Laut US-amerikanischen Forschern mache eine rasche Mutation das neuartige Coronavirus noch ansteckender. Andere Wissenschaftler sind allerdings skeptisch gegenüber dieser These.

Die Forscher des Los Alamos National Laboratory in New Mexico haben in einer Vorstudie, die am 30. April erschienen ist, die Entwicklung zu SARS-CoV-2 untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Los Angeles Times veröffentlicht.

US-Forscher warnen vor erhöhter Ansteckung, weil Coronavirus mutiert

Eine Vorstudie zu COVID-19 von Wissenschaftlern aus New Mexico sorgt gerade für Kritik. Die Autoren kommen darin zu dem Ergebnis, dass das neue Coronavirus schnell mutiert. Somit sei es zudem mittlerweile bereits ansteckender als seine Ursprungsform, die im Dezember 2019 in Wuhan erstmals auftrat. Laut der Vorstudie soll der mutierte Stamm aber nicht tödlicher sein. Die vorab in der Los Angeles Times veröffentlichte Studie wurde bisher keiner Prüfung unabhängiger Wissenschaftler unterzogen. Darauf wird online auch hingewiesen.

Für ihre Analyse werteten die Wissenschaftler um Studienleiterin Bette Kober mehr als 6.000 Coronavirus-Sequenzen aus aller Welt aus. Diese hatte Kobers Team von der „Global Initiative on Sharing All Influenza Data“ (GISAID), einer teils öffentlichen, teils privaten Non-Profit-Organisation mit Sitz in München, zur Verfügung gestellt bekommen. Die Wissenschaftler sollen erkannt haben, dass der Originalstamm des Virus aus Wuhan in manchen Fällen eine Mutation im sogenannten Spike-Protein trage. Diese nennt sich D614.

Auch viele der frühen Infizierten in Europa, den USA, aber auch anderen Ländern sollen diese Mutation aufgewiesen haben. Anfang Februar soll auch die Mutation G614 aufgetreten sein. Diese würde D614 rasch verdrängen, oft innerhalb weniger Wochen. Dieses Muster sei in fast jeder Region weltweit erkennbar. Den Forschern zufolge sei die schnelle Verbreitung der G614-Form ein Indikator dafür, dass die nun grassierenden SARS-COV-2-Stämme ansteckender sind als die Ursprungsform.

„Alles nur Vermutung“

Laut dem Harvard-Epidemiologen Bill Hanage besteht jedoch keine eindeutiger Zusammenhang zwischen der G614-Mutation und dem Verbreitungspotenzial des Virus. Die Mutation könnte lediglich eine Folge dessen sein, dass man beispielsweise in Europa relativ spät Maßnahmen ergriffen hat. Das Virus dürfte so Zeit gehabt haben, um sich zu entwickeln und von der Ursprungsform aus China zu unterscheiden. G614 könnte infolgedessen in andere Regionen verbreitet worden sein. Auch die Virologin Angela Rasmussen von der Columbia University kritisiert die These. Sie meint: „Die Forscher haben nicht ein einziges Experiment durchgeführt, das ist alles nur Vermutung“