Wir brauchen gar nichts schön reden: 2020 ist und bleibt ein richtiges Scheiß-Jahr. Und mit dem Einzug der Schreckensnachrichten in unser alltägliches Leben, wird ein Wort immer populärer, und zwar Self Care.

Um sich selbst kümmern – so lautet das Mantra. Ein einfacher Weg, um damit anzufangen ist das Führen eines Tagebuchs.

Tagebuch als Lebensbegleiter

„Liebes Tagebuch! Ich hasse meine Schwester und ich bin verliebt in Jonathan“: Zugegeben, die Dinge, die wir als Kinder für die Ewigkeit festgehalten haben, sind vielleicht nicht immer besonders tiefgründig, dafür aber umso unterhaltsamer. Jetzt als Erwachsene mag uns das Niederschreiben unserer Gedanken, Sorgen und Erlebnisse vielleicht etwas komisch vorkommen oder gar nicht mehr so leicht fallen wie damals. Dennoch sollte es jeder unbedingt einmal ausprobieren. Und nein, keine Sorge, ihr müsst nicht mit „Liebes Tagebuch“ beginnen, könnt ihr aber 😉

Eine Tagebuch zu führen, kann uns helfen, erlebte Dinge und belastende Situationen besser zu verarbeiten. Es kann uns dabei unterstützen, unsere Gedanken und Emotionen zu ordnen. Besonders in einer Zeit wie dieser kann das Niederschreiben unserer Gedanken einen therapeutischen Effekt haben. Dabei ist es egal, was genau wir schriftlich festhalten. Es kann schon helfen, sich hinzusetzen und die ersten Worte, die uns in den Sinn fallen, aufs Papier zu bringen. Das Tagebuch ist dabei unser ewiger Lebensbegleiter, bei dem wir uns alles von der Seele schreiben können.

Self-Care fern von Social Media und Co.

Ist ein Tagebuch in der heutigen Zeit überhaupt noch notwendig? Immerhin setzen wir uns sowieso rund um die Uhr mit uns selbst auseinander. Wir posten Fotos auf Instagram, liken philosophische Sprüche, die uns auf eine Art und Weise irgendwie tief berühren und vergleichen uns permanent mit dem gefilterten, glamourösen Alltag von anderen Usern. Ist es da wirklich noch notwendig Buch zu führen? Immerhin leben wir bereits in einer Art Online-Bilderbuch. Alles wird dokumentiert.

Aber ein Tagebuch ist etwas ganz anderes. Zum einen, musst du es nicht online und öffentlich für alle zugänglich verfassen (kannst du aber), zum anderen geht es nicht nur darum, wo du warst und was du gemacht hast, es geht um deine innersten Gefühle, deine Gedanken und deine Sorgen. Während uns Social Media sogar richtig stressen können, ist das Verfassen eines Tagebuchs eine Art Meditation. Eine Rückbesinnung, die das Tagesgeschehen noch einmal Revue passieren lässt und hier und da vielleicht Probleme lösen kann, einfach dadurch, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt. Es ist dabei nicht einmal wichtig, jeden Tag etwas niederzuschreiben. Immerhin soll das Ritual nicht zum Zwang werden. Denn auch das würde uns wieder nur stressen. Wer immer schon sein alltägliches Leben verschriftlichen wollte, aber nie die Disziplin dazu aufbringen konnte, kann sich an diese Tipps halten:

Mach es zum Self-Care-Ritual

„Hey Brain! Was wollen wir denn heute Abend machen? – Genau dasselbe, wie jeden Abend Pinky“: Dieser berühmte Dialog wiederholt sich in jeder Episode der ebenso absurden wie lustigen Serie aus unserer Kindheit „Pinky und der Brain“. Und obwohl die Labormäuse eher an Weltherrschaft dachten als an Self-Care, können wir uns eine Scheibe von ihnen abschneiden. Denn Routine ist alles andere als eintönig. Im Gegenteil: Gerade in ungewissen Zeiten, kann sie wie ein Anker wirken, der uns festigt und stützt. Doch zuerst muss etwas zur Routine werden.

Wie also schaffen wir es, regelmäßig ein Tagebuch zu verfassen? Laut einer Studie der Gesundheitspsychologieforscherin Philippa Lally dauert es zwei Monate bevor ein neues Verhalten automatisch wird. 66 Tage um genau zu sein. Und wie lange es dauert, eine neue Gewohnheit zu bilden kann je nach Verhalten von Mensch zu Mensch und von den Umständen stark variieren. In Lallys Studie, dauerte es von 18 bis 254 Tage, um eine neue Gewohnheit zu bilden. Wir brauchen also zunächst etwas Durchhaltevermögen, um ein neues Self-Care-Ritual in unser Leben einzuführen. Bis dahin sollten wir uns aber nicht schlecht fühlen, wenn uns hin und wieder der Schweinehund überwältigt. Ganz im Sinne von Self-Care müssen wir eben akzeptieren: Niemand ist perfekt.

Setze dir ein Ziel

Auch, wenn das Verfassen des Tagebuchs selbst schon ein Ziel ist, solltest du dir vielleicht noch zusätzlich Motivation holen. Vereinbare mit dir selbst etwas, das du mit dem Niederschreiben deiner Gedanken erreichen möchtest: Willst du etwas ganz Bestimmtes aufarbeiten? Oder möchtest du am Ende des Jahres einfach eine organisierte, übersichtliche Dokumentation deines Lebens haben? Es ist egal, was du dir für ein Ziel setzt, solange es dich am Ball bleiben lässt. Vielleicht reicht dir ein persönliches Ziel auch nicht und du möchtest dein Leben für die Nachwelt dokumentieren. Oder du willst einfach nur Spaß haben und am Ende deine Gedanken sogar mit deinen Liebsten teilen? Dann setze dir ein Datum und veranstalte eine „Dear Diary“-Party, bei der alle Gäste die „Schmankerl“ aus ihre Tagebücher zum Besten geben.

Mach es zu etwas Besonderem

Lass das Verfassen des Tagebuchs etwas Besonderes werden. Kaufe dir ein schönes Buch, in das du gerne hineinschreibst oder einen Stift, der ausschließlich für dieses Ritual reserviert ist. Wenn du etwas noch Ausgefalleneres brauchst, hol dir die alte Schreibmaschine deiner Großeltern und schreibe darauf. Wer doch lieber am Computer tippen möchte, kann sich einen eigenen Ordner für sein Tagebuch anlegen. Für mehr Privatsphäre kann man diesen dann auch mit einem Passwort versehen 😉