„Der Tinder Schwindler“ hat in den vergangenen Tagen sicher einige zum Grübeln gebracht, wenn es um das Thema Online-Dating geht. Denn die Geschichte des Betrügers, der von Frauen Millionenbeträge ergaunerte sorgt derzeit international für Aufregung. Doch der Schaden für die Opfer war nach der Enthüllung noch lange nicht vorbei.

Denn bis heute leiden einige unter den Konsequenzen.

Reicher Oligarchen-Sohn oder doch ein Betrüger?

Es ist eine dieser Dokumentationen, über die wir vermutlich noch lange sprechen werden. „Der Tinder Schwindler“ auf Netflix erzählt nämlich die Geschichte von mehreren Frauen, die auf den gleichen Mann reingefallen sind; und zwar über Tinder.

Sie alle lernten den reichen Simon Leviev auf der App kennen. Ein Name, den sie spätestens nach dem ersten Date bei Google eingaben und die Biographie eines Mannes erhielten, der der Sohn eines reichen russischen Diamant-Oligarchen ist. Und eben dieses Luxusleben genossen die Frauen an Simons Seite. Sie machten schon nach kurzer Zeit Luxusurlaube, exklusive Restaurantbesuche und lebten ein Leben, wie man es nur aus glamourösen Hollywood-Filmen kennt.

Doch dies ändert sich schlagartig, als der Traumprinz vermeintlich von seinen Feinden bedroht wird. Er zeigt den Frauen Videos von seinen verletzten Leibwächtern und erklärt ihnen, dass die Feinde auch ihm auf den Fersen seien.

Er erzählt seinen Freundinnen also, dass er flüchten muss. Die Frauen, die immer noch davon ausgehen, dass es sich bei Simon um einen Multimillionär handelt, unterstützen sein Untertauchen und geben ihm Geld. Denn der untergetauchte Simon kann auf sein Vermögen natürlich nicht zugreifen, ohne entdeckt zu werden. Das Geld sollten die Frauen zurückbekommen, versprach er ihnen.

Verhaftung 2019

Ein Trick, der dem Mann in nur wenigen Jahren zu insgesamt zehn Millionen Dollar verholfen hat. Und während er weiterhin in Reichtum leben kann, verschulden sich seine Freundinnen in dem Glauben, etwas Gutes zu tun. In „Der Tinder Schwindler“ kommen drei dieser Frauen zu Wort und erzählen von den Tricks, die er bei ihnen anwendete, um sie zu überzeugen.

Zumindest bis 2019, denn dann fliegt der Betrug endlich auf. Mithilfe der drei Frauen kann der Tinder Schwindler endlich enttarnt werden, finanziell hilft das den Betroffenen aber kaum. Denn der Mann wird nicht wegen Betrugs angeklagt, sondern wegen anderen Straftaten, wie etwa einem gefälschten Pass. Nach nur fünf Monaten Haft ist er wieder auf freiem Fuß und die Dokumentation hinterlässt ihr Publikum mit einer großen Frage: Und was jetzt?

Was passiert mit dem Tinder Schwindler?

Für den Tinder Schwindler selbst gab es auf den ersten Blick keine extremen Konsequenzen. Denn bis vor Kurzem teilte er sein luxuriöses Leben noch mit seinen rund 100.000 Followern auf Instagram. Schuld an dem Kummer – und den finanziellen Notlagen – seiner Opfer nahm er nie auf sich.

Simon, der eigentlich Shimon Hayut heißt, lebt heute als freier Mann in Israel. Kurz vor der Veröffentlichung der Dokumentation erklärte er seinen Followern, dass er seine Seite der Geschichte erzählen werde – und löschte daraufhin seinen Account.

Tinder Schwindler: Opfer bitten um Geld

Online-Dating-Apps zogen jedoch sehr wohl Konsequenzen aus der True-Crime-Doku. Denn kurz nach dem Release von „Der Tinder Schwindler“ wurde Simon von den meisten Dating-Plattformen gesperrt; darunter etwa Tinder, Hinge und Match.com. Tinder veröffentlichte einen Tag vor der Premiere zusätzlich ein neues Factsheet mit dem Namen „Romance Scams: How to Protect Yourself Online.“ Darin werden Tipps gegeben, wie man mögliche Dating-Betrüger entlarven kann.

Für die betroffenen Frauen kommen derartige Sheets allerdings zu spät. Denn wie auch in der Dokumentation wiederholt betont wird, leiden sie bis heute unter den Konsequenzen und sind teils hoch verschuldet. Die drei Frauen aus der Doku haben deshalb jetzt eine GoFundM-Seite gestartet, um ihre Schulden abbezahlen zu können.

In der zugehörigen Bio schreiben sie: „Die letzten Tage waren wie ein Wirbelwind, und wir drei (Ayleen, Pernilla und Cecilie) waren völlig schockiert und überwältigt von der Flut des Mitgefühls und der Unterstützung von allen. Die schiere Liebe ist mehr, als wir je erwartet hätten, und wir sind euch allen sehr dankbar.“

Ihr gemeinsames Ziel ist es, 800.000 Dollar zu sammeln, um die Schulden, die durch Simon entstanden sind, abbezahlen zu können. In den wenigen Tagen seit der „Tinder Schwindler“-Premiere haben sie bereits mehr als 50.000 Dollar erhalten.