Wenn ich eine Sache nicht mehr hören kann, dann ist es der Satz, der sich in den letzten Monaten wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Menschen fragen mich, ob ich in einer Beziehung bin. Wenn ich sage, dass ich das bin, in einer offenen noch dazu, dann gibt es nur eine Antwort, die scheinbar möglich ist: „Also, ich könnte das ja nicht.“ Dass ich sie weder gefragt habe, noch ihren Beziehungsstatus kommentiere, macht keinen Unterschied. 

Und genau, weil sich viele Menschen das Recht herausnehmen und ihrer Meinung offen kundtun, habe ich fünf Antworten auf die Frage gefunden. Die eine, anstrengende Frage, die ich am liebsten nie wieder hören möchte, die sich aber mit Sicherheit bald wieder zurück in mein Leben schleicht.

1. „Das musst du auch nicht“

Anfangs habe ich noch gelassener reagiert und geantwortet, dass ich das irgendwie verstehen würde. Manchmal habe ich mich sogar versucht zu erklären, ohne, dass ich eigentlich wusste, wieso. Aber mittlerweile, wenn mir wieder jemand sagt, dass er eine Beziehung wie meine, nicht führen könnte, sage ich, dass er das auch nicht muss. Und dann sage ich nichts mehr. Sich nicht auf die Situation einzulassen, kann helfen. Vor allem dann, wenn man weiß, dass sein Gegenüber absolut nicht aufgeschlossen für solch ein Gespräch ist. Ich habe gelernt, dass es nichts bringt, mit jemanden darüber zu diskutieren, der schlichtweg komplett von seiner Ansicht überzeugt ist. Und ich weiß jetzt, dass ich das auch nicht muss.

2. „Wie kannst du dir da so sicher sein?“

Ich kann es einfach nicht verstehen, wenn mir Menschen erklären wollen, sie könnten es nicht, ohne es ausprobiert zu haben. Ohne zu wissen, wie sich meine Situation anfühlt. Der Vergleich, der gezogen werden kann, ist der, dass Menschen in offenen Beziehung nicht ständig herumlaufen und erzählen, dass sie dies und jenes nicht können. Ich kenne kein monogames Pärchen, dass sich für ihre Art der Beziehung rechtfertigen muss. Noch glaube ich, dass ihnen die Mehrheit sagt, dass sie das nicht können. Also warum tun es dann so viele, wenn es um offene Beziehungen geht? Ich denke mir: Jeder, wie er will. Und, dass sie sich eigentlich nicht sicher sein können, ist ein wichtiger Aspekt. Deswegen einfach mal fragen, warum man sich so sicher ist, es nicht zu können. Vor allem, wenn man es noch nicht ausprobiert hat. Nicht alles, was man nicht kennt, ist schlecht.

3. „Und ich könnte das, was du tust, in meiner Beziehung nicht“

Es gibt Menschen – das habe ich selbst erlebt – bei denen alle Geduldsfaden reißen. Die mir erklären wollen, dass das keine richtige Beziehung ist und, ob mir mein Partner nicht ausreicht. Ein abfälliges „Nun ja. Ich könnte das nicht“ hinterher und es resultiert ein Moment, in dem ich zwei Möglichkeiten habe. Entweder ich lasse die subtilen Beleidigungen meiner Beziehung durch und gehe damit um, dass mir wieder mal jemanden erklären wollte, was richtige Liebe ist. Oder ich antworte das, was ich wirklich denke. 

Eigentlich würde ich meine Meinung nur dann laut sagen, wenn ich gefragt werde. Aber es gibt Situationen, in denen ich einfach jeden guten Vorsatz über Bord werfe. Da passiert es dann, dass ich einfach antworte. „Und? Ich könnte das, was du tust, in meiner nicht“. Zumindest kann ich einen Vergleich ziehen, weil ich, im Gegensatz zu den meisten, beides ausprobiert habe. Manchmal muss man Menschen mit ihren eigenen Waffen schlagen und ihnen vor Augen führen, was sie eigentlich von sich geben.

4. „Wirklich? Oder hast du einfach Angst?“

Ich glaube, dass es viele Menschen selbst ausprobieren würden, wären sie aufgeschlossener. Eine offene Beziehung lässt sich von Paar zu Paar unterschiedlich formen. Man kann das, was man möchte, daraus machen. Aber viele Leute geben der Beziehungsform einen Stempel und beschäftigen sich nicht weiterhin damit: Das, was man nicht kennt, ist schlecht. Dabei kann es bei vielen Menschen die Angst vor Veränderung sein, die sie von einer offenen Beziehung fernhalten. Und damit man sich seine eigenen Entscheidungen gut reden kann, redet man Menschen, die es tatsächlich tun, die Situation schlecht. Dass man das nicht könnte und, wie sowas überhaupt funktionieren soll. Und, ist das überhaupt Liebe?

Meiner Erfahrung nach merkt man, wenn es sich um Menschen handeln, die schlichtweg nur Angst davor haben. Und, wenn sie das Gefühl haben, sie können unverblümt meinen, dass sie das nicht könnten, dann kannst du sie auch direkt fragen, ob das nur aus Angst so ist. Ein Gespräch auf Augenhöhe.

5. „OK. Nur gefragt, ob du das könntest, habe ich dich eigentlich nicht“

Ich verstehe einfach nicht, warum gefühlt alle Menschen mir ihre Meinung aufhalsen müssen. Immerhin habe ich sie weder darum gebeten, noch finde ich, dass nur, weil sie denken, dass sie das selbst nicht können, es einen Unterschied für mich macht. Jede Beziehung ist anders und jeder Mensch sowieso. Deswegen kann eine Antwort, die zeigt, dass man offensichtlich nicht um die Meinung gefragt hat, zeigen, dass man das nicht möchte. Weil ich glaube, dass viele Menschen es nicht besser wissen, es auch nicht zwingend böse oder wertend meinen. Nur lernen werden sie es nicht, wenn man ihnen nicht klar sagt, dass man sie nicht gefragt hat.