Seit seiner Veröffentlichung steht der Netflix-Film „Blond“ in der Kritik. Der Grund: viele finden, dass der Film die Tragödien in Marilyn Monroes Leben verherrlicht und romantisiert. Jetzt äußert sich die Autorin der Buchvorlage zu den Anschuldigungen.

Sie kann die Kritik offenbar nicht nachvollziehen.

Shitstorm gegen Netflix-Film „Blond“

Sollte man noch Filme über Marilyn Monroe machen oder ist das mittlerweile einfach respektlos? Diese Frage stellen sich derzeit viele User:innen online. Denn nachdem Netflix die fiktionalisierte Lebensgeschichte der Schauspielikone in „Blond“ inszeniert hat, sind sich viele einig, dass dieser Film problematisch ist.

Denn er zeigt einige Szenen aus Marilyns Leben, in denen sie Gewalt, Sexualisierung und extremen Situationen ausgesetzt war. Für manche User:innen eine Romantisierung eben dieser Traumata. Sie sind sich einig, dass der Film Monroes Traumata ausbeutet, indem unter anderem sexuelle Gewalt, Abtreibung und Selbstmord so explizit gezeigt werden.

„‚Blond‘ ist das, was passiert, wenn man Frauen auf ihr Leiden reduziert“, schreibt etwa eine Userin auf Twitter. „Marilyn lebte ein vollständiges Leben und war ein vollständiger Mensch. Sie ist mehr als der Schmerz, den sie ertrug. Das sind alle Frauen.“ Eine andere Userin betont währenddessen, wie viel Fiktion in dem Netflix-Film steckt. „Dieser Film ist so ungenau und verstörend. Ich habe Marilyn immer geliebt und das ist das Respektloseste, was ich je gesehen habe. Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit. Erinnern wir uns stattdessen an sie als die schöne, selbstbewusste und lebendige Frau, die sie war.“

„Wir sind von toten Mädchen und Serienmördern besessen.“

Viele betonen, dass an diesem Fokus vor allem der „male gaze“ Schuld ist, der von Regisseur Andrew Dominik bestärkt wurde. Denn rein optisch sind viele von dem Film überzeugt. „Auf technischer Ebene ist #Blonde perfekt. Tadellose Cinematographie und Filmmusik“, betont ein User etwa auf Twitter. „Ana de Armas gibt eine faszinierende Vorstellung. Aber was das Drehbuch betrifft, so hat der Regisseur versucht, die Geschichte eines ausgebeuteten Filmstars zu erzählen, indem er – ironischerweise – Ausbeutung statt Mitgefühl einsetzte.“

Sogar Supermodel Emily Ratajkowski kritisierte den Film in einem TikTok-Video: „Ich bin nicht überrascht zu hören, dass es ein weiterer Film ist, der weiblichen Schmerz fetischisiert, sogar im Tod“, betont sie darin. „Wir sind von toten Mädchen und Serienmördern besessen.“

„Blond“-Autorin äußert sich zu Kritik

Die Kritik wurde zuletzt so laut, dass sich auch die Autorin der Buchvorlage – Joyce Carol Oates – zu den Vorwürfen meldet. Auf Twitter bezieht sie jetzt nämlich Stellung und schreibt: „Ich denke, es war/ist ein brillantes Werk der Filmkunst, natürlich nicht für jedermann.“

In ihrer Stellungnahme zeigt sich die Autorin über die Kritik überrascht. Denn sie kann offenbar nicht ganz nachvollziehen „dass in einer Post-#MeToo-Ära die schonungslose Enthüllung von sexuellem Missbrauch in Hollywood als ‚Ausbeutung‘ interpretiert wurde.“ Oates selbst war an dem Film übrigens nicht beteiligt; abschließend betont sie jedoch, dass sie sich sicher ist, dass Regisseur Andrew Dominik sicher „Norma Jeanes Geschichte aufrichtig erzählen“ wollte.

Trotz Kritik: „Blond“ bleibt in Streamingcharts

Unter ihrem Tweet kommentieren derzeit einige Follower:innen Zuspruch für die Autorin und betonen, dass sie das Konzept hinter dem Film verstehen. „Es ist ein brillanter, zukunftsweisender Film, der seiner Zeit voraus ist. Eines Tages werden wir uns mit ihm beschäftigen. Er ist einer der besten Filme des Jahres“, schreibt etwa eine Userin.

Doch das sehen nicht alle so, denn viele bleiben bei der Ansicht, dass der Film einfach zu weit geht. „Es ist ein filmischer Softporno, der Marilyns Berühmtheit ausnutzt und jede Gelegenheit nutzt, um Frauenfeindlichkeit in Hollywood zu normalisieren“, betont ein User, während ein anderer die Motivation des Regisseurs in Frage stellt. „Er [Anm. Regisseur Andrew Dominik] ist nur an ihrem Schmerz interessiert. Das hat er gesagt. Aufrichtigkeit fühlt sich irrelevant an, denn aufrichtig an jemandem interessiert zu sein, nur weil er ein Trauma hat? Das fühlt sich super eklig an.“

Eines hat der Film aber auf jeden Fall geschafft: Aufmerksamkeit generieren. Denn seit der Veröffentlichung auf Netflix dominiert „Blond“ die Charts auf dem Streamingservice.