Aufgrund der steigenden Corona-Neuinfektionen beriet sich die österreichische Regierung am 29. Oktober mit einem Experten-Gremium. In einer Pressekonferenz erklärte Bundeskanzler Sebastian Kurz, er wolle am Wochenende mit den Parlamentsparteien sprechen.

Erst danach sollen schärfere Maßnahmen verkündet werden.

Sebastian Kurz verschiebt Entscheidung über schärfere Maßnahmen

„Wir befinden uns in einer zweiten Welle, die wir erwartet hatten“, beginnt Sebastian Kurz die Pressekonferenz. Die Zahlen würden sich im Moment innerhalb einer Woche verdoppeln. Österreich habe zwar ein gutes Gesundheitssystem, aber auch hier werden die Kapazitäten irgendwann voll sein. Vor einiger Zeit hätte er bereits eine Zahl genannt, ab wann die Kapazitäten überfordert seien: 6.000 Neuinfektionen pro Tag und das über mehrere Wochen. „Das bedeutet im Extremfall dann auch, dass Experten entscheiden müssen, wer behandelt wird oder nicht“, so Kurz. So eine Situation werde man nicht zulassen. Er verwies etwa auf Frankreich, wo „bereits Krebsoperationen verschoben werden müssen“.

„Wir haben daher heute mit einigen Experten noch einmal kritisch hinterfragt, ob die Zahl von 6.000 Neuinfektionen pro Tag wirklich ein kritischer Schwellenwert ist„, so Kurz. Die Experten hätten ihm das bestätigt. Als Bundesregierung müsse man nun reagieren und habe für Freitag die Sozialpartner eingeladen. Mit den anderen Parteien im Nationalrat wolle man am Samstag sprechen, mit den europäischen Nachbarstaaten sei man im engen Austausch. Erst danach werden weitere Maßnahmen verkündet.

Gesundheitsminister warnt Bevölkerung

„Die Pandemie hat eine dramatische, gewaltige Dimension“, warnt Gesundheitsminister Rudolf Anschober. In der zweiten Welle sei die Situation noch dramatischer als bei der ersten Welle. „Wir haben eine Verschiebung der Altersstruktur„. Die neusten Zahlen seien alarmierend. Er rechne mit 5.800 Neuinfektionen bis Ende nächster Woche.

Zuletzt gab es in Österreich mehr als 4.400 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Deutschland hat trotz geringerer Neuinfektionszahlen bereits gestern einen „Lockdown Light“ am 2. November verkündet.