Deine Haut will nicht so, wie du willst? Obwohl du cremst, massierst, peelst und auch mal ganz brav eine Pflegepause einlegst? Vielleicht liegt das Problem dann gar nicht an der Haut­oberfläche, sondern viel tiefer – in der Kloschüssel nämlich. Genauer ausgedrückt: im Darm!

Wir haben mit einem Dermatologen über die Wichtigkeit eines gesunden Darm-Mikrobioms gesprochen.

Das sagen Pickel und Co. über unsere Darmgesundheit aus

Wir kennen vermutlich alle das Problem: Sobald unsere Haut zu Unreinheiten neigt, fühlen wir uns unwohl und wollen uns am liebsten den ganzen Tag zu Hause verstecken. Klar, wir wissen, dass wir unser Selbstwertgefühl ganz sicher nicht von diesem einen Pickel auf der Stirn abhängig machen sollten – ja, in der Theorie wissen wir das tatsächlich! Und dennoch würden wir unser Date deswegen am liebsten verschieben, bis wir das Hautproblem wieder in den Griff bekommen haben. Man fragt sich ständig, warum man ausgerechnet jetzt Pickel bekommt, obwohl man doch schon längst aus der Pubertät raus ist und nur die besten Beautyprodukte benutzt. Wenn man zudem noch darauf achtet, wenig Make-up zu benutzen, und sich trotzdem nichts ändert, kann das äußerst frustrierend sein.

Dabei könnte die Ursache für Unreinheiten mit einem Organ zu tun haben, an das wir im ersten Moment gar nicht denken – nämlich unserem Darm. Auf die Frage, ob unsere Haut im Gesicht tatsächlich mit unserem Darm in Verbindung steht, liefert uns der Wiener Dermatologe Dr. Johannes Bisschoff eine klare Antwort: „Unsere Haut ist ein Spiegelbild unserer Gesundheit und insbesondere unserer Darmgesundheit. Unser Mikrobiom, also die Darm- und Hautbakterien, spielt hier eine wichtige Rolle“, so der Experte.

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Die Haut als Spiegel unseres Darms

Unser Körper ist schon ganz schön faszinierend: Unsere Haut zeigt genau, wie es unserem Darm gerade geht! Das mag zunächst mal komisch klingen, ist aber tatsächlich ganz plausibel. Unsere Darmflora besteht aus unzähligen Bakterien, die natürlicherweise in unserem Organismus vorkommen
und uns dabei helfen, den Körper zu entgiften.
Wenn unsere Darmflora beispielsweise durch Antibiotika, zu viel Zucker und ungesunde Fette geschädigt ist, verlagert unser Darm die Entgiftung auf andere Organe, unter anderem auch auf die Haut. Daher wird die Haut auch oft als „dritte Niere“ bezeichnet.
Somit werden Stoffe darüber ausgeschieden, die sich durch Unreinheiten bemerkbar machen.

„Na super!“, denken wir uns jetzt – aber dieser Prozess ist durchaus sehr sinnvoll, immerhin wollen wir ja unseren Körper von Schadstoffen befreien. Zusätzlich zur gestörten Entgiftungsfunktion kann eine angegriffene Darmflora nicht alle erforderlichen Nährstoffe aufnehmen, die unsere Haut dringend braucht. Das heißt: Ohne Bakterien würden die meisten dieser Antioxidantien durch den Darm hindurchwandern und ungenutzt ins Klo plumpsen. Denn selbst eine gesunde Ernährung kann offensichtlich nur im Zusammenspiel mit einer ausbalancierten Darmflora ihre volle Wirkung entfalten. Wer also schöne Haut möchte, sollte definitiv gut auf sein Mikrobiom achtgeben. Aber wie machen wir das überhaupt?

Das Mikrobiom, der neue Superstar

Eine pauschale Lösung für jedes Hautproblem gibt es nicht – denn jeder von uns besitzt eine ganz individuelle Darmflora, so individuell wie sein Fingerabdruck. „Wichtig ist, sich gesund zu ernähren, reich an Ballaststoffen; Genussgifte zu reduzieren, ausreichend zu schlafen und Stress zu verringern“, so Dr. Bisschoff.

Wer seiner Haut zudem etwas Gutes tun will, sollte laut dem Dermatologen gezielt seine Darmflora stärken – dabei empfiehlt er eine gezielte Analyse beim Arzt. Aber auch ohne Test können wir unseren Darm in den Kampf gegen Pickel einbeziehen. Vor allem probiotische Keime scheinen dabei neue Möglichkeiten zur Behandlung von Akne aufzuzeigen. In einer koreanischen Studie erhielten die Probanden drei Monate lang entweder eine Nahrungsergänzung mit dem Milchsäurebakterium Lactobacillus plantarum oder ein Placebo. Alleine durch die Einnahme dieses probiotischen Keims verbesserte sich die Feuchtigkeitsversorgung der Haut deutlich, die Haut­elastizität stieg um mehr als 20 Prozent an und auch Akne konnte deutlich reduziert werden.

Und das Überraschendste: Nach zwölf Wochen hatten die Teilnehmer sogar messbar weniger Falten, während sich in der Placebo-Gruppe der Hautzustand nicht veränderte. Aber das ist nicht die einzige Studie dieser Art: Es gibt zig Untersuchungen, in denen nachgewiesen wurde, dass probiotische Keime Pickel und Pusteln schneller verheilen lassen.

Lass uns über Einläufe reden

Und wenn wir schon beim Tabuthema Darm sind: Colon-Hydro-Therapie heißt das angebliche Wundermittel für strahlend schöne Haut. Was im ersten Moment superfancy klingt, ist übersetzt nichts weiter als die gute alte Darmspülung. Stars wie Katy Perry, Madonna oder Gwyneth Paltrow schwören auf diese Art von Detoxbehandlung, bei der einem mehrere Liter Wasser in den Körper geleitet werden. Konkret handelt es sich bei der Colon-Hydro-Therapie um ein Reinigungsverfahren des Dickdarms. Gefiltertes Wasser wird behutsam und ohne Verwendung von Chemikalien oder Medikamenten in den Dickdarm eingebracht und läuft über einen zweiten Schlauch wieder heraus. Dabei werden sowohl Stuhlreste, Pilzkolonien, Giftstoffe wie auch alte Ablagerungen von den Darmwänden gelöst und ausgeschieden; so die Theorie.

Klingt jetzt nicht ganz so sexy – aber festsitzenden Kotresten wird nachgesagt, im Körper wie Gift zu wirken und Hautunreinheiten zu verursachen. Der umstrittene Trend stammt ursprünglich aus der indischen Heilkunst Ayurveda. Meist wird dabei die Reinigung auch gleich mit einer Fastenkur verbunden. Obwohl immer mehr Stars und Influencer auf diese Art von Detox setzen, sollte man sich dennoch nicht einfach unkontrolliert Wasser in den „Hinterausgang“ leiten – eine Darmspülung sollte nur unter ärztlicher Betreuung durchgeführt werden. „Durch eine Darm­reinigung oder Heilfasten können sich Hautprobleme tatsächlich verbessern. Ich empfehle aber immer, vorher mit dem Hausarzt Rücksprache zu halten und die Reinigung ärztlich begleiten zu lassen“, erklärt Dr. Bisschoff.

An dieser Stelle möchten wir auch nicht unerwähnt lassen, dass nicht jede Hauterkrankung und -irritation auf eine nicht intakte Darmflora zurückzuführen ist. Bei starken Veränderungen der Haut ist es daher auf jeden Fall ratsam, die Ursache durch einen Arzt abklären zu lassen.