Mit „Die Fabelmans“ bringt Kultregisseur Steven Spielberg seine eigene Kindheit und Jugend auf die große Leinwand. Eine Geschichte, die ganz schön viele Tiefen hat, die im Film aber zum perfekten Feelgood-Programm wird.

Eigentlich kein Wunder, dass der Film derzeit im Rennen um den Oscar als bester Film ist.

Steven Spielberg zeigt Steven Spielberg

Dass ein Film von Regisseur Steven Spielberg auf der Liste der Oscar-Nominierten steht, ist mittlerweile kaum mehr eine Überraschung. Für Klassiker wie „E.T.“, „Die Farbe Lila“ und zuletzt „West Side Story“ wurde Spielberg in den vergangenen Jahrzehnten schließlich schon mehr als ein Dutzend Mal nominiert – und gilt in Hollywood als absolute Regie-Legende.

Einen so persönlichen Film wie „Die Fabelmans“ hat Spielberg aber noch nie geschaffen. Denn in dem neuen Kinofilm, der für sieben Oscars nominiert ist, arbeitet der 76-Jährige seine eigene Kindheit und Jugend auf. Spielberg arbeitet bis zu einem gewissen Grad also an seinem eigenen Biopic – eine Sache, die man nicht oft in Hollywood sieht. Doch ganz als Biopic will es der Regisseur dann doch nicht vermarkten – und versteckt Einblicke in seine eigene Geschichte hinter einem anderen Namen.

Zwischen Familiengeheimnissen und der Sehnsucht nach Anerkennung

„Die Fabelmans“ erzählt nämlich die Geschichte von Sammy Fabelman (aka Steven Spielberg); einem Jungen, der schon sehr früh im Leben seine große Leidenschaft entdeckt: das Filmemachen. Denn als er das erste Mal mit seinen Eltern in einem Kinosaal sitzt, merkt er: genau DAS ist seine Bestimmung. Sammy widmet sich diesem Hobby anschließend kompromisslos, dreht mit seinen Pfadfinderfreunden und widmet seine gesamte Freizeit den Filmen. Doch nicht alles, was seine Kamera einfängt, ist auch für seine Augen bestimmt.

Denn durch die Kamera merkt Sammy mehr und mehr, wie sich seine Eltern auseinanderleben. Während sein Vater (gespielt von Paul Dano) Zahlen und Logik bevorzugt, ist seine Mutter (Michelle Williams) ein Freigeist wie er im Buch steht. Die ehemalige Konzertpianistin sehnt sich nach Leidenschaft und Abenteuer; und nimmt auch gerne einmal spontan einen Affen als neues Haustier mit, um endlich einmal wieder Aufregung zu spüren. Dieser Drang nach Leidenschaft endet schließlich auch in einer sehr intimen Beziehung zwischen ihr und dem besten Freund ihres Mannes (Seth Rogen), was Sammy zufällig in Aufnahmen entdeckt. Eine Krise, die Sammy als Teenager neben den üblichen Highschool-Dramen, Antisemitismus und der ständigen Frage, ob das Filmemachen nicht doch Zeitverschwendung ist, zusätzlich meistern muss.

„Die Fabelmans“ ist eine Ode an das Kino und die Familie

Das alles klingt zwar ziemlich dramatisch, sorgt aber für einen unglaublich entspannenden Feelgood-Film, bei dem man als Publikum komplett die Zeit vergisst. Denn die Zuschauer:innen sehen Sammy (gespielt von Newcomer Gabriel LaBelle) dabei zu, wie er erwachsen wird und sich mehr und mehr seiner großen Leidenschaft widmet. Und zwar ohne Kompromisse. Er weiß, dass genau hier seine Bestimmung liegt, und will diese auch auf jeden Fall ausleben.

„Die Fabelmans“ ist dadurch ein Film, der wohl vor allem jene Menschen anspricht, die Filme und das Kino lieben. Denn es ist ein Blick hinter die Kulissen; verpackt in einen Liebesbrief an das Kino und den Wert der eigenen Familie. Mit dem Bonus, dass wir uns zeitweise so fühlen wie damals, als wir selbst zum ersten Mal in einem Kino gesessen sind und die große Leinwand gesehen haben.

Und wer ganz genau aufpasst (und danach noch ein bisschen recherchiert) lernt auch jede Menge über Steven Spielberg und seinen Weg nach Hollywood. Denn auch Spielbergs Eltern waren auf dem Papier sehr unterschiedlich (sein Vater war Elektroingenieur, seine Mutter ehemalige Konzertpianistin); auch seine Eltern ließen sich scheiden, als er noch ein Teenager war. Und auch seine Mutter ging eine Beziehung mit einem Kollegen ihres Ex-Mannes ein. Spielberg war Opfer von antisemitischen Angriffen und wusste schon ganz früh: Filme sind seine Bestimmung. Dass er dieser gefolgt ist, hat sich eindeutig ausgezahlt!