Am 26. Oktober gingen hunderttausende Unabhängigkeitsbefürworter in Barcelona auf die Straße. Es war nicht die erste und auch nicht die letzte Demonstration in Katalonien. Doch wieso genau protestieren die Menschen?

Bereits Mitte Oktober legte ein Generalstreik die Region im Nordosten Spaniens lahm. Die Unabhängigkeitsbewegung möchte Katalonien von Spanien abspalten und einen eigenen Nationalstaat gründen. Im Oktober verurteilte der spanische Oberste Gerichtshof wichtige Teilnehmer der Bewegung. Vor Kurzem sprach er außerdem weitere Haftbefehle gegen Ex-Mitglieder der katalanischen Regionalregierung aus.

Demonstrationen in Katalonien

Am Samstag, den 26. Oktober liefen mehrere hunderttausende Anhänger der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung durch die Straßen Barcelonas, schwenkten Nationalflaggen und riefen „Freiheit für die politischen Gefangenen“. Auslöser des Protests war nämlich die Verurteilung prominenter Vertreter der Unabhängigkeitsbewegung durch die spanische Regierung. Am 14. Oktober hatte das Oberste Gericht in der spanischen Hauptstadt Madrid sieben Regionalpolitiker und zwei Aktivisten wegen ihrer Rolle beim illegalen Abspaltungsreferendum vom 1. Oktober 2017 verurteilt.

Illegales Abspaltungsreferendum

Vor zwei Jahren kam es in Katalonien zu einem Abspaltungsreferendum. Die Regionalregierung hatte das umstrittene Referendum über die Unabhängigkeit von Spanien am 1. Oktober 2017 durchgeführt. Zuvor hatte das spanische Verfassungsgericht die Abstimmung für rechtswidrig erklärt. Die Verfassung sehe nämlich keine Abstimmung für die Unabhängigkeit einer autonomen Gesellschaft vor. Die katalanische Unabhängigkeitsbewegung berief sich allerdings auf ein Gesetz, das vom Regionalparlament in einer umstrittenen Abstimmung knapp beschlossen wurde. Laut den katalanischen Behörden gab es beim Referendum eine Wahlbeteiligung von 42,3 Prozent. 90 Prozent davon hätten angeblich für eine Unabhängigkeit gestimmt. Die Abstimmung führte allerdings zur Entmachtung der Regionalregierung durch die spanische Regierung und zu Neuwahlen zum katalanischen Regionalparlament im Dezember 2017.

Wegen ihrer Beteiligung am Referendum hatte der spanische Oberste Gerichtshof zudem am 14. Oktober dieses Jahres sieben Regionalpolitiker und zwei Aktivisten verurteilt. Die katalanische Nationalversammlung (ANC) und die Kulturvereinigung Omnium hatten daraufhin zu Demonstration gegen die „Unterdrückung durch den spanischen Staat“ aufgerufen. Seither kommt es in Barcelona wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen den Demonstranten und der Polizei. Dabei wurden bereits hunderte Menschen verletzt.

Wieso will Katalonien unabhängig sein?

Katalonien ist eine Region im Nordosten Spaniens. Aufgrund von historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschieden sehen sich die Katalanen als eigene Nation. Seit den Neuwahlen zum Regionalparlament 2017 regiert wieder eine separatistisch dominierte Regierung in Katalonien. Deswegen schwellt die sogenannte Katalonien-Krise weiter an und bestimmt das politische Geschehen in ganz Spanien.

Was man als Reisender beachten muss

Steinwürfe, Barrikaden, gewalttätige Auseinandersetzungen: Die Medienberichte rund um die Demos sind besorgniserregend. Immer mehr Touristen und Geschäftsreisende meiden die Millionenmetropole, Kreuzfahrer steuern sogar lieber Ibiza an. Spaniens größte Hotelkette Melia beklagt außerdem bereits etliche Stornierungen, vor allem für Hotels im Zentrum und am Flughafen. Reisende müssen mit Behinderungen bei Flug- und Zugverbindungen rechnen. Deshalb hat die Stadtregierung von Barcelona unter +43 93 285 38 34 sogar eine Hotline eingerichtet, bei der man Hinweise erhalten kann. Das österreichische und das deutsche Außenministerium empfehlen zudem, die Berichte der lokalen Medien zu beachten und Demonstrationen und größere Menschenansammlungen zu meiden.