenheit bewusst aufzuarbeiten und zu verdeutlichen, welches Leid die katholische Kirche der LGBTQIA+ Gemeinde bisher zugefügt hat. Die Initiatoren verlangen deshalb auch ein Schuldeingeständnis der Bischöfe.

Papst lehnt Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren ab

Ob das in der Realität auch umgesetzt wird, ist derzeit fraglich. Denn die katholische Kirche beharrt immer noch stark auf der Verurteilung der Homosexualität. Zwar sei die „empfundene Homosexualität“ prinzipiell keine Sünde in den Augen vieler Katholiken, der sexuelle Akt wird jedoch verurteilt, sofern er nicht heterosexuell ist.

Denn das verstoße gegen das Prinzip, dass Geschlechtsverkehr stets das Ziel der Fortpflanzung verfolge. In der Vergangenheit hat Papst Franziskus zwar betont, dass homosexuelle Menschen sehr wohl „Kinder Gottes seien“, eine Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren lehnt der Vatikan jedoch weiterhin strikt ab. Gott „kann Sünde nicht segnen“ hieße es dazu in einem Brief des Vatikans vom März 2021

Angelehnt ist die Kampagne #OutInChurch übrigens an die Aktion #ActOut, bei der sich Anfang 2021 zahlreiche Schauspielerinnen und Schauspieler öffentlich geoutet haben und damit ein Zeichen gegen die diskriminierende Filmindustrie setzen wollten.