In einem neuen Podcast übt Moderator und Comedian Jon Stewart scharfe Kritik am „Harry Potter“-Universum. Denn er wirft der Erschafferin J.K. Rowling Antisemitismus vor.

Die Darstellung der Goblins strotzt für ihn vor antisemitischen Vorurteilen und Klischees.

Jon Stewart kritisiert „Harry Potter“

Während der Hype um „Harry Potter“ durch das 20-jährige Jubiläum und die damit verbundene Reunion-Show gerade wieder in vollem Gang ist, hat ein Comedian scheinbar ein großes Problem mit der Fantasy-Reihe. Denn wie Jon Stewart in seinem Podcast „The Problem with Jon Stewart“ erklärt, gibt es in dem magischen Universum nicht nur Zaubertränke, Drachen und Abenteuer, sondern auch eine große Portion Antisemitismus. Stewart, der selbst jüdisch ist, ist vor allem als ehemaliger Moderator der „Daily Show“ bekannt.

„Wenn ich mit Leuten spreche, sage ich Folgendes: Habt ihr jemals einen ‚Harry Potter‘-Film gesehen? Habt ihr jemals die Szenen in der Gringotts Bank gesehen? Wisst ihr, was die Leute sind, die die Bank leiten? Juden!“, sagt er. Stewart kritisiert daraufhin die Darstellung der Goblins aus den „Harry Potter“-Filmen.

Denn sie ähneln seiner Ansicht nach stark jenen Zeichnungen, die im antisemitischen Werk „Die Protokolle der Weisen von Zion“ zu finden sind. Das Buch wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts veröffentlicht und besteht aus zahlreichen antisemitischen Verschwörungstheorien und eben Bildern und Zeichnungen, die Jüdinnen und Juden verzerrten und auf antisemitische Stereotype herunterbrachen. Das Buch leistete einen nachhaltigen Beitrag zu dem wachsenden Antisemitismus im 20. Jahrhundert.

„Es war so seltsam“

Eine der darin enthaltenen Zeichnungen erinnert Stewart stark an die Darstellung der Goblins. Stewart munkelt scherzend, dass Rowling der Hintergrund dieser Darstellung durchaus bewusst war: „J.K. Rowling dachte sich wahrscheinlich: ‚Können wir diese Leute für unsere Bank gewinnen? Es ist eine Zaubererwelt. Wir können auf Drachen reiten, du kannst eine Eule als Haustier haben; aber wer sollte die Bank leiten? Juden. Aber was wäre, wenn die Zähne schärfer wären?'“

Aufgefallen ist ihm diese Darstellung bei einem Kinobesuch. „Es war eine dieser Sachen, bei denen ich es auf der Leinwand sah und erwartete, dass das Publikum sagen würde: ‚Heilige Scheiße, [Rowling] hat in einer Zaubererwelt nicht einfach Juden reingeschmissen, um die verdammte Untergrundbank zu leiten'“, erzählt er. „Und alle sagten nur: ‚Zauberer‘. Es war so seltsam.“

„Harry Potter“: Bereits mehrfach Kritik in der Vergangenheit

Online bekommt Stewart für seine Beobachtung Unterstützung. Ein User schreibt etwa „Ich war früher genauso schockiert darüber wie Jon Stewart, wie wenig auf die antisemitischen Aspekte von Harry Potter reagiert wurde.“ Auch unter dem YouTube-Video finden sich viele Menschen, die Stewarts Einschätzung teilen.

Mit seinem Podcast reiht sich Stewart übrigens in eine immer länger werdende Liste an Kritik an dem „Harry Potter“-Universum. Denn es nicht das erste Mal ist, dass der magischen Welt Diskriminierung oder die Verbreitung von Stereotypen vorgeworfen wird.

Bereits im vergangenen Jahr, als J.K. Rowling durch transphobe Aussagen in die Kritik geriet, äußerten sich viele zu den weiteren Stereotypen, die sie im in den Büchern und Filmen beobachtet hatten. Wie etwa die Hauselfen, die als Sklaven gehalten werden oder der klischeehafte und für viele schlichtweg unkreative Name der asiatischen Figur Cho Chang.

Bisher hat sich übrigens weder J.K. Rowling selbst noch das Studio hinter „Harry Potter“ – Warner Bros. – zu den Vorwürfen geäußert.