Lügen haben bekanntlich kurze Beine. Und zuckende Augenbrauen. Denn vor allem die Benutzung zweier Gesichtsmuskeln soll Lügner mithilfe einer neuen Technologie entlarven.

Forscher der Universität Tel Aviv arbeiteten dafür mit einer künstlichen Intelligenz.

Lügen zu erkennen ist gar nicht so einfach

Von harmlosen Flunkern, über die Notlüge bis zum komplexen Lügenmärchen. Wir alle Lügen. Die einen mehr, die anderen weniger. Die einen schlechter, die anderen besser. Besonders auf Netflix wird derzeit gelogen und betrogen. Nach Hits wie „Inventing Anna“ und der „Tinder-Schwindler“ hält uns der Streaming-Riese nun mit „Bad Vegan“, der wahren Geschichte einer Food-Trendsetterin, die wegen Diebstahl und Betrug verurteilt wurde, bei Laune.

Die BetrügerInnen und HochstaplerInnen scheinen dabei eines gemeinsam zu haben: Sie alle beherrschend die Kunst des Lügens. Selbst trainierte Beobachter scheinen diesen Leuten aufgesessen zu sein. Irren ist schließlich menschlich. Und auch technische Hilfsmethoden wie Polygraphen und Hirnscans lassen sich gerne mal austricksen. Aber wo Profiler und herkömmliche Lügendetektoren scheitern, soll ein trainiertes KI-System jetzt Lügner entlarven.

KI-System entlarvt Lügner

Basis ist die subtile Reaktion bestimmter Gesichtsmuskeln, wie die Forscher der Universität Tel Aviv herausgefunden haben. „Der Theorie nach manifestiert sich eine Täuschung durch unwillkürliche Mikro-Mimik, die nur 40 bis 60 Millisekunden anhält, aber nicht mit den Emotionen übereinstimmt, die die Person durch ihre Lüge übermitteln will“, erklärt das Forschungsteam rund um Anastasia Shuster. Um diese kleinen Zuckungen zu entlarven, hat das Team kleine, besonders auflösungsstarke Elektroden entwickelt. Diese fangen die elektrischen Impulse der Gesichtsmuskeln auf.

Für die Studie setzten die Forschenden zwei Testpersonen gegenüber. Beide hörten über Kopfhörer zwei Wörter. Ihre Anweisung war, dem Gegenüber das richtige, vorgegebene Wort mitzuteilen oder aber zu lügen und das andere Wort zu nennen. Während die Probanden selbst nur die Hälfte der Lügen als solche erkannten, konnten die Elektroden, die auf Stirn und Wange geklebt waren, sämtliche Lügen aller 40 Teilnehmer erkennen.

Diese Gesichtsmuskeln werden Lügner jetzt zum Verhängnis

In einem weiteren Test konzentrierte sich das KI-System anschließend auf spezifische Muskelsignale. „Mit einer durchschnittlichen Genauigkeit von 73 Prozent identifizierten wir zwei Gruppen von Teilnehmern: Diejenigen, die ihre Lügen durch die Aktivierung ihrer Wangenmuskeln aufdeckten und diejenigen, die ihre Augenbrauen aktivierten. Wir fanden heraus, dass die Teilnehmer mit der Zeit häufiger lügen, wobei einige ihre verräterischen Muskelgruppen wechselten.“ Auch, wenn die Methode mit einer Trefferquote von 73 Prozent nicht perfekt ist, sei diese Technologie die bisher erfolgreichste, betont Dino Levy, einer der Forscher.

In Zukunft könnte die Methode auch ohne Elektroden, mithilfe von speziellen hochauflösenden Kameras, dabei helfen, Gauner aufzudecken. „Ob in der Bank, bei Polizeiverhören oder am Flughafen könnten dann entsprechende, mit einer KI verknüpfte Kameras Wahrheit und Lüge unterscheiden„, so Levy. Das Team vermutet, dass wir diese blitzschnellen Muskelreaktionen oftmals unbewusst wahrnehmen und Lügner damit entlarven. Bei weniger geübten Lügnern können diese Reaktionen auch durchwegs auffälliger ausfallen. Bei der nächsten schrägen Story schadet es also nicht, Wangen und Augenbrauen genauer unter die Lupe zu nehmen!