Hände hoch, wen die deutsche Kultband Tokio Hotel auch durch die Teenie-Jahre begleitet hat! Für euch haben wir jetzt sehr gute Nachrichten: Denn die Jungs haben ein neues Album (2001), das ab heute verfügbar ist. Mit uns haben Bill und Tom Kaulitz über ihre teils einnehmende Vergangenheit, Nostalgie und das Leben in Los Angeles gesprochen.

Und damit haben auch wir uns einen kleinen Teenie-Traum erfüllt.

Das neue Album von Tokio Hotel ist da

Wer den Songtext von „Durch den Monsun“ oder „Schrei“ immer noch auswendig kann, der darf sich getrost als Tokio-Hotel-Superfan bezeichnen (*hust* schuldig!) und sich gleichzeitig super alt fühlen. Denn das erste Album der Jungs aus Magdeburg ist 2001 erschienen, also vor über zwanzig Jahren! Das haben Bill, Tom, Gustav und Georg auch gleich mal zum Anlass genommen und ihr neuestes Album, das seit heute, 18. November, verfügbar ist, nach der Jahreszahl benannt, die ihr Leben von Grund auf verändert hat.

Mit uns haben Bill und Tom Kaulitz (sie in Los Angeles, wir in Wien) über ihre Karriere, die 2000er und ihr neues Album gesprochen und uns dabei so einige spannende Dinge verraten. Wenn man sich das Cover von „2001“ so ansieht, dann verspürt man sofort einen Boyband-Nostalgie-Vibe, oder etwa nicht?

Frontman Bill Kaulitz erzählt uns: „Wir feiern mit unserem Album die letzten 20 Jahre Tokio Hotel. Damit nehmen wir unsere Vergangenheit auf eine Art und Weise in den Arm“. Und zu ihrer Vergangenheit gehört auch ein ganz bestimmter, sehr, sehr wichtiger Song. „Unsere Single ‚Monsun‘ haben wir zum Beispiel in einer völlig neuen Version aufgenommen. Wir haben unseren alten Tokio-Hotel-Sound wiederbelebt und mal wieder zu Gitarren gegriffen“, so Bill. „Aber auch neue Sachen sind darauf zu finden. Wie das Feature mit Vize, was ja eher eine Dance Nummer ist! Songs im 80s-Style mit viel Synthesizer sind ebenfalls mit dabei – mit dieser Musik sind wir einfach aufgewachsen.“

Da stimmt auch Zwillingsbruder Tom Kaulitz zu. „Man könnte sagen, das Album ist ein Best-of aus den letzten vier, fünf Jahren unseres Songwritings“. Über den Y2K-Vibe verrät uns der Gitarrist: „Der Nostalgie-Gedanke ist eigentlich so entstanden, als wir wieder mal zu viert im Studio gestanden sind und zusammen Musik gemacht haben. Da ist auch automatisch das Gefühl zurückgekommen, das wir früher immer hatten“.

Welcome to the Nullerjahre

Wer an die 2000er zurückdenkt, der hat dabei bestimmt so einige Trends in Erinnerung, die ein Gefühl der Nostalgie auslösen. Bei uns wären das etwa blauer Lidschatten, Lipgloss-Overdose und Tattoo-Halsketten. Bill denk an folgendes: „Auf jeden Fall Buffalo-Schuhe! Ich war auch ein totaler Fan von Neoprenjacken. Aber auch an Bauchnabelpiercings muss ich sofort denken“. Sein Bruder fügt noch hinzu: „Ich denke dabei immer an Musiksendungen, Preisverleihungen …“. Dann ruft Bill dazwischen: „Oh und Teenie Magazine!“ Dem können wir nur zustimmen, hehe.

