Katherine Louise „Katie“ Bouman ist eine brillante Wissenschafterin, deren Name aktuell um die Welt geht. Der Grund: Katie hat das Unmögliche möglich gemacht. Der 29-Jährigen ist es gelungen, die erste Darstellung eines schwarzen Lochs zu produzieren und damit auch deren Existenz endgültig zu beweisen. Die Forscherin am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im US-Bundesstaat Massachusetts hatte 2016 den Algorithmus mit dem Namen „Chirp“ entwickelt und das folgende Projekt geleitet. Er ermöglichte es, die enorme Datenmengen des weltumspannenden Radioteleskopnetzwerks Event Horizon zu sichten, zu analysieren und daraus als Resultat das allererste reale Bild eines schwarzen Lochs zu schaffen. Ein wissenschaftlicher Durchbruch, den bislang gab es nur Computeranimationen.

Bouman ist als Postdoktorandin an dem Astrophysik-Zentrum an der US-Ostküste tätig – und wird mit ihrem Foto des schwarzen Lochs in die Geschichte eingehen. Genau genommen stimmt es übrigens nicht, von einem Foto sprechen, vielmehr handelt es sich um ein Konstrukt aus vielen Einzelmessungen, die zusammengesetzt zeigen, wie das schwarze Loch im Ganzen aussieht. Im Herbst wird die Wissenschaftlerin als Assistenzprofessorin am California Institute of Technology in Pasadena starten. Die Datenmengen, die zu ihrem Erfolg nötig waren, hatten das Volumen von mehreren Petabyte. Das sind mehrere Billiarden Byte – eine Zahl mit 15 Nullen. Um all die Daten speichern zu können, waren große Festplatten mit einem Gewicht von mehreren hundert Kilogramm nötig. Katie Bouman betonte in Statements immer wieder, dass dies nur in Teamarbeit möglich gewesen wäre – defacto war ein Team von 200 Forschern und Forscherinnen notwendig. Dennoch war sie es, die das Projekt leitete. Der Fakt, dass eine junge Frau verantwortlich für einen Meilenstein in der wissenschaftlichen Geschichte ist, scheint nachwievor auf manche einen einschüchternden Effekt mit sich zu tragen.

Katie Bouman hat das erste Bild eines schwarzen Loches gemacht
Bild: Handout / Pressemitteilung / Getty

Schwarze Löcher zu finden ist an sich schon schwierig, denn sie senden keinerlei Licht aus, sind also quasi unsichtbar. Dennoch kann man sie orten, aber:  Es verbiegt den Raum um sich herum mit seiner extremen Schwerkraft so sehr, dass ein „Loch“, aus dem nichts mehr entkommen kann. Das Loch schluckt die Materie um sich herum, nicht einmal Lichtstrahlen können ihm entweichenDas schwarze Loch, das auf dem Bild zu sehen ist, ist etwa 55 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. Ein Bild von einem derart mystifizierten Gebilde zu machen, das man weder sehen noch gänzlich wissenschaftlich erklären kann, schien unmöglich. Katie Bouman konnte es. Kurz nach Veröffentlichung des Bildes begannen auch schon die Anfeindungen im Netz. Katie Bouman wurde auf Social Media Plattformen Egoismus vorgeworfen, sie würde all die Lorbeeren bekommen, obwohl sie nur einen kleinen Teil der Arbeit geleistet habe. Das hat sie stets vehement bestritten – sie sprach stets von übergreifendem Teamwork. Doch alleine die Tatsache, dass eine junge Frau das Gesicht eines technischen Meisterwerks ist, scheint auszureichen, um im Netz zu einem untergriffigen Rundumschlag gegen die Wissenschaftlerin auszuholen. Eine Frau, die erfolgreich im IT-Business ist, passt vielen ins Weltbild. Sexismus, getarnt als Sorge um all die anderen Beteiligen, die ihn Katies Schatten untergehen würden, kommt besonder hinterlistig daher. Frauen in der Wissenschaft werden belächelt. Katie Bouman hat bewiesen, dass Dinge möglich sind, die lange als unschaffbar galten. Das macht Hoffnung, dass auch versteckte und offene Diskriminierung aufgrund von Geschlecht irgendwann der Vergangenheit angehören.