Wer in Indonesien als Frau zum Militär will, muss sich dem sogenannten „Jungfrauentest“ unterziehen. Eine Praxis, die seit Jahren kritisiert wird.

Ein Ende der ebenfalls als „Zweifingertest“ bekannten und sehr umstrittenen Praktik könnte jedoch bald folgen.

„Zweifingertests“ vor Eintritt zum Militärdienst

Nur Jungfrauen seien mental geeignet, den Militärdienst zu leisten. So begründet das indonesische Militär seinen Eintrittstest für Frauen. Mit dem „Zweifingertest“ soll vermeintlich festgestellt werden, ob die Frauen bereits sexuell aktiv waren. Dabei werden zwei Finger in die Vagina eingeführt, um zu prüfen, ob das Jungfernhäutchen noch intakt ist. Wer den Test nicht besteht, wird nicht rekrutiert.

Der Test wird vom Militär seit Jahrzehnten durchgeführt. Betroffen sind allerdings nicht nur Frauen, die aktiv Militärdienst leisten wollen. Auch Verlobte von Soldaten müssen sich der Untersuchung unterziehen, berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.

Tests sind „unwissenschaftlich und diskriminierend“

Die Organisation nennt diese Praxis in einer Aussendung „unwissenschaftlich und diskriminierend“. „‘Jungfräulichkeitstests‘ sind eine Form der geschlechtsspezifischen Gewalt und eine weithin diskreditierte Praxis“, erklärt die Organisation weiter. Bereits 2014 äußerte sich Human Rights Watch stark gegen die Tests, die bis 2015 auch an Polizistinnen in Indonesien durchgeführt wurden.

Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO sprach sich in der Vergangenheit bereits gegen die Durchführung der Tests aus. 2018 strich ein Bericht der Organisation heraus: „Die Untersuchung hat weder einen wissenschaftlichen Wert noch klinische Anhaltspunkte. Das Auftreten eines Jungfernhäutchens ist kein verlässlicher Hinweis auf Geschlechtsverkehr. Es ist keine Untersuchung bekannt, die eine Vorgeschichte von vaginalem Geschlechtsverkehr beweisen kann“.

Wird der „Jungfrauentest“ bald verboten?

Die britische Zeitung „The Guardian“ sprach mit einer ehemaligen Anwärterin, die als 18-Jährige den Test verweigerte. „Ich wollte nicht ohne meine Zustimmung begrapscht werden. Also sagte ich der Ärztin, sie solle aufhören und sagte ihr, dass ich keine Jungfrau mehr sei“, erklärt sie. „Ich habe sie nicht aufgehalten, weil ich Angst hatte, dass sie herausfindet, dass ich keine Jungfrau mehr bin, sondern weil ich mich bei dieser Prozedur unwohl fühlte. Das ist der Preis, den weibliche Rekruten zahlen müssen, wenn sie zum Militär gehen; dieses Trauma.“

Ein Ende der Praxis könnte zumindest für die Armee in absehbarer Nähe sein. Im Juli verkündete nämlich der Stabschef der Armee, General Andika Perkasa, dass die Untersuchung bei der Rekrutierung in Zukunft an die der Männer angepasst werden soll. So sollen die Eintrittstests künftig nur mehr die körperlichen und sportlichen Fähigkeiten kontrollieren. Die Verlobten von Soldaten sollen nurmehr Administratives zu erledigen haben.

Für die Menschenrechtsorganisationen ein erster Schritt. Der Human Rights Watch Forscher Andreas Harsono sieht aber noch größeren Handlungsbedarf. Er fordert die Abschaffung der Tests im gesamten militärischen Bereich; also auch bei der Marine und der Luftwaffe. In diesen Bereichen werden die Tests nämlich ebenfalls bis auf Weiteres durchgeführt.