Bereits vor wenigen Wochen hatte die Organisation Ärzte ohne Grenzen vor einem großen Coronavirus-Infektionsrisiko in den griechischen Flüchtlingscamps gewarnt. Nun wurde das Virus bei einer Bewohnerin in einem Flüchtlingslager nahe Athen nachgewiesen.

Der griechische Coronavirus-Krisenstab stellte das Lager nun für 14 Tage unter Quarantäne.

Virus bei Frau nach Geburt ihres Kindes nachgewiesen

Der griechische Rundfunk ERT berichtete am 2. April, dass der griechische Coronavirus-Krisenstab ein Flüchtlingslager im Norden Athens für 14 Tage unter Quarantäne gestellt hat. Diese Entscheidung wurde getroffen, nachdem das Virus bei einer Frau nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen festgestellt worden war. Später war SARS-CoV-2 auch bei 20 weiteren Flüchtlingen im Lager von Ritsona positiv auf das Virus getestet.

In dem Flüchtlingslager leben nach Schätzungen der Athener Medien etwa 3.000 Menschen. Die Lage dort ist allerdings weitaus weniger schlimm als in den Camps auf den Inseln im Ostern der Ägäis.

Migrationsminister kritisiert Ortsverwaltungen

Der griechische Migrationsminister Notis Mitarakis kritisierte unterdessen einige Ortsverwaltungen. So benähmen sich manche Gemeinden in Griechenland angesichts der Corona-Krise unverantwortlich. Das erklärte der Politiker in einem Radiointerview. So würden sich die Inseln Chios und Lesbos gegen die Regierungspläne zur Errichtung zusätzlicher, allerdings geschlossener Lager wehren. Auf den Inseln Kos und Leros beispielsweise würden diese Pläne bereits Unterstützer haben.

Bedingungen in den Lagern „unmenschlich“

Ärzte ohne Grenzen kritisiert schon seit Längerem, dass die Migranten auf den griechischen Inseln unter „unmenschlichen Bedingungen“ untergebracht seien. Zudem warnte die Organisation vor einem großen Infektionsrisiko während der Corona-Krise. Denn die Lager seien gesteckt voll. Die Bewohner könnten nicht den nötigen Sicherheitsabstand voneinander halten. Auch das regelmäßige Händewaschen sei nicht möglich.

Bisher sind nur die Flüchtlingslager auf dem Festland von einer Ausbreitung des Coronavirus betroffen. Die Camps auf den Inseln sind vorerst noch von dem Virus verschont. Am 20. März kündigte der Minister für Inselpolitik, Giannis Plakiotakis, an, dass ausnahmslos Personen, die auf den Inseln gemeldet sind, und Personen, die für die Versorgung zuständig sind, auf die Inseln reisen dürfen. Diese Präventionsmaßnahme scheint zumindest bis jetzt erfolgreich zu sein.

Asylansuchen nicht möglich

Neu ankommende Flüchtlinge aus der Türkei dürfen zudem nicht in den Lagern untergebracht werden. Es herrschen strenge Ausgangsbeschränkungen. Das Migrationsministerium schlägt nun vor, die Menschen in Hotels unterzubringen. Zurzeit kommen aber nur wenige Menschen an. In der letzten März-Woche waren es 56 Personen. Sie haben zudem momentan keine Möglichkeit, um Asyl anzusuchen, weil auch sie zunächst unter Quarantäne gestellt werden sollen.