In den letzten Monaten kam es vor der spanischen und portugiesischen Küste zu mysteriösen Attacken von Orcas. Die Meeresbewohner rammten immer wieder Segelboote. Nun stellte eine eigens beauftragte Expertengruppe eine Erklärung vor: Rache soll das Motiv hinter den Attacken gewesen sein.

Ein früherer negativer Vorfall soll demnach die Schwertwale dazu veranlasst haben, sich den Booten zu nähern.

Die Rache der Orcas?

In den letzten Monaten sorgten Orcas in den Gewässern vor Spanien und Portugal für Angst und Schrecken. Gut, vielleicht nicht für Angst und Schrecken, aber definitiv für Verwunderung. Die Tiere attackierten immer wieder Boote so schwer, das sogar Schäden entstanden. Verletzungen bei den Besetzungen gab es zwar keine, dennoch wollte man dem Phänomen auf den Grund gehen. Deswegen beauftragte man eine eigene Expertengruppe, um dem Verhalten der Schwertwale auf den Grund zu gehen. Denn warum die Tiere so aggressiv waren, konnten Meeresbiologen nur vermuten. Um auf Nummer Sicher zu gehen, verhängte das Verkehrsministerium in Madrid sogar ein Segelverbot für einige Tage.

Wissenschaftler hatten das Verhalten der Tiere, von denen zumindest eine Gruppe Boote verfolgt zu haben schien, als „höchst ungewöhnlich“ und „beunruhigend“ bezeichnet. Die auch Schwert- und Killerwale genannten Orcas könnten sich auch „aus Neugierde“ den Segelbooten nähern, um mit diesen zu spielen. Es sei aber ungewöhnlich, dass auch die Kraft der Tiere zum Einsatz gekommen sei, so die Forscher und Forscherinnen. Attacken wie diese habe es bisher aber nie gegeben. Am 6. Oktober stellte die Expertengruppe nun eine Erklärung vor. „Der Auslöser für dieses seltsame und neuartige Verhalten könnte ein aversiver Zwischenfall gewesen sein, den die Orcas mit einem Boot hatten und bei dem die Geschwindigkeit des Bootes ein kritischer Faktor gewesen sein könnte“, lautet die Erklärung. Klare Beweise dafür gibt es allerdings noch nicht. Dieser Vorfall könnte aber jedenfalls die Schwertwale, auch Killerwale genannt, dazu gebracht haben, Segelbooten hinterherzujagen, um diese zu verlangsamen.

Drei Orcas waren immer dabei

Die Untersuchungen der Expertengruppe basierten großteils auf Fotos und Videoaufnahmen. Dadurch wurden drei Schwertwale, die bei fast zwei Drittel der Attacken dabei gewesen sein sollen, ausfindig gemacht. Bei zwei dieser Orcas wurden auf Unterwasserfotos Verletzungen festgestellt. Diese könnten bei dem Versuch Thunfisch von längeren Angelschnüren zu reißen, entstanden sein. Einige Wunden könnten sich die Tiere auch durch den Kontakt mit Booten zugezogen haben.

Stress als weitere Vermutung

Die auf Meeressäuger spezialisierte Biologin María del Carmen Rodríguez hat aber eine andere Vermutung. Ihrer Ansicht nach könnte das ungewöhnliche Verhalten der Tiere eine Folge der Corona-Pandemie sein. Dem spanischen Radiosender Cope erklärte sie: „Die Tiere hatten sich vielleicht an die Ruhe gewöhnt, die der monatelange Lockdown bei uns auch den Meeren gebracht hatte. Als es im Sommer dann plötzlich wegen des wieder zunehmenden Schiffsverkehrs wieder deutlicher lauter wurde, hat der Lärm die Tiere vielleicht gestresst und aufgebracht. Das könnte die Erklärung für diese ungewöhnliche Aggressivität sein, denn das Verhalten der vergangenen Wochen ist sehr rätselhaft.“