Ein Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie gibt es noch immer hunderte Wildtiermärkte in Südostasien. Das berichtete der WWF am 30. Dezember.

Es gelte mittlerweile als „wissenschaftlich gesichert“, dass SARS-CoV-2 von einem Wildtier auf den Menschen übergesprungen ist, so der WWF.

Wildtiermärkte könnten weitere Virus-Sprünge begünstigen

Die Analyse der Umweltorganisation WWF befasst sich mit dem Wildtierhandel in der südostasiatischen Mekong-Region. Dabei fand man heraus, dass die Hälfte von rund 500 Märkten in größeren Städten, auf denen häufig mit Wildtieren gehandelt wird, in Regionen mit einem potenziell hohen Zoonose-Risiko liegen. Bei Zoonosen handelt es sich um von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, wie SARS-CoV-2. „China hat zwar im Februar ein Verbot der Wildtierzucht für die Fleischproduktion erlassen, aber in mehreren südostasiatischen Staaten muss noch deutlich mehr getan werden“, erklärt der WWF. Er fordert rasche Einstellung des illegalen und unregulierten Handels. Der gefährliche Wildtierhandel in der südostasiatischen Mekong-Region könnte weitere Virus-Sprünge aus dem Tierreich begünstigen.

Artenschutz ist Gesundheitsvorsorge

„Der Artenschutz für bedrohte Wildtiere und die öffentliche Gesundheitsvorsorge gehören dringend zusammen gedacht, um die Gefahr des Überspringens von Viren auf den Menschen einzudämmen“, so Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms beim WWF Österreich. Als Teil eines Zehn-Punkte-Plans forderte er vor allem die rasche Schließung illegaler und unregulierter Wildtiermärkte sowie schärfere Kontrollen gegen den illegalen Handel: „Der Schmuggel von Wildtieren jenseits aller Regeln schafft einen idealen Nährboden für Virensprünge auf den Menschen. Daher müssen Politik und Behörden deutlich mehr tun.“

Menschen sind auf Wildtiere angewiesen

In vielen ländlichen Gegenden der Mekong-Region sind die Menschen aber zur Ernährungssicherung auf Wildtiere angewiesen. Darunter sind auch abgelegene Gebiete mit Mangelernährung bei Kindern. Immer öfters jagt man Wildtiere aber auch für den Verkauf in Städten. Große Märkte mit niedrigen Hygienestandards sind besonders riskant für die Übertragung von Infektionskrankheiten und auch aus Tierschutz-Sicht verheerend. Auf Lebend-Tiermärkten, wie sie in weiten Teilen Chinas und Südostasiens existieren, verkauft und schlachtet man Wild- und Nutztiere nebeneinander.

Regionale Netzwerke und nationale Behörden, die den Handel mit Wildtieren überwachen und geltendes Recht durchsetzen, sind jedoch stark unterfinanziert, so der WWF. Daher brauche es auch auf dieser Ebene mehr Unterstützung, um pandemische Risiken im Keim zu ersticken. Ebenfalls entscheidend sei, dass die man die Nachfrage nach Produkten des Hochrisiko-Wildtierhandels reduziert.

Zweites Problem: Weniger Wald

Der WWF macht in seiner Analyse auch auf ein zweites Umweltproblem aufmerksam, das Virus-Sprünge aus dem Tierreich auf den Menschen befördert. Denn von 1990 bis 2010 verringerte sich die Waldfläche Südostasiens von 268 Millionen Hektar auf 236 Millionen Hektar. So fallen Lebensräume weg und die Arten geraten in zunehmenden Kontakt miteinander.