„Hatten lange Ketten um, aus denen wir uns befreien mussten“

Fünf Jahre ist es her, seit die Band Tokio Hotel ihr letztes Album herausgebracht hat. Umso aufregender ist es für alle Beteiligten und Fans, dass jetzt das sechste kommt! Wir fragen uns, ob die Jungs diesmal etwas anders gemacht haben, als bei ihren vorigen Alben. „Ich glaube, dass wir immer freier werden! Wir haben ja schon sehr jung angefangen und waren in diversen Plattenverträgen, aus denen wir nicht mehr so einfach hinausgekommen sind“, verrät uns Bill. „Wir mussten oft mit Produzenten arbeiten, mit denen wir eigentlich gar nicht mehr arbeiten wollten.“

Auch wenn ihnen diese Knebelverträge zu enormen Ruhm verholfen haben, war dennoch nicht alles immer aus purem Gold. „Wir hatten wirklich lange Ketten um, aus denen wir uns erstmal befreien mussten. Dann hat es auch nochmal gedauert, Selbstbewusstsein als Songschreiber zu finden“, gesteht Kaulitz. „Dadurch, dass wir sehr früh angefangen haben, hatten wir auch immer viele Leute, die an uns rumgezerrt haben. Das ist jetzt nicht mehr so, daher ist das jetzt auch eines unserer selbstbewusstesten Alben geworden“, zeigt sich Bill sichtlich stolz.

Los Angeles bedeutet Freiheit

Mittlerweile leben Bill und Tom in Los Angeles und haben dadurch einen völlig anderen und neuen Zugang zur Musikwelt erhalten. Welchen Einfluss das Leben in der City of Angels auf die Brüder hat, erklärt uns Tom: „Einen sehr großen! Die meisten Songs, die wir machen, sind autobiografisch und handeln von unseren Gedanken und unserem Leben. Da hat auch Los Angeles einen großen Einfluss drauf“.

Eindrücke gibt es an dem Ort, aus dem unzählige Größen der Musikwelt stammen, immerhin genug! „Für uns bedeutete die Stadt Freiheit! Hier haben wir unser Erwachsenenleben angefangen und wir haben uns hier auch als Personen gefunden“, so Tom. „Als wir unsere Karriere gestartet haben, waren wir Kinder. Wir waren immer on the road und kannten das Leben außerhalb unserer Tokio-Hotel-Blase eigentlich nicht. Die Musikszene ist hier auch eine vollkommen andere, als in Deutschland“.

Doch so schön, bunt und glitzernd die Welt in Los Angeles auch ist, hin und wieder bekommt man auch Heimweh. Ob die Kaulitz-Twins Deutschland manchmal vermissen? „Auf jeden Fall! Aber wir sind auch echt oft in Berlin“, so Bill. „Aus der Band leben eigentlich alle in anderen Städten bzw. Kontinenten. Und in Berlin treffen wir uns immer, das ist so etwas wie unser Band-Zuhause“. Der Vorteil, wenn man hin und wieder mal in der Heimat vorbeischaut: „Es fühlt sich dann immer so an, als wären wir Touristen im eigenen Land, was ja total schön ist. Man macht dann nämlich die ganzen geilen Sachen dort … neben der Arbeit.“

Tour-Rituale und Schnaps-Sessions mit Fans

Neues Album bedeutet in den meisten Fällen auch neue Tour, richtig? „Ja!“, so Bill. „Aber wir kommen leider nicht nach Österreich, was ich wirklich total schade finde.“ Okay, das tut jetzt wirklich ein bisschen weh. Aber Bill liefert einen guten Grund nach: „Wir mussten unsere Tour insgesamt dreimal verschieben, aber jetzt geht es dann bald los – endlich! Natürlich sind alle Österreicher:innen trotzdem herzlich willkommen, wir treten ja auch ganz in der Nähe auf“. Na guuuut!

„Wir sind wirklich unglaublich froh, dass es jetzt wieder losgeht. Wie Bill schon erwähnt hat, mussten wir die Tour ein paar Mal verschieben“, stimmt auch Tom ein. „Das ist ja jetzt erst der Start, es werden weitere Termine folgen. Das ist nur der erste Teil der Europa Tour!“ Heißt für uns: Es gibt doch noch Hoffnung, unsere Teenie-Helden live auf der Bühne zu sehen.

