Mit nur 18 Jahren hat die Kanadierin Tate McRae schon eine lange Karriere hinter sich. Denn die Tänzerin und Castingshow-Teilnehmerin feierte mitten im ersten Lockdown 2020 ihren ersten viralen Hit. Am 27. Mai erscheint jetzt ihr erstes Album „I Used To Think I Could Fly“ – zur Feier des Tages durften wir Tate zum Interview treffen.

Dabei hat sie uns auch verraten, warum Verletzlichkeit in der Musik für sie so wichtig ist.

Mit TikTok zum Superstar

Der erste Corona-Lockdown hatte wohl für jeden von uns seine ganz persönlichen Highlights und Geschichten. Doch während manche gelernt haben, Bananenbrot zu backen und dem Hula-Hoop-Trend verfallen sind, feierte Tate McRae einen viralen Hit. Denn ihre Single „You Broke me first“ wurde mitten in der Pandemie zum viralen Hit – und machte die damals 16-jährigen Kanadierin international bekannt. Denn ähnlich wie ihre Kolleginnen Olivia Rodrigo, Billie Eilish und Dove Cameron zeigte Tate in ihrer Single eine verletzliche und ehrliche Seite, die ihre Musik nicht nur zum perfekten TikTok-Trennungssound machte, sondern auch eine große Fan-Community ansammelte.

Was auf den ersten Blick aber nach der klassischen „Über Nacht zum Star“-Geschichte klingt, ist bei Tate McRae in Wahrheit das Produkt von jahrelanger Arbeit. Schon mit 13 Jahren tritt sie in der amerikanischen Tanzshow „So You Think You Can Dance“ auf und veröffentlicht ihren ersten Song auf YouTube.

Tate McRae: Vom YouTube-Channel zum Plattenvertrag

Ein Jahr später unterschreibt sie ihren ersten Plattenvertrag und ist schon als Teenager extrem aktiv in den Sozialen Medien. Sie postet Vlogs über ihren Alltag, Tanzvideos und teilt wöchentlich unter dem Motto „Create With Tate“ eigene Songs. Und jetzt – mit 18 Jahren – erscheint ihr Debütalbum „I Used To Think I Could Fly“. Ein „unglaubliches“ Gefühl, betont Tate im Interview mit miss. „Ich habe schon so lange auf diesen Tag gewartet. Endlich ein Werk zu haben, das man sich von Anfang bis Ende anhören kann und das sich wie eine ganze Geschichte anfühlt“, erzählt sie. Es wird „divers, chaotisch und ein bisschen wütend“, teast sie ihr Debüt an.

Nach einer so viralen Single wie „You Broke Me First“, die mittlerweile Doppel-Platin in Österreich hat, gab es für Tate aber auch einiges zu beweisen, um den Fluch des „One Hit Wonders“ zu umgehen. Für die Kanadierin offenbar ein leichtes. Denn ihre Single-Auskopplung „She’s All I Wanna Be“ war schon ein Hit, bevor der Song überhaupt veröffentlicht wurde. Ein kurzes Snippet aus dem Refrain reichte nämlich, um TikTok von dem Song zu überzeugen. Online starten Fans eine Mini-Kampagne rund um den Release und nutzen den Refrain für Choreographien zu einem Song, den es ja eigentlich noch gar nicht gab. Ein Erlebnis, das Tate einmal mehr vor Augen führte, welchen enormen Einfluss TikTok auf die Musikindustrie hat. „TikTok ist ein Biest. Es ist eine verrückte, verrückte Sache“, erzählt Tate. „Es gibt dir ein bisschen Selbstvertrauen und Erleichterung. Aber es ist auch beängstigend.“

„Mein ganzes Leben spielt sich buchstäblich im Internet ab.“

Denn genauso erfreut, wie ihre Fans sein können, können sie auch kritisch reagieren. Wie schwierig diese Erwartungshaltungen sein können, will Tate nicht verstecken. Ganz im Gegenteil. Auf ihrem Album thematisiert sie ganz offen Lebenskrisen und die Angst, zu scheitern. So heißt es im Song „Chaotic“ etwa: „Ich habe diese lähmende Angst, dass ich vielleicht nicht weiterkomme. Aber Gott bewahre, dass ich jemals zugebe, dass ich Angst haben könnte.“ Worte, die den Song für Tate ganz besonders machen. „Dieser Text war besonders schwer für mich, weil ich gerade mitten im Schreiben meines Albums war und mich so verloren fühlte. Ich hatte das Gefühl, ich wusste nicht, wie ich Musik schreiben sollte, welchen Leuten ich vertrauen sollte, auf wen ich mich in Los Angeles einlasse“, erinnert sich Tate an den Schreibprozess.

„Ich hatte das Gefühl, dass ich als Person wirklich verloren war. Das ist eine große Angst von mir: vielleicht nichts aus meinem Leben zu machen und nicht die Wirkung zu erzielen, die ich erzielen möchte.“ Aber eben diese Verletzlichkeit war Tate auf dem neuen Album besonders wichtig; auch, weil sie dadurch ihren Fans eine Botschaft vermitteln wollte. „Ich glaube, diese Verletzlichkeit war für meine Fans so wichtig zu hören, denn viele von ihnen haben diese Angst auch und trauen sich nicht, sie auszusprechen“, erzählt die 18-Jährige. „Ich habe seitdem auch viele Nachrichten zu dem Text bekommen, was für mich wirklich etwas Besonderes ist.“

Für die Sängerin geht es in ihren Songs darum, unverblümt und ehrlich über ihre Erfahrungen zu singen; sei es eine Trennung, Eifersucht, Social Media oder einfach nur die Auf und Abs des Erwachsenwerdens. Unterstützung bei den Texten bekommt sie dabei von Stars wie Charlie Puth und Finneas, dem Bruder von Billie Eilish. Dadurch haben die Songs nicht nur extremes Ohrwurm- und TikTok-Potential, sondern schaffen mit den nahbaren Texten ein Vertrauen zur Community. Sei es für Fans, die erstmals ihr Album hören, oder jene, die Tate schon seit langer Zeit online verfolgen: Man hat das Gefühl, die Sängerin schon ewig zu kennen. „Ich bin nicht sehr geheimnisvoll“, scherzt Tate. „Mein ganzes Leben spielt sich buchstäblich im Internet ab.“