True Crime erlebte in den vergangenen Jahren einen ziemlichen Hype. Unzählige Menschen erzählen von großen unheimlichen Fällen, Morden und echten Tragödien. Eine Creatorin ging jetzt jedoch einen Schritt zu weit: sie verkaufte Autopsieberichte eines elfjährigen Mordopfers.

Für viele eine klare Grenzüberschreitung.

YouTuberin stellt Autopsiefotos hinter Paywall

Die Geschichte des elfjährigen Gannon Stauch sorgte international für Entsetzen. Denn der Junge wurde 2020 von seiner Stiefmutter als vermisst gemeldet. Rund zwei Wochen später entdecken Behörden dann die Leiche des Jungen in einem Koffer. Wenig später stellt sich heraus, dass die Stiefmutter selbst Gannon erstochen und erschossen hatte. Die Frau wurde verhaftet und vor Gericht zu einer lebenslangen Haft verurteilt.

Es ist ein Fall, der bis heute noch beschäftigt und betroffen macht. Ein Fall, dem sich neben den Behörden auch True-Crime-Enthusiasten widmen. Wie etwa die Creatorin „Zav Girl“. Sie schildert in ihren True-Crime-Videos regelmäßig reale Fälle, die unter die Haut gehen und widmete sich dabei auch dem Fall des elfjährigen Jungen. Für die Aufarbeitung gelangte sie sogar an die Autopsieberichte des Jungen. Aufzeichnungen, die Zav Girl mit ihren Follower:innen teilen wollte.

Sie postete sie deshalb auf ihrem Patreon-Account hinter einer Paywall. Wer drei Dollar bezahlte, konnte den Autopsiebericht sehen – und damit auch Fotos von der Autopsie. Eine Entscheidung, die online für ziemliches Entsetzen sorgte. Denn nicht jede:r kann nachvollziehen, warum die YouTuberin den Autopsiebericht weiterverkauft. Online nennen viele die Aktion „ekelhaft“ und kritisieren die YouTuberin aufs Schärfste. Sogar andere True-Crime-Creator betonen, dass Zav Girl damit zu weit gegangen ist. „Fotos eines Kindes, das brutal ermordet wurde, für kranke Menschen zugänglich zu machen, und das auch noch hinter einer Paywall!!? Kranker geht es wirklich nicht mehr“, schreibt etwa True-Crime-Creator Kendall Rae.

Wie weit darf True Crime gehen?

Sogar der Vater des getöteten Jungen meldete sich mittlerweile zu dem Fall und erklärte gegenüber „News Nation“, dass es für ihn „retraumatisierend“ war, zu wissen, dass die Fotos seines Sohnes jetzt weiterverbreitet und angesehen wurden. „Wir haben den Prozess vor etwas mehr als zwei Monaten abgeschlossen. Und jetzt müssen wir einige dieser Dinge wieder durchleben und können sie nicht hinter uns lassen“, so der Vater. „Das Wort, mit dem ich es beschreibe, ist böse.“

Der Shitstorm gegen Zav Girl wurde mittlerweile so groß, dass die YouTuberin ein Erklärungsvideo gepostet hat. Darin widmet sie sich vor allem Gannons Familie und erklärt: „Ich kann mir nicht vorstellen, welchen Schmerz die Familie von Gannon durchgemacht hat. Meine Wut über das, was mit Gannon passiert ist, ist der Grund, warum ich angefangen habe, den Fall zu verfolgen.“

Ihr Patreon-Account existiere mittlerweile nicht mehr und sie bedauere, was passiert ist. Sie habe niemals explizit um die Fotos angefragt, betont sie. Nachdem der Fall und auch die Autopsieberichte von anderen bereits geteilt wurden und öffentlich zugänglich waren, war ihr die Schwere offenbar nicht bewusst. Sie wolle nicht nach Ausreden suchen, betont sie. Nur eines will sie klarstellen: „Ich bin nicht diese böse, herzlose Person, wie viele sagen, aber ich mache auch eine Menge Selbstreflexion und ich schaue mir ein Sensibilitätstraining an.“

Die Entschuldigung reicht für viele jedoch nicht. Denn unter dem Video finden sich zahlreiche Kommentare, die weiterhin darauf pochen, dass sich in der True-Crime-Community etwas ändern muss. „Wie sind wir an den Punkt gekommen, an dem die Leute denken, dass es in Ordnung ist, Autopsiefotos von Kindern auf Patreon zu verkaufen???“, fragt sich etwa ein User. Ein anderer betont: „Wir müssen anfangen, höhere Maßstäbe für die True-Crime-Community zu setzen, denn das ist entsetzlich.“ Vielen fehle es an „Empathie für die Opfer“ – eine Sache, die in den Augen einiger Zuschauer:innen bei Zav Girl ihren traurigen Höhepunkt erreicht hat.