Mit „Wednesday“ gelang Netflix nicht nur ein viraler Hit. Die Serie katapultierte auch den Cast in die oberste Liga Hollywoods. Wie Hunter Doohan. Der 29-Jährige wurde über Nacht international bekannt.

Im Interview mit miss erzählt er, wie er mit dem plötzlichen Ruhm umgegangen ist.

Wie aus Willa Wednesday wurde

Für Hunter Doohan war das vergangene Jahr das verrückteste in seinem Leben, gibt er offen zu. Denn nachdem er rund ein Jahrzehnt lang versuchte, als Schauspieler Fuß zu fassen, gelang ihm in kürzester Zeit der Durchbruch. Erst durfte er an der Seite seines Idols Bryan Cranston in der Serie „Your Honor“ spielen; dann in „Wednesday“ die Rolle des Tyler übernehmen. Eine Rolle, die sein ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte.

Doch bevor er Tyler aus „Wednesday“ wurde, musste sich der Schauspieler erst einmal dem Casting stellen – und zwar ohne zu wissen, welcher Riesenerfolg sich hinter dem Skript versteckt. „Ich wusste nicht wirklich viel darüber, außer dass es ein Tim-Burton-Projekt war und einen Codenamen hatte, und dann konnte ich irgendwie entschlüsseln, dass es das Wednesday-Addams-Projekt war, über das schon ein bisschen geredet wurde“, verrät er. Wednesday hieß im ersten Skript übrigens noch Willa, erinnert sich Hunter. Und auch seine Doppelrolle als Hyde war ihm nicht von Anfang an bewusst. „Kurz vor dem letzten Casting sagten sie mir, dass mein Charakter ein dunkles Geheimnis hatte und ich weiß noch, wie ich fragte ‚Ist es DAS Geheimnis‘?“

Hunter Doohan: „Nichts bereitet einen wirklich darauf vor, dass eine Serie über Nacht zur Nummer eins auf Netflix wird.“

Rund um dieses Geheimnis wurde die Show zum internationalen Hit, brach einige Streaming-Rekorde und war wochenlang das Thema Nummer eins in den Sozialen Medien. Und im Fokus all dieser Fan-Unterhaltungen stand auch Tyler. Ein ziemlich surreales Gefühl, wie er im Interview zugibt. „Das ist so verrückt. Ich meine, nichts bereitet einen wirklich darauf vor. Man geht auf eine Schauspielschule und denkt nur an diese Seite der Arbeit. Nichts bereitet einen wirklich darauf vor, dass eine Serie über Nacht zur Nummer eins auf Netflix wird. Und dann die Leute im Internet plötzlich über dich reden oder dich auf der Straße wiedererkennen“, erzählt er.

Doch der 30-Jährige betont, dass er bisher hauptsächlich positive Erfahrungen gemacht hat. „Es gab so viele wirklich besondere, süße Momente von Fans. Anfang des Jahres stand ein junges Mädchen vor einem Hotel in Paris und bedankte sich bei mir dafür, dass ich als homosexueller Schauspieler geoutet war“, erinnert er sich. „Sie erzählte von ihrem Leben zu Hause und ihren Schwierigkeiten. Es war wirklich rührend und süß.“

Von Fan-Begegnungen und Fanfiction

Für seine Karriere bekam Hunter übrigens ziemlich gute Tipps von Bryan Cranston, der für ihn als „Breaking Bad“-Superfan ein Vorbild ist. „Es war eine Menge persönlicher Tipps, wie man seine Beziehung stark hält und solche Sachen.“ Auf das Ausmaß an Reaktionen kann sich Hunter aber bis heute nicht gewöhnen. „Es ist schockierend“, gibt er mit einem Lächeln zu. „In Wien warteten Leute vor dem Hotel und ich habe nur gesagt: ‚Oh, ihr habt auf mich gewartet? Oh, hallo.‘ Das ist wirklich schmeichelhaft. Aber man will nie an den Punkt kommen, an dem man annimmt, dass jemand dort auf einen wartet, und das ist nicht der Fall. Das wäre so peinlich.“

Im Gespräch im Rahmen der Wiener Comic Con verrät der 30-Jährige, dass er online auch immer wieder Fanart über seinen Charakter ansieht. „Und Emma [Anm. Myers, die die Rolle der Enid übernimmt] hat mir mindestens eine Fanfiction geschickt, die wirklich lustig war. Aber ich werde nicht wiederholen, worum es ging“, sagt er mit einem breiten Grinsen. Wer schon einmal durch die „Wednesday“-Fanfics gescrollt hat weiß: hier sind einige alles andere als jugendfrei! Deutlich unschuldiger sind da schon die online Diskussionen, mit wem Wednesday denn am Ende zusammen kommen sollte. Denn seit Ausstrahlung der Serie diskutieren die Fans eifrig zwischen Enid, Xavier oder eben Tyler. Für Hunter ist die Antwort auf das „Liebesquadrat“ jedoch ziemlich eindeutig. „Ich denke, ich bin Team Enid, weil sie niemanden umbringt.“

Diese Sache hätte Hunter Doohan bei den Dreharbeiten anders gemacht

Wie es in der zweiten Staffel von „Wednesday“ weitergeht, kann Hunter natürlich nicht verraten. Doch auf die Frage, ob er sich denn ein Spin-Off oder Prequel über seine eigene Rolle vorstellen könnte, antwortet er schon mit einer ziemlich konkreten Idee. „Eine Prequel-Serie über seine Mutter wäre cool, um etwas über die Hydes im Allgemeinen herauszufinden. Weil in der ersten Staffel haben sie erwähnt, dass sie sie in Nevermore nicht zugelassen sind, also gibt es vielleicht eine Geschichte, warum sie das so ist.“

Bevor wir aber an mögliche Spin-Offs und Prequels denken können, geht es für Hunter zurück ans Set für Staffel zwei. Und dort hat er einen ganz besonderen Plan. Denn Hunter will die eine Sache gerade biegen, die er an den Dreharbeiten bereut: er will sich Andenken vom Set mitnehmen. „Ich habe einen der Nevermore-Schulaufnäher und dann sollte ich ein paar der Kunstwerke von Tyler aus Xaviers Kunstschuppen mitnehmen“, verrät er. „Aber dann war ich so vertieft in die tränenreichen Verabschiedungen mit dem Cast, als wir am letzten Tag vom Flughafen abgereist sind. […] Da habe ich vergessen, es mitzunehmen. Das ist die eine große Sache, die ich bedauere.“ Für Staffel zwei hat er deshalb schon ein Ziel: „In der zweiten Staffel werde ich alles klauen“, scherzt er.