Laut Forschern soll sich mittlerweile mehr Mikroplastik als Plankton im Meer befinden. Umso erfreulicher ist die Entdeckung, die ein Team an Wissenschaftlerin nun gemacht hat. Seegras säubert nämlich das Meer vom Plastikmüll der Menschen.

So tragen laut der im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten Studie, Seegraswiesen in Mallorca dazu bei, Plastikmüll zu binden und an Land zu befördern.

Seegraswiesen auf Mallorca untersucht

Sie sind das leuchtende Grün im unendlichen Blau. Im Rhythmus der Wellen bewegen sie sich hin und her und bieten einen schützenden Lebensraum für unzählige Meeresbewohner: Seegraswiesen. Ein Wissenschaftsteam um die Biogeochemikerin Anna Sanchez-Vidal aus Barcelona hat nun herausgefunden, dass die Meerespflanzen noch eine weitere Funktion haben: Sie können das Meer von Plastikmüll säubern. Die Wissenschaftler haben Reste von Seegras an vier Stränden auf Mallorca untersucht. Dort wachsen im Flachwasser an der Küste Neptungras-Wiesen am Meeresgrund. Außerdem treibt im Mittelmeer nahe der Insel viel Plastik.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass der Großteil der Kunststoffe auf dem Meeresboden landet. Doch ein kleiner Teil findet seinen Weg zurück an Land. Er wird an die Küsten gespült. Wie das genau passiert, war zunächst unklar. Deswegen untersuchte das Team von Anna Sanchez-Vidal, welche Rolle Seegras bei diesem Prozess spielen könnte, untersuchten die Wissenschaftler Seegras-Blätter und -Kugeln. Diese wurden zwischen 2018 und 2019 an vier Strände Mallorcas gespült.

Seegras als Plastikstaubsauger

Der Plastikmüll sammelt sich demnach in den Seegraswiesen und bildet gemeinsam mit Seegrasresten braune, faserige Kugeln. Die sogenannten Neptunbälle oder Seebälle werden dann an den Strand gespült und transportieren den Müll so wieder aus dem Wasser. Die Wissenschaftler fanden Plastikabfälle in der Hälfte der 42 Proben loser Seegras-Blätter. In 198 Neptunbällen wurden 17 Prozent Plastikabfälle nachgewiesen. Pro Kilogramm Neptunbälle zählten die Wissenschaftler laut Studie bis zu 1470 Plastik- und Mikroplastikteile. In losen Seegras-Blättern wurden pro Kilogramm bis zu 613 Plastik- und Mikroplastikteile gefunden.

Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass Neptunbälle bis zu 867 Millionen Plastikteilchen binden können. Wie viele davon aber schließlich an die Küste gespült werden und was dort mit ihnen passiert, können die Wissenschaftler nicht sagen. Dennoch lege ihre Studie nahe, dass Seegras-Wiesen dabei helfen könnten, der Plastik-Vermüllung der Meere entgegenzuwirken. Das Seegras als Plastikstaubsauger also. Die Neptunbälle, die wie kleine Wollmäuse auf den Stränden liegen, können aber sogar nutzbar gemacht werden: Denn aus ihnen lässt sich ein ökologischer Dämmstoff für Fassaden, Dächer, Wände und Fußböden herstellen. Das ergab eine Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik in Stuttgart.

Schutz der Meere besonders wichtig

Doch die Seegras-Flächen im Mittelmeer sind seit 1960 um 13 bis 50 Prozent geschrumpft, wie die Forscher aus Barcelona angeben. Denn Anker, Abwasser und Fischerei schädigen die Pflanzen. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass diese wichtigen Lebensräume immer weiter schrumpfen. Umso wichtiger sei deshalb der Schutz der Unterwasserwelten, wie die Forscher erklären.