Eine Frau in Spanien wollte im Krankenhaus eigentlich nur ihre starken Periodenschmerzen abklären. Statt hilfreichen Tipps oder einem eindeutigen Krankheitsbild bekam sie jedoch die Diagnose „Homosexuell“.

Das Krankenhaus versichert, dass es sich um einen technischen Fehler handelt.

„Aktuelle Krankheit: Homosexuell“

Anfang Oktober besuchte Alba Aragón ein Krankenhaus in der spanischen Stadt Murica. Der Grund: Sie hatte starke Periodenschmerzen. Für die 19-Jährige war es der erste Besuch bei einem Gynäkologen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich homosexuell bin, weil ich dachte, dass dies bei der Verschreibung einer Behandlung oder der Bestimmung der Diagnose eine wichtige Tatsache sein würde„, erzählt sie der Washington Post rückblickend.

Anschließend beantwortet sie weitere Routine-Fragen. Nach der Untersuchung durch den Arzt fragt dieser sie, ob ihre sexuelle Orientierung in ihrer Krankenakte vermerkt werden könne – auf die nur Ärzte zugreifen können. Sie stimmt zu; was die junge Frau allerdings nicht erwartet, ist welche Auswirkungen das auf ihre Diagnose hat.

Denn der Arzt gibt Alba schließlich einen Zettel mit. Auf diesem steht als Diagnose: „Aktuelle Krankheit: Homosexuell“. Ein Schock für die 19-Jährige. Denn mit ihren Regelschmerzen hat diese angebliche Diagnose rein gar nichts zu tun. „Ich fand es unglaublich, dass bis zum heutigen Tag, im 21. Jahrhundert, diese Art von Glauben immer noch existiert“, erklärt sie der Washington Post ihre Reaktion auf die Diagnose.

Frau reicht Beschwerde bei Gesundheitsbehörde ein

Auch deshalb möchte sie ihr Erlebnis öffentlich machen. „Letztendlich wollten wir diese Erfahrung erzählen und sie publik machen, damit es anderen Menschen nicht passiert„, sagt sie. Gemeinsam mit der LBTQIA+-Organisation GALACTYCO reicht sie außerdem eine Beschwerde bei der örtlichen Gesundheitsbehörde ein.

Der Grund: „LGTBIfobia“. Sie wirft dem Krankenhaus also vor „ihre sexuelle Orientierung als Krankheit“ zu betrachten und fordert eine neue Diagnose, sodass in Aragóns Krankenakte kein Hinweis auf Homosexualität als Krankheit zu finden ist. Der behandelnde Arzt Eugenio López soll außerdem eine Verwarnung erhalten und sich entschuldigen. Denn mit ihrem Handeln will die junge Frau sicherstellen, dass „so etwas weder bei mir noch bei anderen passiert“.

Arzt: „Es handelte sich um einen Computerfehler“

López betont allerdings, dass es sich bei der Diagnose um ein Versehen handelte. Gegenüber der spanischen Zeitung „El Espanol“ betont er, dass das alles nur ein technischer Fehler war. „Es handelte sich um einen Computerfehler. Statt das Wort (homosexuell) in das entsprechende Feld zu schreiben – in das Feld ‚Geschichte‘ weil es für den klinischen Kontext der Krankheit dieses Mädchens von Interesse war – sprang es in das Feld ‚aktuelle Krankheit‘. Und natürlich, wenn man Homosexualität in die Kategorie ‚aktuelle Krankheit‘ einordnet, ist ein spektakuläres Durcheinander entstanden“, sagt er.

Gegen homophobe Anschuldigungen wehrt er sich vehement. „Ich bestehe darauf, dass Homosexualität keine Krankheit ist: Um Gottes Willen! Ganz und gar nicht. Es handelte sich um einen Schreibfehler in der Krankengeschichte.“ Mittlerweile, sagt er, habe sich Aragón ihre neue ausgebesserte Krankenakte abgeholt. Die Aufregung um den Fall hält aber weiterhin an.