Es ist wohl das Ende einer – mittlerweile sehr umstrittenen – Ära: Victoria’s Secret verkündet das Aus der weltberühmten „Engel“. Damit startet die Unterwäschen-Marke einen Versuch, Schönheitsstandards für Frauen neu zu definieren.

Künftig sollen Frauen für das Label werben, die für ihre Leistungen bekannt sind und nicht für ihre Figuren.

Victoria’s Secret will sich neu definieren

In Zeiten, in denen Body-Positivity und Inklusivität noch Fremdwörter waren, zählten die jährlichen, Star-besetzten Modenschauen von Victoria’s Secret zu den Highlights der Fashion-Branche. Mitlaufen durften lediglich die diszipliniertesten Models mit den besten Figuren und den schönsten Gesichtern. Superstars wie Allesandra Ambrosio, Irina Shayk und Gigi Hadid präsentierten spektakulär inszenierte Unterwäsche, die mit echten Diamanten und anderen Accessoires besetzt waren. Was nie fehlen durfte: Die kiloschweren Engels-Flügel, durch die die Models erst zu den ikonischen „Victoria’s Secret Angels“ wurden.

Doch schon damals begann die Fassade zu bröckeln. Denn immer wieder gab es Gerüchte, dass die Vorbereitungen für die Show erbarmungslos waren und einem Bootcamp glichen. Nach heftiger Kritik und einigen Aufschreien von der Gesellschaft wurden die berühmten Fashion-Shows schon vor Jahren eingestellt. Jetzt hat sich die Unterwäschen-Marke auch dazu entschlossen, sich vollkommen neu zu definieren. Der erste Schritt: Das Aus der „Engel“.

Persönlichkeit statt Aussehen

Statt dünnen Supermodels, die durch ihren makellosen Körper glänzen, gibt es jetzt neue Gesichter, die diese Marke repräsentieren sollen. Victoria’s Secret verkündet in einem Instagram-Posting, dass es künftig ein „VS Collective“ gibt, in denen Frauen für das Label werben sollen, die nicht für ihre Figuren bekannt sind, sondern für ihre Leistungen und ihre Persönlichkeit.

Dazu zählen etwa Schauspielerin Priyanka Chopra Jones, Transgender-Model Valentina Sampaio, Fußball-Star Megan Rapinoe, Skifahrerin Eileen Gu, Model Paloma Essler, die aus dem Süd Sudan geflüchtete Adut Akech und Fotografin Amanda de Cadenet. Diese sieben Frauen sollen auch den Begriff „sexy“ neu definieren. Damit erhofft sich „Victoria’s Secret“, ein globaler „Vertreter“ für Female Empowerment zu werden, wie Geschäftsführer Martin Waters gegenüber der New York Times verkündet.

Ob sie damit nicht vielleicht ein bisschen zu spät dran sind, sei dahingestellt. Aber besser spät als nie, right?!

„Wir waren zu langsam“

Dass es etwas gedauert hat, bis die Marke auf die Veränderung in der Gesellschaft Rücksicht genommen hat, ist sich Waters jedoch bewusst. „Als sich die Welt veränderte, waren wir zu langsam, um zu reagieren„, erzählt er der New York Times. „Wir mussten aufhören, uns für das zu interessieren, was Männer wollen, und uns für das zu interessieren, was Frauen wollen“, so Waters.

Und auch die Engel seien mittlerweile nicht mehr relevant, weswegen man sich dazu entschlossen hat, sie aus dem Marketing-Konzept zu streichen. Zur neuen Vermarktung gehören laut dem Geschäftsführer mehr größeninklusive Produkte, Umstandsmode, andere Werbungen und ein Podcast mit dem „VS Collective“. Und auch die legendäre Modenschau von „Victoria’s Secret“ könnte 2022 – in einer vollkommen neuen Version – ein Comeback feiern!