Weihnachten steht für Liebe, Familienzeit und wenn es nach dem neuen Film „Violent Night“ geht für jede Menge blutrünstige Morde. Aber ist Christmas-Slasher die Nische, die schon lange gefüllt werden musste oder ist der neue Kinofilm ein einmaliges Experiment im Weihnachtsfilmgenre?

Wir haben uns das Ganze im missFilmcheck einmal genauer angesehen.

„Violent Night“: Santa hat die Nase voll vom Kapitalismus

„It’s the most wonderful time of the year“.. Tja, nicht für Santa selbst. Denn in dem neuen Kinofilm „Violent Night“ zeigt sich, wie sehr Santa Claus (gespielt von David Harbour) unter dem Kapitalismus und Drang nach Konsum leidet. Denn er sollte es doch sein, der die Kinder mit Geschenken erfreut. Stattdessen wurden sie gierig und bekommen von ihren Eltern Pakete über Pakete. Da kann Santa einfach nicht mithalten.

Er flüchtet sich stattdessen in Alkohol und schwört: das wird sein letztes Weihnachten. Zumindest, bis er in das Haus der Familie Lightstone kommt. Denn während er der jüngsten Trudy ihr Geschenk bringen will, wird die Familie von einer Gruppe Einbrecher (allesamt mit weihnachtlichen Codenamen, angeführt von Scrooge himself) überfallen, die das Millionen-Vermögen der Großmutter stehlen wollen. Und was macht Santa im Angesicht der Gefahr? Richtig, er entpuppt sich als ehemaliger Viking-Soldat und holt all seine Tötungs-Skills raus, um die bösen Einbrecher auf ziemlich brutale Weise niederzumetzeln.

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Was passiert, wenn der Weihnachtsmann zu oft „Stirb langsam“ schaut?

Äääähm, ok.. also unter Christmas Magic haben wir uns da doch etwas anderes vorgestellt. Da hilft auch die lauteste Weihnachtsmusik nichts, das Geräusch von spritzendem Blut und eingeschlagenen Köpfen kann man einfach nicht übertönen. Aber ist das vielleicht genau das, was wir zwischen all dem Weihnachtskitsch brauchen: ein bisschen ablenkende und absolut überzogene Brutalität? Immerhin zählt ja „Stirb langsam“ mittlerweile auch zu den Weihnachtsklassikern – war ein Serienkiller-Santa da nicht nur eine Frage der Zeit?

Diese Frage haben wir uns fast zwei Stunden lang gestellt, während wir Santa dabei zugesehen haben, wie er einem Mann einen Weihnachtsspitz ins Auge schleudert und diesen dann einschaltet, wie ein anderer Einbrecher von einem Dekoelement aufgespießt wird und ein dritter einen Nagel in seinem Unterkiefer stecken hat. Und eines sei schon einmal verraten: Lust auf Punsch und Weihnachtskekse haben wir dabei nicht bekommen.

„Violent Night“: Eine Mischung aus allen Filmgenres

Trotzdem war „Violent Night“ stellenweise unterhaltend. Vielleicht lag es ja an der Art und Weise, wie die meisten Protagonist:innen niedergemetzelt wurden. Denn die Morde erinnern immer wieder an Fallen, die auch in dem Weihnachtsklassiker „Kevin – Allein zu Haus“ hätten passieren können (mal abgesehen von dem ganzen Blut, das über die Kinoleinwand spritzt). Ein Film, von dem Trudy zu Beginn der Handlung schwärmt und der ihr hilft, den Abend lebend zu überstehen. Und während wir in nostalgischen Erinnerungen an Kevin schwelgen, zertrümmert Santa auf der Leinwand den Kopf einiger Menschen mit seinem Hammer. Eine Win-Win-Situation für Fans von Nostalgie und brutalen Actionkomödien.

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Dazu kommt, dass David Harbour in seiner Rolle des unglücklichen Santa mit traumatischer Vergangenheit wirklich aufgeht. Ähnlich wie als Jim Hopper in „Stranger Things“ überzeugt er als missverstandener und vom Leben gezeichneter Mann, der einfach nur ein bisschen Liebe im Leben braucht. Das gepaart mit einigen zweideutigen Witzen, unangemessenen Weihnachtsanspielungen und der Freude am Töten sorgt für einige Momente, in denen man kurz abschalten und sogar schmunzeln kann.

Denn „Violent Night“ ist eine Mischung aus „Deadpool“, „Stirb langsam“ und „Kevin – Allein zu Haus“ mit einer Portion „A Christmas Carol“. Eine Mischung, die ein bisschen so klingt als hätten Filmproduzent:innen Ideen in eine Schüssel geworfen und sie dann willkürlich rausgezogen und kombiniert. Und genau so fühlt sie der Film stellenweise auch an.

Warum ist Santa plötzlich oben ohne?

Denn so unterhaltsam es auch ist, wenn David Harbour seinen Skullcrasher schwingt, so unpassend fühlt sich dann das Beziehungsdrama innerhalb der Familie an und so absurd kommt einem die Hintergrundgeschichte von Santa als ehemaliger Viking vor. Vielleicht hätte man lieber auf ein paar Ideen aus der Schüssel verzichten sollen, um so eine flüssigere Geschichte zu bekommen (Santa in einer leicht anzüglichen Montage oben ohne zu sehen stand etwa nicht unbedingt auf unserer Bucket List!). Auch, wenn es am Ende eine kitschig-schöne Auflösung gibt, so richtig geklärt wurden nur die wenigsten Dinge. Und auch die Bösewichte bekommen kaum Hintergrundgeschichten beziehungsweise wenn, sind diese geprägt von Klischees und werden viel zu spät in der Handlung enthüllt.

Liegt die Zukunft der Weihnachtsfilme also in brutalen Mordszenarien und Einbruchsgeschichten? Wenn ihr uns fragt: nein! Bereuen wir es, „Violent Night“ gesehen zu haben: ebenfalls nein. Denn zwischen all den kitschigen und zuckersüßen Rom-Coms der Weihnachtszeit ist der Film eine erfrischende Abwechslung. Zum Weihnachtsklassiker, der jedes Jahr auf unserer Watchlist steht, wird er für uns dadurch aber trotzdem nicht.