Kaum startet der lang ersehnte Urlaub, bemerkt ihr schon die ersten Symptome: Kopfschmerzen, Müdigkeit oder vielleicht doch ein leichter Schnupfen. Statt die Ferien in der Sonne zu verbringen, bleibt ihr unter der Bettdecke. „Leisure Sickness“ nennt sich dieses Phänomen und viele von uns haben es Jahr für Jahr.

Schuld daran könnte die Art und Weise sein, wie wir abschalten (oder eben nicht).

Warum ist man gerade im Urlaub krank?

Seit Wochen fiebert ihr schon dem Tag entgegen, an dem ihr nicht um sieben Uhr morgens aufstehen müsst. Der Tag, an dem eure Mails nicht gecheckt werden müssen, ihr keine Meetings in eurem Kalender eingetragen habt und das einzige To Do es ist, euch ordentlich einzucremen. Der erste Urlaubstag ruft – und für viele braucht dieser auch einiges an Vorbereitungen. Man braucht schließlich die richtigen Urlaubs-Outfits, ein Ausflug in die Drogerie muss vorab auch noch geplant werden und bevor man in das Flugzeug einsteigt, muss die ganze Wohnung natürlich noch geputzt werden.

Aber nach dem Vor-Urlaubsstress ist es endlich so weit und die Entspannung kann beginnen. Zumindest in der Theorie. Denn viele kennen es wohl: kaum kann man sich eigentlich entspannen, wird man krank. Sei es die teuflische Sommergrippe, von der man sich sicher ist, dass die Büro-Klimaanlage verantwortlich ist, oder die Kopfschmerzen, die einfach nicht aufhören wollen: mit dem Gefühl, fit zu sein, hat das nur wenig zu tun.

So entsteht Leisure Sickness

Die niederländischen Psychologen Ad Vingerhoets und Maaike van Huijgevoort haben für eben diese Krankheiten einen eigenen Begriff ins Leben gerufen: Leisure Sickness. Darunter verstehen sie etwa Krankheiten wie Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelbeschwerden und Übelkeit. Warum genau Menschen diese Krankheitssymptome haben, wurde bisher noch nicht geklärt. Doch es gibt einige Ansätze, warum wir uns denn genau in der Urlaubsphase so krank fühlen. Zum einen können dahinter psychosomatische Symptome stecken. Wer etwa nicht zwischen Arbeits- und Freizeitmodus wechseln kann, kann daraufhin auch körperliche Symptome erleben, weil man ein schlechtes Gewissen hat, jetzt nicht mehr im Arbeitsmodus zu sein.

Ein anderer Ansatz zur Erklärung ist, dass unser Immunsystem in stressigen Phasen (wie etwa der Arbeit) einen Adrenalinspiegel fördert, der konstant erhöht ist. Kommt man dann in eine Phase, in der wir nicht länger unter dauerhafter Anspannung stehen, sinkt unser Adrenalinspiegel und auch unser Immunsystem sehnt sich nach Erholung. Ein gefundenes Fressen für Viren und Bakterien.

Das kann gegen Leisure Sickness helfen

Um das alles wissenschaftlich zu bestätigen, fehlen derzeit noch die aussagekräftigen Studien. Klar scheint aber, dass jene, die von Leisure Sickness betroffen sind, dagegen auch aktiv etwas tun können. Ihr ahnt es vielleicht: das Zauberwort heißt Abschalten lernen. Ein Digital Detox kann etwa dabei helfen, das ständige unter Strom stehen oder das schlechte Gewissen, nicht erreichbar zu sein, abzulegen. So fällt der Switch zwischen Arbeit- und Freizeitmodus vielleicht auch einfacher. Ideal ist auch, wenn eben dieses Abschalten nach Außen hin klar kommuniziert wird. Sagt also den Leuten, die es betrifft, dass ihr euch im Urlaub nicht melden werdet.

Ein möglicher Weg, Leisure Sickness zu vermeiden ist auch, den Stress schon vor dem Urlaub zu reduzieren. Denn wer bis zur letzten Sekunde unter Strom steht, hat einen krasseren Kontrast zum Urlaub. Versucht also, schon einige Tage vor eurer Reise bewusst einen Gang zurückzuschalten. Nicht alles muss noch vor der Abreise erledigt werden. Das gilt sowohl für euer Berufsleben als auch das Private (und wenn die Wohnung einmal nicht blitzblank vor dem Urlaub ist, wird die Welt bestimmt auch nicht untergehen!)