Schwein gehabt: Als die Tieraktivistin Joanne Lefson 2016 eine Sau vor der Schlachtung rettet, ahnt sie nicht, welches Talent in dem Tier steckt. Denn heute – sechs Jahre später – ist die Sau mit dem Namen Pigcasso eine gefragte Künstlerin und mischtn die internationale Kunstszene auf.

Mit ihren Kunstwerken hat Pigcasso jetzt sogar einen Weltrekord aufgestellt.

Pigcasso: Vom Schlachthof in die Kunstszene

Dass Schweine sehr intelligente Tiere sind, betont die Wissenschaft immer wieder in zahlreichen Studien und Forschungen. Doch welche verborgenen Talente Schweine haben können, zeigt wohl kaum einer besser als Pigcasso. Denn die sechsjährige Sau ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine richtige Künstlerin. Zwei bis drei Mal pro Woche widmet sich Pigcasso ihrer Berufung und malt eifrig mit der Schnauze.

Unterstützt wird die südafrikanische Sau dabei von ihrer Besitzerin Joanne Lefson. Joanne hat Pigcasso bereits 2016 kurz vor der Schlachtung gerettet und sie auf ihren Gnadenhof in Südafrika gebracht. Das künstlerische Talent entdeckte Joanne dann durch eine besondere Beobachtung.

Denn in ihrem Stall fraß Pigcasso wirklich alles und ruinierte jedes Spielzeug – außer die Kunstutensilien. Was klingt wie aus einem Hollywoodfilm wird dann tatsächlich wahr. Denn Joanne fördert das kreative Interesse der Sau und es entsteht die erste Kunst-Kollaboration zwischen Mensch und Tier.

So entstehen die Bilder

Konkret sieht das Ganze dann so aus: Joanne wählt die Farben für Pigcasso aus, rückt die Leinwand zurecht und beendet das künstlerische Schaffen auch nach einer Zeit; den Rest macht die tierische Künstlerin selbst. Dafür schnappt sie sich mit der Schnauze den Pinsel – ein Trick, den Joanne ihr beigebracht hat – und malt drauf los!

Die schwungvollen Pinselstriche ergeben dann die unterschiedlichsten Formen. Um zu beweisen, dass es bei dem Malen an sich keine menschliche Unterstützung gibt (und zur Unterhaltung der Fans) werden die Malprozesse auch aufgezeichnet.

Bilder mit Echtheitszertifikat

Aber so wertvolle Kunst wie die von Pigcasso muss natürlich auch signiert werden. Wie sollte man sonst ein Original von einer Fälschung unterscheiden können? Tja, auch dafür hat sich das Duo etwas ganz Besonderes überlegt: „Jedes Original ist von Pigcassos Nasenspitze signiert, von Lefson gegengezeichnet und wird mit einem Echtheitszertifikat geliefert“, heißt es auf der Webseite der beiden.

Was für viele jetzt vielleicht nach einem kuriosen Hobby oder einem viralen Video klingt, wurde für das Künstlerduo aber zu einer richtigen Berufung – und das sogar zu einer lukrativen. Denn Pigcassos Kunst wurde von einem New Yorker Paar entdeckt, das den Hof besuchte. Und von da an ging die Karriere steil bergauf: Die saustarken Bilder (dieses Wortspiel konnten wir uns einfach nicht verkneifen) werden mittlerweile regelmäßig ausgestellt und sogar verkauft.

Ab Juli werden die Arbeiten von Pigcasso etwa im Rahmen der „Oink! Less Meat. More Wonder“-Ausstellung auch in Deutschland gezeigt. Und je beliebter Pigcasso wurde, desto teurer wurden auch die Werke. Mittlerweile kostet eine Leinwand rund 1.500 Euro, ein Kunstdruck rund 200 Euro und sogar NFTs sind von Pigcasso erhältlich.

Pigcasso bricht Weltrekord

Pigcasso hat sich also einen richtigen Namen in der Kunstszene gemacht – wie groß der ist, zeigte sich schließlich Ende 2021. Denn ein deutscher Kunstsammler kaufte Pigcassos Bild „Wild and Free“ um rund 26.000 Euro – und machte Pigcasso damit zum Rekordhalter. Denn mit dieser Summe ist die Sau jetzt das Mastermind hinter dem offiziell teuersten Werk eines nicht-menschlichen Künstlers und erhielt einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde. (Zur Erinnerung: der bisherige Rekordhalter war der Schimpanse Congo, der für ein Bild rund 16.000 Euro erhielt.)

Doch Pigcasso will sich mit seiner Kunst nicht nur selbst bereichern – ganz im Gegenteil. Denn der Sau – und ihrer Besitzerin – geht es nicht um Luxusställe, diamantbesetzte Futtertröge oder extravagante Markenkleidung. Wie das Kunstkollektiv auf der Webseite betont, kommt der Erlös von allen verkauften Kunstwerken der gemeinnützigen Organisation von Joanne zugute, „Farm Sanctuary SA“. Die Organisation – ein Gnadenhof – rettet Tiere vor der Schlachtung. Also Tiere wie Pigcasso. Und wer weiß, vielleicht steckt in dem nächsten geretteten Tier ja der nächste Künstler (wir wären ja sehr stark für Ludwig van Pighoven oder Leonardo da Pigci oder etwas ganz Unkonventionelles wie Mousezart).