Es ist mittlerweile vier Jahre her, dass mehrere Frauen dem Schauspieler James Franco unter anderem sexuelle Belästigung vorgeworfen haben. Jetzt äußert er sich erstmals zu den Anschuldigungen und erzählt von seiner Alkohol- und Sexsucht.

Er habe durch seine Süchte viele Menschen verletzt, gibt Franco zu.

James Franco äußert sich zu Vorwürfen

Sexuelles Fehlverhalten, Belästigung, Ausbeutung: Die Anschuldigungen gegen James Franco waren vielseitig und offenbarten ein toxisches Klima in Francos Schauspielschule. Denn fünf Frauen äußerten in einem Artikel der Los Angeles Times Vorwürfe, dass Franco „Unangemessenes oder sexuell ausbeuterisches Verhalten“ ihnen gegenüber zeigte.

Sie waren Studentinnen an Francos Schauspielschule Studio 4, die er von 2014 bis 2017 hatte. Katie Ryan – eine der Studentinnen – erzählte etwa, dass Franco „immer alle denken ließ, es gäbe mögliche Rollen, wenn wir sexuelle Handlungen vollziehen oder unsere Oberteile ausziehen würden.“

Die Schauspielerin Sarah Tither-Kaplan berichtete währenddessen davon, dass Franco während einer Orgien-Szene, in der er an den Frauen Oralsex simulierte, den Plastikschutz, der ihre Vagina bedeckte, entfernte und die Szene durchführte.

Gemeinsam mit einer zweiten Studentin klagte Tither-Kaplan gegen Franco. Im Juli erreichten die beiden eine außergerichtliche Einigung mit dem Schauspieler. 2,2 Millionen Dollar soll er bezahlt haben, um die Klage beizulegen.

„Ich war völlig blind für Machtdynamik“

Die Vorwürfe stritt Franco bisher immer ab. Abgesehen von einem Talkshow-Auftritt im Jahr 2018 zog sich der Schauspieler bisher aus dem Rampenlicht zurück und äußerte sich nicht mehr zu den Vorwürfen. Bis jetzt. Denn in einem Interview in der „Jess Cagle Show“ spricht der Schauspieler offen über die Anschuldigungen.

Er gibt dabei zu, dass er zu Studentinnen seiner Schauspielschule sexuelle Beziehungen hatte, jedoch seien diese immer einvernehmlich gewesen. Dennoch erklärt Franco, dass diese sexuellen Beziehungen „falsch“ waren. Dass auch einvernehmliche Beziehungen in seiner Position als Lehrer und Schauspieler problematisch waren, war ihm nicht bewusst, betont er. „Ich war völlig blind für Machtdynamik oder Ähnliches, aber auch völlig blind für die Gefühle der Menschen.“

Die Vorwürfe, dass er seine Schule mit dem Ziel gegründet hatte, „eine Pipeline junger Frauen zu schaffen, die im Namen der Bildung seiner persönlichen und professionellen sexuellen Ausbeutung unterworfen werden sollten“ – wie es in der Klage gegen ihn formuliert wurde – bestreitet er.

„Das ist nicht der Grund, warum ich die Schule gegründet habe und ich war nicht die Person, die die Leute für die Klasse ausgewählt hat“, sagte er. „Es war also kein Masterplan meinerseits. Aber ja, es gab bestimmte Fälle, in denen ich mit einem Schüler eine einvernehmliche Sache hatte, die ich nicht hätte haben sollen.“

James Franco spricht über Sexsucht

Franco, der als Jugendlicher alkoholabhängig war und seit seinem 17. Lebensjahr keinen Alkohol mehr trinkt, erklärt in dem Interview, dass er dies durch eine neue Sucht ersetzte. „Sobald ich aufgehört hatte, Alkohol zu trinken, um dieses Loch zu füllen, war es wie: ‚Oh Erfolg, Aufmerksamkeit – das ist großartig.‘ Und so wurde ich auf eine seltsame Weise süchtig nach Bestätigung„, sagt Franco. Auch deshalb habe er sich in Arbeit gestürzt und immer nach dem nächsten großen Erfolg gesucht.

Der Drang nach Anerkennung und Bestätigung sei schließlich auch in eine Sexsucht ausgeartet, gesteht er in dem Interview. „Ich war über 20 Jahre lang süchtig danach, und das Heimtückische daran ist, dass ich die ganze Zeit über alkoholfrei blieb. Ich bin die ganze Zeit über zu Treffen gegangen. Ich habe sogar versucht, andere Menschen zu unterstützen. Und in meinem Kopf war es so: ‚Oh, ich bin nüchtern. Ich führe ein spirituelles Leben.‘ Aber nebenbei verhalte ich mich jetzt auf all diese anderen Arten. Und ich konnte es nicht sehen.

Rückblickend ist ihm klar, dass er einige Fehler gemacht hat. In der Vergangenheit habe er etwa alle seine Ex-Freundinnen betrogen. Nur seiner derzeitigen Partnerin, mit der er seit vier Jahren liiert ist, sei er treu geblieben.

„Ich habe viele Menschen enttäuscht“

Durch die öffentlichen Anschuldigungen gegen ihn habe er begonnen, über sein Leben zu reflektieren und aktiv an sich zu arbeiten. „Ich habe viele Menschen enttäuscht!“, sagt er. „Ich habe meine Schüler im Stich gelassen, ich habe die Oscars moderiert. Ich habe sie im Stich gelassen. Ich habe meine Kollegen bei meinen Filmen im Stich gelassen.“

Auch deshalb spricht er erst vier Jahre später offen über die Vorwürfe, sagt er. Denn: „Es schien mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein, etwas zu sagen. Es gab Leute, die wütend auf mich waren und ich musste zuhören.“