Harvey Weinstein inszenierte sich in einem Interview als den Mann, der durch seine Arbeit Frauen förderte. Damals, als es noch nicht modisch gewesen sei. Daraufhin melden sich nun Schauspielerinnen, die ihm sexuelle Gewalt vorwerfen, zu Wort.

In einem Interview meinte der ehemalige Filmproduzent, er sei ein Pionier der Frauen-Förderung in der Filmbranche.

Schauspielerinnen stellen klar, wie sie zu Weinstein Aussage stehen

Harvey Weinstein meinte gegenüber der New York Post, seine Arbeit für Frauen würde nun nicht mehr gewürdigt werden. Er habe, bevor es in Mode war, Filme über, mit und für Frauen gemacht. „Ich habe mehr Filme von und über Frauen machen lassen als jeder andere Filmemacher. Und das vor dreißig Jahren. Nicht in der jetzigen Zeit, in der es en vogue ist.“ so Harvey Weinstein. Mittlerweile sei er nur noch „der vergessene Mann“.

Rodse McGowan stellt in einem Posting jedoch klar, dass sie ihn nicht vergessen hat. Auf Twitter postet sie, dass weder sie, noch ihr Körper den Filmproduzenten vergessen haben. „Ich habe dich nicht vergessen, Harvey. Mein Körper hat dich nicht vergessen. Ich wünschte, er könnte es. Damals habe ich abgelehnt, einen Geheimhaltungsvertrag zu unterzeichnen, da ich wusste, ich werde dich zur Rechenschaft ziehen. Und das habe ich. Hier geht es darum, einen Serienvergewaltiger zu stoppen – dich.“ so die Schauspielerin.

Rose McGowan wirft dem 67-Jährigen vor, sie vor 12 Jahren vergewaltigt zu haben. Dabei handelt es sich um einen Vorwurf von vielen, die Schauspielerinnen, Angestellte und diverse Frauen gegen den Filmproduzenten aufbrachten. Die Anschuldigungen gegen Harvey Weinstein brachten damals die #metoo-Bewegung in die Gänge.

Weinstein soll Öffentlichkeit versuchen zu täuschen

Aber nicht nur Rose McGowan findet klare Worte zu den Aussagen, die Weinstein in dem Interview von sich gab. In einem Statement von Frauen, die Weinstein sexuelle Belästigung vorwerfen, heißt es, er versuche die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. Hierbei handelt es sich um ein Statement von 23 Frauen. Unterzeichnet wurde es unter anderem von Ashley Judd.

25 Millionen-Entschädigung für Frauen, die Opfer von Weinstein wurden

Rose McGowan spricht von einem Geheimhaltungsvertrag, der von Frauen unterzeichnet wurde, die Opfer von Harvey Weinstein wurden. Dabei handelt es sich um eine Grundsatzvereinbarung, in der er einwilligte 25 Millionen Dollar für Entschädigung und das Schweigen der Frauen zu bezahlen. Die Summe soll nun zwischen früheren Angestellten von Weinstein und Schauspielerinnen aufgeteilt werden. Alle sind Frauen, die gegen Weinstein vor Gericht gegangen sind und ihn wegen sexueller Gewalt angeklagt haben.

Kritik an Grundsatzentschädigung

Viele Kritiker haben ein Problem damit, dass sich Weinstein durch die Vereinbarung nicht als schuldig bezeichnen muss. Zwar ist er in mehr als 80 Fällen der sexuellen Gewalt beschuldigt worden, beteuert dennoch weiterhin, er sei unschuldig. Der 67-Jährige meint, die sexuellen Begegnungen sind mit Konsens passiert. Noch dazu kommt, dass Weinstein den Geldbetrag nicht selber zahlen muss. Es heißt, Versicherungsleute seiner früheren Studios sollen die Zahlungen bereitstellen.

Auch sollen teilweise Frauen, die Opfer von Weinstein wurden, die Vereinbarung kritisieren. Douglas Wigdor, ein Anwalt, der für zwei Opfer von Weinstein vor Gericht steht, meint: „Wir weisen die Vorstellung zurück, dass es die beste Zusammenkunft war, die wir hätten erzielen können.“ Auch die Time’s Up-Kampagne, die sich gegen sexuelle Gewalt platziert meint: „Wenn das die bestmögliche Lösung für die Opfer ist, dann ist das System kaputt.“ Um nicht schweigen zu müssen, entschied sich Rose McGowan gegen die Grundsatzvereinbarung.