Apropos Tour: Wie bereitet man sich als Tokio-Hotel-Member eigentlich darauf vor? „Wir sind wirklich immer sehr gut vorbereitet – ich bin da sehr genau. Das ist wahrscheinlich die Jungfrau in uns!“, so Bill. „Wir haben einen sehr hohen Anspruch an die Produktion und wollen etwas machen, was man so noch nie gesehen hat“, stellt Tom klar. Dann verrät er noch: „Die kommende Show wird sehr ausgefallen sein, das kann ich schon mal verraten!“

Nach über zwanzig Jahren als Band, hat man bestimmt auch kleine Rituale, die man immer vor der Show durchführt, oder etwa nicht? „Wir haben vor unseren Shows oft viele Meet and Greets. Und da trinken wir mit unseren Fans immer einen ‚Pfeffi‘ [Anm. d. Red. Pfefferminzlikör]“, erklärt Bill. „Ansonsten aktivieren wir zu viert immer unsere Power-Rangers-Power – das ist so unser kleiner Kindheitstraum. Das können wir jetzt leider nicht vormachen, weil Georg und Gustav fehlen – das bringt sonst Unglück. Wir kennen uns ja schon seit über 20 Jahren und bei diesem Ritual sind wir dann alle kurz wieder 15 …“. Nicht nur ihr!

TikToker aus Leidenschaft

Damals, als Tokio Hotel begonnen hat, gab es kaum bis überhaupt keine Social-Media-Plattformen. Heute weiß man gar nicht mehr, wo man sich noch überall anmelden soll. Doch die Jungs der Band haben den Sprung geschafft und sind jetzt auch auf Instagram, TikTok und Co super aktiv. „Bill ist leidenschaftlicher TikToker! Du bist in erster Linie TikToker und dann Musiker“, wendet sich Tom lachend an seinen Bruder.

Aber Spaß beiseite: Hin und wieder kann es doch auch ganz schön herausfordernd sein, all den Hypes hinterherzujagen. „Das ist schon manchmal schwer, da mitzuhalten. Wenn ich ein TikTok-Video drehen muss, dann trage ich mir das in meinen Terminkalender ein, das dauert einfach so lange!“. Oh boy, wir wissen GANZ GENAU wie du dich fühlst, Bill.

„Wir sind natürlich nicht damit aufgewachsen und müssen uns erst daran gewöhnen“, so Tom. „Man fühlt sich dann manchmal schon auch ein bisschen alt“, gibt Bill zu. Das Ergebnis kann sich aber definitiv sehen lassen. Sowohl der offizielle Tokio-Hotel-Account, als auch Bill Kaulitz als Einzelperson, sorgen für Entertainment. Umso besser, wenn des Öfteren Promis wie Heidi Klum vorbeischauen (wer es nicht weiß: Tom Kaulitz ist seit 2019 mit dem Supermodel verheiratet).

@billkaulitz

well we tried 😜 not getting easier after a few drinks but def more fun 🤪🤪🤪 #happypeoplechallenge with all my faves @heidiklum @ladygoodtimes @dadimakesmusic @tokiohotel @weddingcakeofficial Now let’s see you!!!

♬ Happy People (feat. Daði Freyr) – Tokio Hotel

Stilikone seit 2001

Wer die Reise von Tokio Hotel seit dem Anbeginn verfolgt, dem ist sicherlich nicht entgangen, dass Bill Kaulitz sowohl mit seinem Hairstyle als auch mit seinen Outfits polarisiert und für Inspiration sorgt. Wovon sich der 30-Jährige selbst inspirieren lässt? „Von mir!“, lacht Tom. „Manchmal geht er in meinem Kleiderschrank shoppen“. Bill kontert: „Das liegt aber daran, dass sich Toms Stil mittlerweile meinem Stil angepasst hat!“ Fair enough!

Dann verrät uns Bill sein Styling-Geheimnis und erklärt, wo seine Ideen herstammen: „Ganz ehrlich: Von überall! Vom Leben. Ich bin jetzt nicht jemand, der aktiv schaut, welche Trends gerade angesagt sind. Die 80er werden immer eine große Inspiration sein. Sowohl in der Musik als auch in Sachen Haar-Styling und Klamotten. Ich bin ein sehr visueller Mensch und sauge alles in meinem Umfeld auf. Von Filme über Serien und Städte in die ich reise.“ Und davon gibt’s im Leben der Kaulitz-Brüder wohl wirklich mehr als genug!