Der neue Survival-Thriller auf Netflix, „Die Schneegesellschaft“, gilt aktuell wohl als schockierendster Film im Streaming-Universum. Die wahre Geschichte hinter dem tragischen Flugzeugabsturz in den Anden lässt uns mitfiebern und hält uns alle in Atem. Doch eine Frage bleibt nach dem Film offen: Was wurde aus den Überlebenden?

Das verraten wir euch hier!

„Die Schneegesellschaft“: Der tragische Überlebenskampf einer Rugby-Mannschaft

Vor 52 Jahren kam es in den Anden, einer Gebirgskette in Südamerika, zu einem tragischen Unglück. Ein Flugzeug der Luftwaffe Uruguays war auf dem Weg von Montevideo nach Santiago de Chile. An Bord eine gesamte Rugby-Mannschaft samt Betreuern und Angehörigen. Doch die Maschine erreichte ihr Ziel nicht, stattdessen stürzte das Flugzeug mitten im Gebirge, auf rund 4.000 Metern Höhe ab. Die Besatzung sowie zahlreiche Passagiere überlebten den heftigen Aufprall nicht. Der Rest war entweder schwer verletzt oder den eisigen Temperaturen, die bis zu -40 Grad Celsius betrugen, ausgesetzt.

Mittlerweile gibt es bereits einige Verfilmungen, die sich um den Überlebenskampf der verbliebenen Passagiere drehen. Etwa der 1976 erschienene Film „Überleben!“ oder die Dokumentation „Das Wunder der Anden“, die 2007 veröffentlicht wurde. Jetzt hat sich auch der spanische Regisseur Juan Antonio Bayona („Jurrasic World“, „Der Herr der Ringe“) damit beschäftigt. Mit „Die Schneegesellschaft“ hat er einen Film geschaffen, der die Menschen vor den Bildschirm fesselt und mitfiebern lässt, wer die Tragödie überlebt und vor allem: Wie lange es dauert, bis sie gerettet werden.

Spoiler Alert: Wer „Die Schneegesellschaft“ noch nicht gesehen hat und nicht wissen möchte, wer es schlussendlich schafft, aus den eisigen Anden zu entkommen, sollte jetzt besser nicht weiterlesen!

Zwischen Kannibalismus und Kampfgeist

Ganze 72 Tage waren die Menschen zwischen Eis und Schnee gefesselt. Ihr Unterschlupf: der abgebrochene Flugzeugrumpf, in dem sich noch ein paar Gepäcksstücke befanden. Die Kleidungsstücke und wenige Essensvorräte, die sie darin fanden, teilten sie untereinander auf. Doch die Überlebenden wussten: das wird nicht ewig halten. Zudem hatten sie keinerlei Ahnung, wann und ob sie gerettet werden.

Da sie schließlich immer schwächer wurden, fällten sie aus der Not hinaus einen folgenschweren Entschluss: Sie begannen, die menschlichen Überreste ihrer verstorbenen Mannschaftsmitglieder zu essen, um nicht zu verhungern. In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur berichtet Coche Inciarte, einer der Überlebenden, wie schwer es ihm und seinen Kollegen gefallen ist, Menschenfleisch zu essen. „Die Hand gehorchte anfangs nicht“, erinnert er sich. „Doch der Kopf zwang sie dazu. Bei manchen dauerte es etwas länger, bis er sie dazu zwang. Dann will der Mund nicht aufgehen, und man kann es nicht schlucken. Aber nachdem wir es geschluckt hatten, dachten wir: ‚Jetzt sind wir gerettet. Wir aßen, nicht um satt zu werden, sondern um nicht zu sterben.'“

Nachdem sie es monatelang geschafft haben, zu überleben – und dabei auch zwei Lawinenabgänge überstanden, die sie komplett verschütteten – wagten die zwei Stärksten von ihnen den Aufbruch ins Tal. Denn sie waren sich sicher: hinter der Bergspitze liegt Chile! Mit ihren letzten Kräften schleppten sie sich durch den teilweise meterhohen Schnee, bis sich die Landschaft tatsächlich veränderte. Aus dem Eis wurde Wiese und sogar ein Bach kam zum Vorschein. Drei Tage vor Weihnachten im Jahr 1972 geschah schließlich das Wunder: die beiden Männer trafen auf einen Hirten, der ihre große Rettung sein sollte.

