Wir sind mitten in der Grippezeit und für die meisten von uns heißt das auch eines: wir hören schier endlose Anekdoten tapferer Männer, die den „Männerschnupfen“ besiegt haben. Doch ein österreichisches Forscherteam hat diese mysteriöse Erkrankung jetzt einmal ganz genau unter die Lupe genommen.

Und wer hätte das gedacht: Den „Männerschnupfen“ gibt es überhaupt nicht!

Forscherteam untersucht „Männerschnupfen“

Es ist doch jedes Jahr das gleiche Spiel: In der Grippezeit leidet der Partner/Bruder/Mann/Vater immer SO VIEL mehr als die Frauen. Der „Männerschnupfen“ soll daran Schuld sein, heißt es dann. Denn die Symptome seien viel schlimmer, die Schmerzen unerträglich und Luft bekommen ist ein Ding der Unmöglichkeit! Wer mit einer an „Männerschnupfen“ erkrankten Person zusammen lebt, kann schon einmal glauben, dass es sich um die schlimmste Erkrankung handelt, die man sich vorstellen kann.

Damit kann die reguläre Erkältung doch niemals mithalten, oder? Tja, ein Forschungsteam aus Innsbruck ist dem mysteriösen „Männerschnupfen“ jetzt einmal genau nachgegangen. 113 Personen mit grippeähnlichen Symptomen beobachtete das Team dafür in den ersten acht Tagen nach einer Infektion. 56 Prozent von ihnen waren Frauen, 44 Prozent Männer. Alle Teilnehmenden wurden sowohl nach ihren subjektiven Symptomen und Empfindungen befragt, als auch von Ärzt:innen objektiv auf Symptome wie eine verstopfte Nase, Kopfschmerzen, Schüttelfrost oder Schlafmangel untersucht.

Und das Ergebnis wird wohl vielen „Männerschnupfen“-Patienten so gar nicht gefallen. Denn das Forschungsteam kommt zu einem klaren Fazit: so etwas wie einen „Männerschnupfen“ gibt es nicht. Die objektiven Symptome bei Frauen und Männern sind gleich!

Frauen genesen schneller

„Ungeachtet der verbreiteten Anerkennung des ‚Männerschnupfens‘ in der allgemeinen Popkultur sind empirische Daten zu geschlechtsspezifischen Unterschieden rar“, heißt es in der Erklärung des Teams. Das außergewöhnliche Leiden der Männer konnte wissenschaftlich also nicht nachgewiesen werden. Doch eine Sache fiel den Forschenden dann doch im Geschlechtervergleich auf: Frauen genesen schneller als Männer. Auch wenn ihre Symptome gleich sind, schaffen es Frauen offenbar, schneller wieder gesund zu werden.

Verantwortlich dafür könnten übrigens die Hormone sein. Denn schon Studien aus der Vergangenheit zeigten, dass die Wechselwirkung zwischen den Sexualhormonen und dem Immunsystem bei Frauen beeindruckende Effekte hat. So können sie demnach besser Antikörper produzieren, was wiederum dabei unterstützt, schneller Abwehrkräfte zu entwickeln und schneller fit zu sein.

Doch eines will das Forschungsteam klar betonen: Das Konzept des Männerschnupfens sollte verworfen werden. Falls eure Liebsten diese Grippesaison also wieder einen ganz furchtbaren und unvergleichbaren Schnupfen haben, hilft ihnen bei der Genesung ja vielleicht die Studie des Teams, die im „Journal of Psychosomatic Research“ veröffentlicht wurde. Da wirkt der Schnupfen vielleicht gar nicht mehr so dramatisch!