Wer in Europa mit dem Zug reisen will, der muss dafür zurzeit ziemlich tief in die Tasche greifen und zahlt oft doppelt oder sogar bis zu 30-mal mehr als fürs Fliegen. In sieben von zehn Fällen ist eine Reise mit dem Flugzeug günstiger als mit dem Zug.

Das zeigt eine aktuelle Greenpeace-Studie.

Fliegen in Europa günstiger als Zugfahren

Klimafreundliche Zugreisen sind in Europa in den meisten Fällen um einiges teuer als in ein Flugzeug zu steigen. Das ist das Ergebnis einer Vergleichsstudie der Umweltorganisation Greenpeace. Dafür wurden die Ticketpreise von Zug- und Flugverbindungen auf insgesamt 112 Strecken innerhalb Europas zu drei unterschiedlichen Zeiträumen verglichen. Dabei kam heraus: In 79 Fällen sind Flüge die günstigere Alternative. Im Durchschnitt sind Zugreisen doppelt so teuer wie Flüge. Insbesondere Billigfluglinien verfolgen aggressive Preisstrategien, dabei bleiben Klima-Kosten auf der Strecke. Die teuerste Strecke innerhalb Europas ist jene zwischen London und Barcelona. Während man für den Flug mit einer Billiglinie schon Flüge ab ca. 13 Euro bekommt, kostet die Zugverbindung 384 Euro – also 30-mal mehr.

Auch in Österreich sind die Preise für Zugfahrten im Vergleich zum Fliegen deutlich höher. Hierzulande sei die teuerste Strecke die Verbindung zwischen London und Wien. Wer die Reise mit dem Zug antreten will, muss fast fünfmal mehr zahlen, als fürs Fliegen. Einzig die Strecken von Wien nach Berlin und von Zürich nach Wien waren im Vergleich zu den jeweiligen Flügen günstiger. Das liegt vor allem daran, dass die Flugstrecken zu diesen Destinationen nicht von Billigfluglinien geführt werden.

Greenpeace spricht von „unfairem Preiskampf“

Für die Umwelt sind diese Ergebnisse eine Katastrophe. Denn wer die klimafreundliche Variante für Reisen in Betracht zieht, kann sich diese im Vergleich zum Fliegen aktuell oft einfach nicht leisten. Greenpeace spricht von einem „unfairen Preiskampf“. “Die neue Greenpeace-Analyse zeigt, in welchem erschreckenden Ausmaß Menschen durch einen unfairen Preiskampf zum klimaschädlichen Fliegen ermutigt werden. Billigfluggesellschaften nutzen Schlupflöcher und Tricks, um absurde 10-Euro-Flüge anzubieten. Dabei bleibt Klimaschutz auf der Strecke, während Steuerzuckerln den Billigflug-Trend weiter befeuern”, so Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Die Umweltorganisation fordert deshalb europaweit eine klimafreundliche Verkehrspolitik, Zugfahrten müssen leistbarer werden, während Steuervorteile auf klimaschädliche Flugreisen abgeschafft werden müssen. “Wir müssen endlich den gesetzlichen Rahmen dafür schaffen, dass klimafreundliche Mobilität die preisgünstigste Wahl ist. Ein erster wichtiger Schritt ist die unfaire Kerosinsteuerbefreiung abzuschaffen und die niedrige Flugticket-Abgabe zu erhöhen”, so Duregger.