In einem knapp einstündigen Telefonat drängte der noch amtierende US-Präsident Donald Trump den Staatssekretär des Bundesstaates Georgia offenbar dazu, die Wahlergebnisse neu zu berechnen.

Ausschnitte des Telefonats wurden nun von der Washington Post veröffentlicht.

Donald Trump drängte Georgia Wahl „neu zu berechnen“

Ein Audiofile, das nun von der Washington Post veröffentlichte wurde, sorgt derzeit für Aufregung. Denn darauf ist der noch amtierende US-Präsident Donald Trump bei einem Telefonat mit Brad Raffensperger, dem Staatssekretär des US-Bundesstaates Georgia zu hören, wie er versucht diesen dazu zu drängen, die Wahl „neu zu berechnen“. Trump spricht etwa davon, dass es doch kein Problem sein sollte „Stimmen zu finden“, um seine Niederlage aufzuheben.

„Ich will nur 11.780 Stimmen finden“

Wie die Washington Post berichtet, soll das Telefonat am Samstag (2. Jänner) stattgefunden haben. Darin drohte Trump dem Republikaner mit vagen rechtlichen Konsequenzen, sollte es nicht gelingen, die Wahlstimmen doch noch zu seinen Gunsten neu zu berechnen. Ausschnitte des Telefonats veröffentlichte die US-Zeitung nun im Netz. Auf dem Audiofile ist außerdem zu hören, wie Trump abwechselnd versucht, Raffensperger zu schmeicheln und ihn dann wiederum zum Handeln auffordert und sogar mit strafrechtlichen Konsequenzen droht, sollte er sich weigern. Er würde ein „großes Risiko“ eingehen, so der US-Präsident.

Hintergrund: Trump hatte Georgia bei der US-Wahl am 3. November nur sehr knapp verloren. Joe Biden lag dort ungefährt 12.000 Stimmen vorne. In dem von der Washington Post veröffentlichten Telefonat spricht Donald Trump nun offenbar davon, etwa genau diese Anzahl an Stimmen „zu finden“ und die Ergebnisse neu zu berechnen.

Raffensperger weist Behauptungen des US-Präsidenten zurück

Trump behauptete schon zu Beginn der Wahl, dass in einigen Bundesstaaten bei den Auszählungen betrogen wurde. Beweise für Wahlbetrug gibt es bislang allerdings nicht. In dem nun veröffentlichten Audiofile behauptet Trump erneut, die Stimmen seien nicht richtig ausgezählt worden. Raffenspeger betont in dem Gespräch allerdings immer wieder, dass die Wahl in Georgia fair abgelaufen sei und weist die Behauptungen des US-Präsidenten zurück. Er würde sich auf entlarvte Verschwörungstheorien stürzen. Die Zahlen in Georgia stimmen, so Raffensperger.

„Die Menschen in Georgia sind wütend, die Menschen im Land sind wütend“, antwortet Trump dem Mitschnitt zufolge. Es sei deshalb nichts dabei öffentlich zu sagen, dass man die Stimmen neu ausgezählt habe. „Raffensperger antwortete laut Washington Post daraufhin: „Nun, Herr Präsident, das Problem ist, dass die Daten, die Sie haben, falsch sind.“ Er verweist zudem darauf, dass die Ergebnisse auch vor Gericht bereits Stand gehalten hätten. Trump hatte zuvor bereits in mehreren US-Bundesstaaten, darunter auch Georgia, Klage wegen der Wahlergebnisse eingereicht.

Das Weiße Haus reagierte nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme seitens der Washington Post. Und auch Raffenspergers Büro lehnte eine Stellungnahme bislang ab. Via Twitter schrieb Trump am Sonntag allerdings, dass er am Samstag mit Raffensperger über Wahlbetrug in Georgia gesprochen habe. Dieser sei aber „nicht bereit“ oder „nicht in der Lage dazu gewesen“, seine Fragen zu beantworten. „Er hat keine Ahnung!“, so Trump.

Der Staatssekretär Brad Raffensperger reagierte darauf selbst via Twitter und schrieb: „Mit allem Respekt Präsident Trump, aber was Sie sagen, ist nicht wahr. Die Wahrheit wird ans Licht kommen.“