Zweitägige Rettungsaktion

Ganze zwei Tage dauerte es, bis die 16 Überlebenden des Flugzeugabsturzes schließlich gerettet werden konnten. Mittels Militärhubschrauber wurden sie aus den Anden geborgen und in ein Krankenhaus nach Santiago gebracht. Dort wartete neben einer kräftigen, warmen Dusche und zahlreichen Untersuchungen auch erstmals wieder Zivilisation. Daran mussten sich die stark unterernährten Männer erst wieder gewöhnen. Denn plötzlich holte sie auch die Realität wieder ein und sie mussten sich mit all den tragischen Ereignissen beschäftigen, die sie in den letzten 72 Tagen durchmachen mussten.

„Manche von uns sagen im Rückblick, wir hätten uns entmenschlicht. Für mich ist es genau das Gegenteil. Noch nie davor war ich so sehr Mensch. Wir waren pure Menschen ohne irgendeine Maske unserer Zivilisation“, berichtet Eduard Strauch (76), ein weiterer Überlebender gegenüber DeutschlandFunk Kultur.

Das wurde aus den Überlebenden des Flugzeugabsturzes

Während einige Menschen, die den packenden Netflix-Film gesehen haben, von den schauspielerischen Fähigkeiten der Besetzung begeistert sind, wollen andere nur eines wissen: Was machen die insgesamt 16 Überlebenden heute? Zwei von ihnen sind mittlerweile 2015 im Alter von 79 Jahren und 2023 mit 75 Jahren gestorben. Der Rest hat mit der Zeit zurück ins Leben gefunden.

In Carrasco, der Hauptstadt von Montevideo, aus der die Rugby-Mannschaft stammt, wurde ein Museum zum Gedenken an das tragische Unglück errichtet, in dem Coche Inciarte (64) gelegentlich Führungen gibt. Ein paar der Überlebenden geben zudem weltweit Vorträge zum Thema Überleben in Extremsituationen. Einer der beiden Retter, Nando Parrado (75), war lange Zeit als professioneller Rennfahrer tätig, baute sich einige eigene Unternehmen auf und schrieb ein Buch über den Absturz. Der andere, Roberto Canessa (70), schloss nach seiner Rückkehr aus den Anden sein Medizinstudium ab, wurde Kinderkardiologe und wirkte während der Corona-Pandemie an der Entwicklung für Beatmungsgeräte mit.

Roy Sánchez (72) wurde in „Die Schneegesellschaft“ ebenfalls öfter gezeigt – in Erinnerung bleibt vor allem die innige Umarmung seiner Mutter, nach der Rettung der Absturz-Opfer. Bis heute betreibt er eine Website, auf der er seine Erfahrungen während der Tragödie mit anderen Menschen teilt. Zudem ist er bereits seit 40 Jahren glücklich verheiratet, hat drei Kinder und war als Industriemechaniker tätig.

Nach der Katastrophe war Daniel Strauch (78) wieder mit seiner Liebsten vereint, heiratete und sie bekamen drei Kinder. Ein weiterer Überlebender, José Algorta (73), schloss ein Wirtschaftsstudium in den USA ab. Roberto Álvarez (73) hat sich nach dem Andenwunder zurückgezogen und lebt mit seiner Frau und sechs Kindern auf einer Ranch. Alvaro Rodríguez (71) leitet bis heute eine Werbeagentur. Gustavo Zerbino (71) ist auch nach der Katastrophe dem Rugby treu geblieben. Über die restlichen Überlebenden ist derzeit nichts bekannt.