Erythrit gilt als die gesündere Alternative zu Zucker und auch zu anderen gängigen Süßstoffen. Nach einer neuesten Studie erhöht der Zuckeraustauschstoff allerdings möglicherweise das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die Studie schreibt von Risiken wie Blutgerinnung, Schlaganfall, Herzinfarkt bis Tod.

Deshalb warnen Ärzte vor Erythrit

Ein Gummibärchen hier, ein Schoko-Riegel da und abends dann noch die Süßigkeiten-Orgie zum Streaming-Abend. Auf den „Balsam der Seele“ zu verzichten, fällt uns zugegeben schwer. Die Rettung kam für viele von uns in „gesunden“ Zuckerersatzstoffen wie Erythrit. Der beliebte Süßstoff fand vor allem durch das Aufkommen von Low Carb Diäten wie Keto große Anhängerschaft. Erythrit (auch Erythritol, E 968) hat bis etwa 70 Prozent der Süßkraft von Tafelzucker, zero Kalorien und verursacht keine Karies. Zudem löst der Süßstoff keinen Anstieg des Blutdruckerspiegels aus, was ihn zum Top-Kandidaten für Diabetes und Stoffwechsel-Erkrankungen macht.

Unser Mund nimmt die volle Süßkraft geschmacklich auf und scheidet diese dann wieder unverändert durch die Niere aus. Bewertungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) ergaben keine gesundheitlichen Bedenken zur Verwendung von Erythrit. Bei Produkten, die zu mehr als zehn Prozent aus Zuckeralkoholen bestehen, findet sich lediglich der Verweis, dass diese bei übermäßigem Verzehr abführend wirken. Eine Nebenwirkung, mit der wir bisher leben konnten. Doch jetzt die Schocknews: Nach den Erkenntnissen einer soeben in „Nature Medicine“ erschienene Studie soll der „gesunde Zuckerersatz“ doch nicht so gesund sein wie angenommen. Der Rettungsanker aller Naschkatzen soll die Risiken von Blutgerinnung, Schlaganfall, Herzinfarkt und sogar Tod erhöhen.

Risikopatienten erleiden doppelt so häufig einen Herzinfarkt

Die ForscherInnen rund um Dr. Stanley Hazen Direktor des Zentrums für kardiovaskuläre Diagnostik und Prävention an der Cleveland Clinic haben in einem Zeitraum von 3 Jahren Blutproben von 1.157 ProbandInnen mit dem besonderen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Bei jenen TeilnehmerInnen, die während des Beobachtungszeitraumes schwere Komplikationen in Form eines Infarkts oder Schlaganfall hatten, fand das Forschungsteam eine erhöhte Konzentration von Zuckeralkoholen im Blut, insbesondere Erythrit.

Zwei weitere Stichproben mit 2.149 Personen aus den USA und 833 Deutschen bestätigten diesen Zusammenhang. Menschen mit bestehenden Risikofaktoren für Herzkrankheiten wie Diabetes erleiden doppelt so häufig einen Herzinfarkt oder Schlaganfall, wenn sie die erhöhte Erythritolwerte in ihrem Blut haben, so die Studie. Weitere Experimente zeigten, dass Erythrit in Laborversuchen zu einer beschleunigten Gerinnungsbildung führt.

Studie wenig aussagekräftig

Unabhängige Wissenschaftler halten die Studie jedoch für nur wenig aussagekräftig und fordern weitere Untersuchungen zu möglichen Langzeitfolgen. Eine Schwachstelle finden Kritiker vor allem in der Auswahl der StudienteilnehmerInnen. Da es sich dabei um Menschen mit bereits erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen handelt, bleibt unklar, ob das erhöhte Vorkommen von Erythrit tatsächlich die Ursache für die Probleme ist – oder nur eine Begleiterscheinung der bereits vorhandenen Erkrankungen. Die TeilnehmerInnen könnten vermehrt Erythritol konsumiert haben, weil sie aufgrund ihrer Erkrankungen den Zucker reduzierten.

Stefan Kaibisch, Studienarzt in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Charité in Berlin, betont wie viele andere Experten den dringenden Bedarf weiterer Studien zu Zuckeraustauschstoffen. Für eine Warnung sei es ihm zufolge noch zu früh. „Der Wechsel zurück zum Zucker ist vermutlich nicht der gesündere Weg“, so der Experte. Ein moderater Verzehr von gesüßten Lebensmittel und Getränken sei vor allem bei Menschen ohne Vorerkrankungen bestimmt nicht toxisch.