Eine britische Studie zeigt, dass das Alleinsein im Lockdown auch unser Denken verändert hat. Zukunftsgedanken wurden weniger, auch die Gedanken an Mitmenschen wurden reduziert.

Die Studie erklärt auch, warum die Gedanken später wieder verstärkt zurückgekommen sind.

Zukunftsgedanken nahmen während Lockdown ab

Die britische Universität York zeigt mit einer neuen Studie, wie sich die Gedankenwelt durch den ersten Lockdown veränderte. Dabei machten insgesamt 78 Menschen im Alter zwischen 18 und 68 Jahren mit.

Sie wurden kurz vor und während dem ersten Lockdown in Großbritannien zu ihrem Gemütszustand und Wohlbefinden befragt. Sieben Tage lang beantworteten sie fünf Mal täglich persönliche Fragen via SMS. Die Ergebnisse teilten die Forscher jetzt im Fachmagazin „PNAS“.

Sie zeigen, dass der Lockdown durchaus starke Auswirkungen auf das Wohlbefinden der einzelnen Personen hatte. Auch die Dinge, über die sie sich Gedanken machten, waren verändert. Denn im Rahmen einer internationalen Pandemie mit nicht einzuschätzendem Ausmaß wurden die Gedanken an die eigene Zukunft immer weniger.

Lockdown verändert Denkmuster

Zukunfts-Gedanken kamen erst zurück, „wenn die Menschen aktiv an der Arbeit beteiligt waren“, erklärt Bronte McKewon, die Hauptautorin der Studie. „Wir wissen, dass Zukunftsdenken im Allgemeinen mit positiven Auswirkungen auf die psychische Gesundheit verbunden ist. Die Tatsache, dass diese Art des Denkens während des Lockdowns reduziert war, könnte dazu beitragen, einige der negativen emotionalen Veränderungen zu erklären, die während dieser Zeit dokumentiert wurden.

Die verringerten sozialen Kontakte der Menschen hatten auch noch einen zweiten Nebeneffekt. Denn die Probanden dachten auch weniger an ihre Mitmenschen. Der Grund sei laut Studie, dass Menschen „soziale Denker“ sind. Man denkt also häufiger an jene Menschen, mit denen man auch aktiv zu tun hat.

Gedanken kamen nach sozialer Interaktion zurück

Dementsprechend veränderten sich die Denkmuster wieder, sobald sich in der Routine etwas veränderte. Erste Lockerungen und Treffen mit anderen sowie ein geregelter Arbeitsalltag führten zu Gedanken an Mitmenschen und die eigene Zukunft.

„Während des Lockdowns, wenn die Menschen allein waren, war das soziale Denken reduziert, aber bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen soziale Interaktionen möglich waren, beobachteten wir eine größere Zunahme des sozialen Denkens als vor dem Lockdown„, heißt es in der Studie.

„Aufregende“ Ergebnisse

Für Dr. Giulia Poerio, eine der Mitautorinnen der Studie, sind die Ergebnisse von enormer Bedeutung. Denn es ist die erste Studie, die eben jene Denk-Veränderungen dokumentiert, die während dem Lockdown auftraten.

„Unsere Ergebnisse sind aufregend, weil sie zeigen, wie wichtig unser äußeres Umfeld und unsere sozialen Interaktionen für die Beeinflussung unserer inneren Vorgänge sind“, sagt Poerio. „Sie legen nahe, dass die Veränderung unserer äußeren Welt eine Möglichkeit sein könnte, die (mal)adaptiven Denkmuster zu ändern, die einen Großteil unseres Wachlebens ausmachen.“