Wir kennen es doch alle: Man ist gerade mitten in einem Gespräch – es muss nicht mal ein Streit sein – und das (männliche) Gegenüber unterbricht einen einfach die ganze Zeit über. Dafür gibt es mittlerweile sogar einen eigenen Begriff: „Manterrupting“! Was dahinter steckt und wie wir am besten dagegen vorgehen können, verraten wir hier.

Denn dabei handelt es sich um eine ziemlich toxische Verhaltensweise.

Was ist „Manterrupting“ überhaupt?

Wie der Name bereits erahnen lässt, setzt er sich aus den beiden englischen Wörtern „man“, also Mann und „interrupting“, also unterbrechen zusammen. Das bedeutet also, dass Männer (in diesem Fall sprechen wir von cis Männern) die Person, mit der sie sprechen, andauernd unterbrechen. Wer mit „Manterrupting“ zu tun hat, muss nicht unbedingt einen männlichen Partner an seiner Seite haben. Denn auch im beruflichen oder freundschaftlichen Umfeld taucht dieses Phänomen oft auf. Mittlerweile sogar schon so oft, dass deshalb heftig auf Tiktok diskutiert wird.

Gut, ehrlicherweise können wir zugeben, dass wir höchstwahrscheinlich alle hin und wieder jemandem aus den verschiedensten Gründen ins Wort fallen. Dabei gibt es aber eine ganz spezielle Art und Weise, die uns wirklich den allerletzten Nerv raubt. Nämliches jenes Unterbrechen, das durch eine geringere Wertschätzung der Meinung des Gegenübers entsteht. Und das kommt eben vermehrt bei der männlichen Gattung vor – das beweisen sogar Studien!

Unterbrechen als Geste der Macht

In Konflikten mit unseren Boyfriends haben wir oft nicht mal die geringste Chance, unseren Standpunkt klarzumachen. Denn seien wir uns ehrlich; oft läuft es doch so ab: ER fällt uns ins Wort oder redet mit seinem lauten Organ einfach über uns drüber. Sobald wir dann darauf reagieren und unsere Stimme erheben, gelten wir sofort als „hysterisch“ und emotional. Dass Männer damit aber einfach nur ihre Macht demonstrieren wollen und das eigentlich ziemlich traurig ist, haben wir in diesem Moment nicht am Schirm.

Genauso läuft es oft auch im Job ab. Bei Meetings, Konferenzen oder geschäftlichen Events – vor allem, wenn der Anteil an Männern weitaus höher ist, als jener der Frauen – kommen Männer laut Forschenden der Camebridge University viel öfter und auch länger zu Wort, als ihre Kolleginnen. Laut einem LinkedIn-Posting von Autorin und Microsoft-Führungskraft Annahita Esmailzadeh, wurde sogar Ruth Bader Ginsburg, tätig am Obersten Gerichtshof in den USA, dreimal öfter unterbrochen, als etwa ihre männlichen Kollegen. Auch Anwärterin für die US-Präsidentschaft – Hillary Clinton – wurde in einem TV-Duell 51-mal von Kontrahent Donald Trump unterbrochen.

App zeigt, wie oft „Manterrupting“ im Gespräch vorkommt

Wie ernst die Lage ist – und damit meinen wir – wie sehr Frauen unter diesem Verhalten leiden – beweist eine eigens gegen „Manterrupting“ kreierte App. Diese trägt den Namen „Woman Interrputed“ und zeigt an, wie oft man in einem Gespräch von einer männlichen Stimme unterbrochen wird. Was man schlussendlich mit diesen Informationen anfangt, bleibt einem selbst überlassen. Fakt ist aber, dass es für mehr Awareness sorgt und man so möglicherweise besser erkennt, ob man mit dieser toxischen Gesprächskultur zu kämpfen hat.

Das können wir dagegen tun

Oft fällt einem dieses herablassende und toxische Verhaltensmuster erst auf, wenn das Gespräch schon beendet ist. Dann ärgert man sich meist erst recht, da man keinen passenden Conter auf Lager hatte. Um (cis) Männern künftig also den Wind aus den Segeln zu nehmen, wenn sie gerade wieder dabei sind, uns vollkommen sinnlose Dinge klarzumachen, wie etwa „Ich weiß besser Bescheid“ oder „Du kennst dich ja nicht so gut aus“, dann könnt ihr es mit folgenden Möglichkeiten probieren. Die US-Journalistin und Autorin Jessica Bennett gibt in einem Artikel des Time Magazine wichtige Tipps.

  • In die Offensive gehen: Mit dem einfachen Satz „Hey, lass mich bitte ausreden“, kann man dem Gegenüber klarmachen, dass er gerade am „Manterrupten“ ist.
  • Am effektivsten: Einfach weiterreden! Wenn notwendig könnt ihr auch ein kleines bisschen lauter reden. So erkennt die Person vielleicht, dass ihr euren Gedanken noch nicht fertig artikuliert habt. Und wenn das auch nicht hilft: Probiert einfach mal eine kleine, aber bedeutungsvolle Geste aus. Wie etwa, eure Hand zu heben.
  • Die richtige Körpersprache: Laut einer Studie lehnen sich Männer in Gesprächen – vor allem in Meetings – eher nach vorne. Frauen neigen dazu, sich in die andere Richtung, also nach hinten zu lehnen. Laut Wissenschaft könnte das ein Grund dafür sein, weshalb Frauen eher unterbrochen werden, als Männer. Mit einer autoritäre Körperhaltung, die den Raum und Personen einnimmt, könnten wir also dafür sorgen, dass man uns weniger ins Wort fällt.
  • Wichtig: Wenn ihr gerade mitbekommt, dass eure Kollegin, Freundin und Co gerade mit einem Mann im Gespräch ist, der sie durch die „Manterrupting“-Methode versucht, einzuschüchtern, dann solltet ihr sie besten sofort supporten. Etwa mit dem Satz: „Lass sie doch bitte mal ausreden“.