Es sollte eigentlich ziemlich selbsterklärend sein, doch wenn man sich aktuelle Medienberichte so ansieht, scheint bei der Konzertetikette in den vergangenen Wochen und Monaten so einiges untergegangen zu sein. Denn immer mehr vermeintliche Fans werfen bei Konzerten Gegenstände auf die Bühne.

Das ist nicht nur ziemlich störend, sondern kann auch echt gefährlich werden.

Endlich wieder Zeit für Livemusik

2023 ist das Jahr der Riesenkonzerte. Taylor Swift tourt durch die Welt, Beyoncé begeistert mit ihren Renaissance-Shows und Harry Styles spielt mittlerweile schon so lange wieder Konzerte, dass wir uns an eine Zeit vor seiner „Love on Tour“ eigentlich gar nicht mehr erinnern können. Nach pandemiebedingter Pause ist es endlich wieder Zeit, Livemusik in vollen Zügen zu genießen und die aktuell größten Superstars sorgen für unvergessliche Shows.

Klingt doch eigentlich nach einem perfekten Sommer – wäre da nicht ein Problem. Denn wenn man sich die ein oder anderen Konzertmitschnitte auf TikTok und Co ansieht, merkt man: in den drei Jahren Pandemiepause haben so einige wohl vergessen, wie man sich auf Konzerten verhalten sollte. Stichwort Konzertetikette! Wir haben in den vergangenen Wochen an dieser Stelle schon das ein oder andere Mal über störend kreischende Fans geschrieben oder die Frage, ob man denn wirklich jeden Song einer Show mitfilmen muss.

Doch zu diesen klassischen Konzert Dos und Don’ts gesellt sich jetzt ein neues Problem dazu. Denn in den vergangenen Wochen kommt es immer wieder dazu, dass vermeintliche Fans bei Konzerten Gegenstände auf die Bühne werfen. Eigentlich ist das ja nichts Neues. Denn wer sich noch an die „guten alten Zeiten“ der Backstreet Boys, NSYNC und Co erinnern kann, weiß: Stofftiere, BHs und Slips waren immer schon ein beliebtes Wurfobjekt, mit dem man dem angehimmelten Star zeigen wollte, dass man ihn oder sie extrem gern hatte. US-Rapper Yung Gravy machte 2022 aus dieser Tradition sogar eine Challenge für den guten Zweck und spendete die 678 BHs, die ihm auf die Bühne geworfen wurden an Frauenhäuser in der Umgebung.

Fan wirft Handy auf die Bühne – und trifft Künstlerin im Gesicht

Dass aber nicht jedes Wurfobjekt zu einer so rührenden Geschichte führt, zeigte kürzlich Musikerin Bebe Rexha. Denn bei ihrer Show in New York City wird ihr im Juni ein Handy entgegengeworfen. Das Smarthone trifft die Sängerin mitten im Gesicht und hinterlässt eine so schwere Verletzung, dass Bebe sogar genäht werden muss. Jener Mann, der das Handy auf die Bühne geworfen hat, wurde später verhaftet. Laut Medienberichten habe der 27-Jährige gedacht, die Aktion sei „witzig“ und hoffte auf ein Selfie der Sängerin mit seinem Handy. Ein TikTok-Trend, der immer wieder für virale Videos sorgt; bei Bebe jedoch für richtige Wunden. Bei ihrem darauffolgenden Konzert trug Bebe sogar Brillengläser; Fans und Medien vermuten, dass diese sie und ihre Augen schützen sollten.

Und Bebe sollte nicht der einzige Star bleiben, der bei dem eigenen Konzert vor dem Publikum und von dem Publikum angegriffen wird. Nur zwei Tage später ohrfeigt ein Fan Sängerin Ava Max in Los Angeles. Der Mann habe die Sängerin so fest geschlagen, dass er „die Innenseite meines Auges zerkratzt hat“, schreibt Ava später in einem Tweet, bevor sie betont, dass er nie wieder zu einer ihrer Shows kommen dürfe. Und auch Kelsea Ballerini wurde kurze Zeit später mit einem Armband auf der Bühne beworfen.

Von Sextoys und der Asche der Mutter

Und während manche „Fan“-Aktionen zu richtigen Verletzungen geführt haben, irritierten andere Wurfobjekte die Stars einfach nur. So schleuderte ein Gast bei einem P!NK-Konzert etwa die Asche der eigenen Mutter auf die Bühne und verwunderte die Sängerin maximal. Kurze Zeit später wurde nach Lil Nas X mit einem Sexspielzeug geworfen. Das Sextoy traf den Sänger jedoch nicht, stattdessen ist in einem Video zu sehen, wie der Sänger das Spielzeug vom Boden aufhebt, die Show kurz unterbricht und ins Publikum fragt: „Wer hat seine Pussy auf die Bühne geworfen?“

Szenen wie diese sorgen nicht nur unter Fans, sondern auch bei den Stars für Aufsehen. Denn viele Musiker:innen äußern sich jetzt öffentlich dazu, wie unnötig es ist, Gegenstände auf die Bühne zu werfen. Charlie Puth betonte vergangene Woche etwa auf Twitter, dass solche Aktionen „respektlos und sehr gefährlich“ seien und bat seine Follower:innen darum, doch einfach die Musik zu genießen.

Behaltet die Sachen doch einfach

Und auch Superstar Adele findet jetzt klare Worte für derartige Stunts. Bei einem ihrer Konzertabende in Las Vegas wendet sich die Sängerin nämlich an ihr Publikum, um über den scheinbaren Trend zu sprechen. Bei ihren Konzerten dreht Adele gewöhnlich den Spieß um und wirft mit Dingen nach den Fans – jedoch schleudert sie mit einer kleinen Merchkanone T-Shirts in das Publikum, um den Fans eine Freude zu machen. „Traut euch verdammt nochmal“, warnt Adele scherzend und verurteilte die fehlende Konzertetikette. „Traut euch, etwas auf mich zu werfen; I’ll fucking kill you.“ Sie ist sich sicher: jene Menschen, die Dinge auf die Bühne werfen oder Stars gezielt ins Visier nehmen haben den Verstand verloren.

Und dem können wir eigentlich nichts mehr hinzufügen! Denn ganz ehrlich: es ist kein virales Video wert, dass ihr jemanden verletzt oder respektlos behandelt! Sollte nicht das Ziel sein, dass der Star, den man anhimmelt oder für dessen Konzert man nicht wenig Geld ausgegeben hat, auch die bestmögliche Performance abliefern kann? Eine Performance, die alle genießen können – auch der Artist selbst! Und wer seinem Lieblingskünstler oder seiner Lieblingskünstlerin unbedingt etwas schenken möchte, kann das doch auch einfach bis nach vorne an die Bühne weiterreichen lassen! Falls das nicht möglich ist, kann man wohl auch eine andere Verwendung für das Sextoy finden, oder?