Dass Gwen Stefani sich immer wieder stark von der japanischen Kultur beeinflussen ließ, weiß wohl jeder, der sich mit der Karriere der Sängerin auseinandergesetzt hat. In einem neuen Interview äußert sie sich jetzt zu Vorwürfen der kulturellen Aneignung – und sorgt für einen Shitstorm.

Denn Stefani weist jegliche Kritik von sich.

Gwen Stefani spricht über „Harajuku“-Einfluss in ihrer Karriere

Im Laufe ihrer Karriere hatte Gwen Stefani immer wieder den Anspruch, sich neu zu erfinden. Startete sie mit ihrer Band No Doubt noch in einer Pop-Punk-Ära, sah man die Sängerin bald darauf schon mit Bindi auf der Stirn. Mal trug sie blaue Haare, mal lebte sie den Old-Hollywood-Glamour mit einer platinblonden Frisur. Doch eine Kultur tat es der Sängerin wohl besonders an: die japanische. Denn wer Stefanis Karriere in den frühen 2000ern mitverfolgt hat, weiß: die sogenannten Subkultur aus Harajuku gehörte lange Zeit zu ihrer Brand.

Gwen Stefani baute sie in ihre Songtexte ein, stylte sich in Anlehnung an japanische Trends und erschien auf roten Teppichen sogar mit „Harajuku Girls“ – Love, Angel, Music und Baby. 2008 widmete sie ihnen sogar eine Parfümlinie; inklusive japanisch gelesenen Figuren als Flakon.

„Ich sagte: ‚Mein Gott, ich bin Japanerin und wusste es nicht'“

Dass Stefani die japanischen Einflüsse nutzte, um ihre Karriere voranzutreiben, Alben und Parfüms zu verkaufen, brachte ihr vor allem in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik ein. Der Vorwurf: was die Sängerin in den 2000ern machte, war ganz klar kulturelle Aneignung. Denn es war Stefani – eine weiße, wohlhabende Frau, die von der japanischen Kultur profitierte und sie zu ihrem eigenen Image umwandelte.

In einem Interview mit „Allure“ wurde Stefani jetzt gefragt, wie sie heute zu dieser Entscheidung steht; und lieferte eine Antwort, die für gespaltene Reaktionen sorgte. Denn die Sängerin betont, dass ihr Vater einen großen Einfluss auf sie hatte. Dieser reiste mehr als 18 Jahre lang beruflich zwischen Amerika und Japan. Er selbst hat zwar italienisch-amerikanische Wurzeln, brachte der Sängerin die japanische Kultur durch seine Reiseberichte aber offenbar näher.

„Das war mein japanischer Einfluss, das war eine Kultur, die so traditionsreich und gleichzeitig so futuristisch ist, mit so viel Liebe zur Kunst, zum Detail und zur Disziplin, und das hat mich fasziniert“, erzählt sie in dem Interview. Als Erwachsene reiste Stefani schließlich selbst nach Japan und entdeckte in Harajuku eine Kultur, die sie faszinierte. „Ich sagte: ‚Mein Gott, ich bin Japanerin und wusste es nicht'“, schildert Stefani.

Shitstorm nach Aussage von Gwen Stefani

Eine Aussage, die online jetzt für Furore sorgt. Denn online kritisieren viele, dass Gwen Stefani immer noch hinter ihrer Entscheidung steht und sich jetzt sogar als Japanerin bezeichnet. „Gwen Stefani ist eine privilegierte, wahnhafte weiße Frau, die die japanische Kultur und andere POC-Kulturen als exotische Verkleidung sieht“, betont etwa eine Twitter-Userin. Vor allem vor dem Hintergrund, dass es in den vergangenen Monaten und Jahren vermehrt rassistisch motivierte Angriffe gegen Asiat:innen in Amerika gab, betrachten viele Stefanis Aussage als ziemlich unsensibel und privilegiert.

„Leute wie Gwen Stefani können all die coolen Dinge, die sie wollen, aus asiatischen Kulturen übernehmen und müssen sich dennoch keine Sorgen machen, dass sie aufgrund ihrer Rasse von einem U-Bahnsteig in New York gestoßen werden“, schreibt etwa eine Userin.

„[Es] sollte in Ordnung sein, sich von anderen Kulturen inspirieren zu lassen“

Doch in dem Interview betont Stefani, dass ihr Umgang mit der japanischen Kultur „unschuldig“ sei – sie sei einfach nur ein „Superfan“. Dass sie dafür Kritik bekommt, findet sie „einfach nicht richtig“. Denn: „Ich denke, es war eine schöne Zeit der Kreativität… eine Zeit des Ping-Pong-Spiels zwischen der Harajuku-Kultur und der amerikanischen Kultur“, so Gwen Stefani. „[Es] sollte in Ordnung sein, sich von anderen Kulturen inspirieren zu lassen, denn wenn wir das nicht dürfen, dann spaltet das die Menschen, richtig?“

Viele sehen das aber ganz anders. Denn online betonen zahlreiche Userinnen vor allem eines. Ein „Superfan“ von einer Kultur zu sein, macht einen noch lange nicht zum Teil dieser Kultur!