Die 3. Staffel der umstrittenen Netflix-Serie rund um die Teenager der Liberty High ist seit Ende August auf der Streaming-Plattform verfügbar und natürlich habe auch ich mir die neuen Folgen schon alle angeschaut. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, schön langsam kann ich die Serie nicht mehr sehen. 

Eine Kritik.

13 Reasons Why: Schön langsam reicht’s

Als die erste Staffel der Serie rund um den Selbstmord von Hanna Baker auf Netflix kam, konnte ich mich tagelang kaum vom Fernseher wegbewegen. Ich war gefesselt von 13 Reasons Why, fand die Storyline extrem spannend und den Aufbau der Serie gut gemacht. Und auch die Tatsache, dass sie sich mit einem umstrittenen Thema auseinandersetzt, dass in unserer Gesellschaft teilweise immer noch tabuisiert wird, fand ich extrem gut. Man mag darüber streiten, dass Selbstmord in 13 Reaons Why teilweise problematisch behandelt wird. Denn ja, es gibt mittlerweile auch schon Studien dazu, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen der Serie und dem Anstieg der Selbstmord-Rate in den USA gibt. Dennoch wurde – zumindest anfangs – damit Aufmerksamkeit und ein Bewusstsein für das Thema geschaffen.

Mit der Fortsetzung der Netflix-Serie in der mittlerweile dritten Staffel ist meine Begeisterung für 13 Reasons Why aber leider alles andere als gewachsen. Und ich muss sagen: schön langsam reicht’s. Denn irgendwie entwickelt sich die Story rund um die Teenager der Liberty High immer weiter fernab von jeglicher Realität. Und ja, womöglich will man genau diese Extreme dafür nutzen, um noch mehr Aufmerksamkeit für verschiedenste Tabu-Themen wie Mobbing, Homophobie, Depression oder Gewalt zu erreichen. Meiner Meinung nach wird das aber langsam too much.

Zu viel Drama: Deshalb habe ich genug von 13 Reasons Why

Trotz der starken Kritik gegen die erste Staffel der Serie, wurde eine zweite und nun auch eine dritte Staffel von 13 Reasons Why gedreht. Und damit nicht genug: auch eine Vierte ist bereits in Planung. Während es in der zweiten Staffel um Tylers geplanten Amoklauf an der Schule ging, den Clay und Tony gerade noch rechtzeitig verhindern konnten, dreht sich in Season 3 nun alles um den Mord an Bryce Walker. Die Serie entwickelt sich zu einer Murder Mystery Show, in der niemand so recht weiß, wer dahinter steckt. Ein Schüler nach dem anderen wird zum Tod und zu seiner Beziehung zu Bryce befragt. Immer wieder gibt es Rückblenden, die zeigen, dass Bryce sich eigentlich ändern wollte. Denn obwohl es ja eigentlich genug Beweise dafür gab, dass er mehrere Mädchen an der Liberty High vergewaltigt hat, wurde er vor Gericht freigesprochen.

Wie es auch anders sein soll, ist das natürlich nicht das Ende. Bryce wird umgebracht und niemand weiß, wer der Mörder war. Die dritte Staffel von 13 Reasons Why entwickelt sich zur Krimiserie und ist irgendwie längst über ihr Ziel hinausgeschossen – im negativen Sinn versteht sich. Es herrscht einfach viel zu viel Drama, das kein Ende nehmen will. Sogar in der Serie selbst fragen sich alle: wann hört das endlich auf?

Falsche Message?

Nicht nur das Drama und die realitätsfremde Handlung sind mir irgendwie zu viel. Hinzu kommt auch, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob hier nicht teilweise die falsche Message vermittelt wird, wenn es um Bryce Walker geht. Er will sich scheinbar ändern und ein anderer Mensch werden. Er will Frauen respektvoll behandeln. Auslöser scheint dabei seine Beziehung zu Ani zu sein, die neu an der Liberty High ist. Für sie will er besser werden. Doch vermittelt das nicht irgendwie das Bild, dass scheinbar alle andere Frauen nicht gut genug waren, um respektvoll behandelt zu werden? Mag sein, dass man auch zu viel hineininterpretieren kann. Und ja, Menschen können sich ändern und jeder hat eine zweite Chance verdient. Allerdings finde ich es dennoch bedenklich, wie die Situation in der dritten Staffel der Serie dargestellt wird. Ganz generell reicht es mir irgendwie einfach. Mein anfänglicher Hype rund um 13 Reasons Why ist längst abgeflaut. Aber natürlich werde ich mir auch die vierte Staffel bis zum Ende anschauen. Denn ich will wissen: wann hört es endlich auf?