Bei sogenanntem Vaginal Seeding geht es darum, dass Babys, die per Kaiserschnitt auf die Welt kommen nach der Geburt mit Vaginalsekret eingerieben werden.

Denn durch die Bakterien in dem Sekret soll das Immunsystem von Kindern gesteigert werden.

Wichtige Bakterien im Vaginalsekret der Mutter

Kaiserschnittkinder kommen durch die Bauchdecke in einer sterilen Umgebung des Operationssaals auf die Welt. Im Gegensatz dazu kommen Kinder auf dem vaginalen Geburtsweg mit vielen Bakterien in Kontakt – darunter unter anderem 200 verschiedene Milchsäurebakterien. Dieses Bakterienbad bleibt Kaiserschnittkindern verwehrt. Und das kann sich negativ auf das Immunsystem der Babys auswirken, so zumindest die Vermutung der Wissenschaft.

Durch eine vaginale Geburt kommen Neugeborene mit vielen Keimen und Bakterien in Kontakt und bilden somit eine Prophylaxe fürs weitere Leben. Denn wenn die Babys den vaginalen Geburtskanal passieren, dann nehmen sie quasi eine Art „Bakterienbad“. Dabei siedeln sich die Mikroben aus der Vagina am Kind an und helfen ihm so dabei, sein Immunsystem zu stärken. Die Mund- und Darmflora von Kindern, die auf natürliche Weise geboren werden, ähnelt laut Studien nach den ersten Lebenswochen sogar der Vaginalflora der Mutter. Das Risiko an Asthma, Allergien oder Diabetes zu erkranken ist bei Kaiserschnittkindern demnach angeblich um ein vielfaches höher, als bei vaginal Geborenen.

Was ist Vaginal Seeding?

Durch sogenanntes „Vaginal Seeding“ soll auch das Immunsystem von Babys, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, gestärkt werden. Bei diesem Verfahren führt man etwa eine Stunde vor der Geburt einen Tupfer oder eine Art Verband in die Vagina der Mutter ein, damit sich diese mit dem Sekret vollsaugen und die Keime und Bakterien aufnehmen können. Noch vor dem Kaiserschnitt wird der Tupfer wieder entfernt und steril gelagert. Nach der Geburt wird das Neugeborene dann mit dem Tupfer eingerieben oder mit dem Verband eingewickelt. So sollen sich die Keime aus dem Geburtskanal auf das Baby übertragen. Manchmal wird bei dieser Praxis sogar etwas Sekret in den Mund des Kindes geträufelt, um das Immunsystem des Kindes zusätzlich zu stärken. So will man eine natürliche Geburt simulieren.

Umstrittene Praxis

Während Vaginal Seeding in den USA und Australien bereits weit verbreitet ist, wird die Behandlung hierzulande eher skeptisch gesehen und seltener angewendet. Denn bislang gibt es noch wenig wissenschaftliche Grundlagen für deren Wirksamkeit. Noch ist nämlich nicht eindeutig nachgewiesen, wie sich das Scheidensekret der Mutter tatsächlich auf die Neugeborenen auswirkt. Die Meinungen der Wissenschaftler gehen jedenfalls auseinander. Manche Experten warnen sogar davor. Denn die Praxis kann offenbar auch gefährlich werden. Zumindest dann, wenn sich Herpesviren oder gar Chlamydien in der Scheide der Frau befinden. Ein Infektionsrisiko sollte deshalb vor der Geburt dringend abgeklärt werden. Für wen diese Behandlung eine Option ist, der sollte das also vor der Geburt unbedingt mit dem zuständigen Arzt besprechen.