Ein Video, das einen brutalen Polizeieinsatz zeigt, sorgt in den USA gerade für Entsetzen. Denn darauf ist zu sehen, wie ein Polizist mehrere Minuten lang sein Knie auf den Hals eines schwarzen Verdächtigen drückt.

Dieser verlor schließlich das Bewusstsein und verstarb kurze Zeit später im Krankenhaus.

USA: Afroamerikaner stirbt nach Polizeieinsatz

„Bitte, bitte, bitte, ich kann nicht atmen. Bitte, Mann“, hört man den Verdächtigen auf einem Handyvideo einer Passantin flehen. Die Bildaufnahmen der Festnahme in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota sorgten weltweit für Entsetzen und in den USA zu Protesten: Ein weißer Polizist kniet minutenlang auf dem Genick eines schwarzen Verdächtigen, der immer wieder über Atemnot klagt. Schließlich verstirbt er im Krankenhaus. Die Polizisten waren laut Medienberichten zum Einsatzort gerufen worden, weil jemand mit einem gefälschten Geldschein bezahlen wollte. Der Mann habe den Beschreibungen des Verdächtigen entsprochen. Es ist ein weiterer Fall von Polizeigewalt gegen Afroamerikaner in den USA.

Etliche Augenzeugen hatten sich auf dem Gehweg versammelt als der Afroamerikaner von den Polizisten festgenommen wurde. Einige Passanten filmten das brutale Vorgehen der Beamten. Das Gesicht des Mannes namens George Floyd lag auf dem Asphalt. Ein Polizist ermahnte ihn, sich zu „entspannen“. Zwischendurch rief der Afroamerikaner nach seiner Mutter und sagte: „Mein Magen tut weh, mein Hals tut weh, alles tut weh… Ich kann nicht atmen.“ Die Passanten forderten die Polizisten auf, den Puls des Mannes zu überprüfen. Ein Schaulustiger rief: „Er ist jetzt nicht mehr ansprechbar!“ Ein Beamter erklärte daraufhin: „Er redet noch, also atmet er.“ Doch irgendwann war es still, George hörte auf zu sprechen und regte sich auch nicht mehr. Der Polizist hingegen ließ erst von dem Mann ab, als dieser von Sanitätern acht Minuten nach Beginn des Vorfalls auf eine Trage geladen wurde. George Floyd verstarb später im Krankenhaus.

FBI prüft den Vorfall

Wie die Polizei mitteilte, wird der Vorfall nicht nur intern, sondern auch vom FBI untersucht. Der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey zeigte sich über den Vorfall entsetzt: „Es sollte in Amerika kein Todesurteil sein, schwarz zu sein.“ Die vier involvierten Polizisten seien entlassen worden, schrieb der Bürgermeister zudem auf Twitter.

Das FBI soll übrigens klären, ob Floyd durch die Aktion seiner Rechte beraubt wurde. In Minneapolis ist das Knien auf dem Hals eines Verdächtigen zwar gemäß den polizeilichen Richtlinien erlaubt. Doch müssen sich die Beamten zuvor darin schulen lassen, die Methode so anzuwenden, dass sie dabei keinen Druck auf die Atemwege ausüben. Laut Experten hätte der Polizist Floyd außerdem eindeutig zu lange auf diese Weise fixiert. Denn der Verdächtige sei offensichtlich unter Kontrolle gewesen und habe sich nicht gewehrt.

Polizeiliche Gewalt gegen Afroamerikaner

Der Vorfall sorgte für große Aufregung. So äußerte sich die örtliche Aktivistin Nekima Levy Armstrong gegenüber der Zeitung Star Tribune, verstört über die Bilder der Festnahme. Bei dem Video drehe sich ihr der Magen um, erklärte sie. Zudem sei es nur ein weiteres Beispiel von Polizeibrutalität gegenüber afroamerikanischen Männern. „Was auch immer der Mann getan haben mag, hätte nicht in einem Todesurteil münden sollen“, kritisierte Armstrong. Sie zog außerdem Parallelen zu dem Fall von Eric Garner. Der New Yorker starb 2014, nachdem ihn ein Polizist in den Würgegriff genommen hatte. Auch Garner hatte immer wieder erklärt, er könne nicht atmen. Ein Gericht entschied sich aber später gegen eine Anklage der Polizisten, was in den USA zu Protesten führte.

Eric Garners letzte Worte „I can’t breathe“, also „ich kann nicht atmen“ wurden zu einem Slogan der Bewegung Black Lives Matter, die sich in den USA für die Gleichberechtigung von Schwarzen und Weißen und gegen Polizeigewalt einsetzt. Erst vor wenigen Monaten erschossen Polizisten im US-Bundesstaat Kentucky eine afroamerikanische Rettungssanitätern in ihrer Wohnung. Die Beamten hätten nach einem Mann gefahndet, der gar nicht mehr in dem Gebäude wohnte und sich bereits in Haft befand.