Es sieht schauerlich aus und trinkt das Blut seiner Opfer: El Chupacabra ist eine mysteriöse Kreatur, die Nutztiere wie Ziegen und Kühe tötet. Seit seinem Auftauchen Mitte der 1990er-Jahre in Puerto Rico verbreitete sich das vermeintliche Monster über Mexiko bis in die USA und China.

Das junge Fabelwesen Chupacabra ist Teil der lateinamerikanischen Folklore und Popkultur – und seine Legende hält sich bis heute. Was steckt dahinter?

Die Legende von Chupacabra

Es ist August im Jahre 1995 als in Puerto Rico dutzende Nutztiere wie Ziegen, Schafe, Katzen und sogar Kühe tot aufgefunden werden. Besonders seltsam an der Sache: die Art, wie die Tiere ihren Tod fanden. So sah es danach aus, als sei das Blut der Tiere durch kleine Bisswunden im Hals- und im Bauchbereich ausgesaugt worden. Die Bevölkerung steht vor einem Rätsel und eine Legende ist geboren.

Bis zum April 1996 werden zahlreiche Sichtungen über die ganze Insel vermerkt. Angeblich wurden mehr als 2.000 Tiere Opfer des vermeintlichen Blutsaugers, den die Bevölkerung Chupacabra (zu Deutsch Ziegensauger) nennt. „Chupa“ ist das spanische Wort für „saugen“, „cabra“ die „Ziege“, die bevorzugte Nahrungsquelle der Kreatur.

Ein haarloses Geschöpf mit Stacheln am Rücken

Augenzeugen berichten von einem zweibeinigen haarlosen Geschöpf mit roten Augen und Stacheln am Rücken. Wie aus der PBS-Serie „Monstrum“ hervorgeht, wird das Monster auch auf vier Beinen laufend, mit Fledermausflügeln, Reißzähnen und buckligem Rücken beschrieben. Die puerto-ricanische Regierung reagiert auf die wachsende Angst der Bevölkerung und schaltet ein Team von Biologen ein, deren Aufgabe es ist, die mysteriösen Todesfälle zu untersuchen.

Die Wissenschaftler vermuteten, dass es sich um Kojoten, Wölfe oder Hunde handle, die möglicherweise an schweren Fällen von Räude litten; eine Hautkrankheit, die in Lateinamerika weit verbreitet ist. An Räude erkrankte Tiere haben kaum noch Fell und sehen stark abgemagert aus. Dem Glauben an das Fabelwesen tut diese Erkenntnis jedoch keinen Abbruch. In einer populären Version sei die Bestie durch ein missglücktes genetisches Experiment der NASA entstanden. Im Jahr 2000 dementierte die US-Weltraumbehörde diese Anschuldigungen. Berichte über Sichtungen und Angriffe des Chupacabras erstrecken sich heute mittlerweile über Mexiko, dem Südwesten der USA und sogar China.

Kojoten mit einem Gendefekt?

2021 wird ein angeblicher Chupacabra überfahren. Dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen Kojoten mit einem Gendefekt handelte, der zu Haarlosigkeit und verkümmerten Kiefer führt. Letzteres würde erklären, was das verzweifelte und wohl sehr hungrige Tier dazu gebracht haben könnte, seiner Beute das Blut auszusaugen, anstatt diese zu reißen.

Ende Mai 2022 versetzt eine Kreatur die Stadt Amarillo im US-amerikanischen Bundesstaat Texas in Angst und Schrecken. Am 21. Mai zeichnete die Überwachungskamera des Zoos um 1:25 Uhr morgens eine gruselige Gestalt, auf der anderen Seite des Zauns auf. Das Bild ging viral und die Menschen waren sich einig: ein Chupacabra! Trotz zahlreicher Hinweise kann der Fall nicht aufgeklärt werden. Die Stadtverwaltung bezeichnet die Kreatur inzwischen humorvoll als „UAO“, die Kurzform für „Unbekanntes Amarillo Objekt“.

Das Fabelwesen in der Popkultur

Und auch in der Popkultur fand das Fabelwesen Eingang. So handelte eine Episode der Mysteryserie Akte X (Episode 4.11: Der Chupacabra) von einem Menschen, der sich in einen Chupacabra verwandelt. In der Serie Bones – Die Knochenjägerin (Episode 6.18: Die fabelhafte Welt des Verbrechens) wurde ein Fernsehmoderator von einem angeblichen Chupacabra ermordet. Das Vampirmonster war auch Schwerpunkt einer Folge von South Park (Episode 16.04: Jewpacabra). Ende 2023 verlieh Netflix mit dem Film Chupa dem gruseligen Märchenmonster einen familienfreundlichen Twist.

Auch Hollywoodstar Johnny Depp machte nach eigenen Aussagen Bekanntschaft mit einem Chupacabra. 2015 sollte er in Tokio im Rahmen einer Pressekonferenz seinen Film „Mordecai“ vorstellen. Doch er tauchte leider nicht auf. Seine überraschende Erklärung tags darauf: „Ich wurde gestern Morgen von einem seltenen und unerforschten Wesen angegriffen, man nennt es Chupacabra. Ich habe stundenlang mit ihm gekämpft, denn dieses Tier ist sehr zäh und gemein. Es hat sich schließlich in meinem Koffer versteckt und ich habe ihn dann aus dem 23. Stock geworfen. Wir werden es also nie wieder sehen. Danke für Ihr Verständnis.“