Die Frauenquote ist ein viel diskutiertes Thema. Die einen halten sie für wichtig, die anderen betrachten sie als unfair. Ich persönlich finde eine Quotenregelung sinnvoll. Das war aber nicht immer so.

In Österreich gib es übrigens seit Jänner 2018 eine Frauenquote für große Unternehmen. Sie müssen 30 Prozent der Aufsichtsrate mit Frauen besetzen.

Was bedeutet Frauenquote?

Mit Frauenquote bezeichnet man eine Regelung zur Besetzung von Stellen in allen möglichen Bereichen unseres Lebens: Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur. Frauenquoten setzt man schon seit den 80ern als Instrument zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern ein. In Österreich gibt es seit Anfang 2018 eine Quote in großen Unternehmen. Firmen, die entweder börsennotiert sind oder mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigen, müssen 30 Prozent der Aufsichtsratsmandate mit Frauen besetzen.

Männliche Führungskräfte dagegen

Als man die Einführung der Frauenquote in großen Unternehmen diskutierte, waren vor allem männliche Führungskräfte dagegen. Das zeigte damals zumindest eine Studie des Beratungsunternehmens Kienbaum. Viele, die gegen eine Quotenregelung sind, fürchteten, dass nicht mehr die Leistung, sondern vor allem das Geschlecht im Vordergrund stehe.

Frauenquote soll Chancengleichheit bewirken

Auch im Alltag fragen viele Gegner der Frauenquote gleich als erstes: „Würdest du dich lieber von einem Arzt behandeln lassen, der den Job hat, weil er gut ist oder weil sie eine Frau ist?“ In meinem Bekanntenkreis sind solche Aussagen jedenfalls häufig. Ich weiß oft nicht, wie ich auf diese Frage zuerst antworten soll. Entweder damit, dass die Frauenquote nicht bedeutet, dass jetzt lauter unterqualifizierte Frauen auf den Jobmarkt strömen oder damit, dass es schon schlimm genug ist, dass man gleich davon ausgeht, dass der Arzt männlich und qualifiziert ist während eine Ärztin bloß den Job aufgrund der Quote bekommen würde.

Eine Frauenquote ist nicht nur dazu da, damit Führungspositionen von Frauen besetzt werden. Sie soll Chancengleichheit bewirken. Frauen haben sich in den letzten Jahrhunderten viele Rechte erkämpfen müssen. Anfang des 20. Jahrhunderts setzten sich beispielsweise die Suffragetten für ein allgemeines Wahlrecht ein. In Österreich dürfen übrigens seit 1918 beide Geschlechter wählen. Doch nicht nur auf politischer Ebene, auch im Alltag war das weibliche Geschlecht in unserer Gesellschaft mit vielen Hindernissen konfrontiert. So führte das traditionelle Familienbild, in dem die Mutter für die Erziehung der Kinder zuständig ist, dazu, dass Frauen im Berufsleben oft noch immer schlechter gestellt sind. Der Gender-Pay-Gap beträgt 2019 in Österreich noch immer 19,9 Prozent.

Ich war nicht immer für eine Frauenquote

Ich habe mich nicht immer für eine Frauenquote stark gemacht. Als ich gerade erst ins Berufsleben eingestiegen bin, war ich überzeugt davon, dass ich nicht durch die Hilfe einer Quote einen Job bekommen möchte. Je länger ich aber die Strukturen innerhalb von Firmen und die Behandlung von Frauen am Arbeitsplatz mitbekommen habe, desto klarer wurde mir, dass sich die Chancengleichheit nur durch einen Anreiz einstellen könne. Oft genug musste ich mich am Arbeitsplatz darüber ärgern, dass ich aufgrund meines Geschlechtes nicht in Entscheidungen eingebunden oder einfach anders behandelt wurde. So konnte ich mir mehr als einmal anhören, dass ich als Frau etwas nicht verstehen würde oder man Angst haben müsste, dass ich bald schwanger werden könnte. Eine Quote würde meiner Meinung garantieren, dass qualifizierte Frauen endlich ebenfalls für wichtige Positionen in Erwägung gezogen würden.

Wieso ich für eine Frauenquote in der Arbeitswelt bin

Führungspositionen werden zum Großteil mit Männern besetzt. Teilzeitarbeit wird in Österreich überwiegend von Frauen geleistet. Die Familien-bedingte Unterbrechung der Karriere kann zu Problemen beim Wiedereinstieg ins Berufsleben führen. Fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen erschweren die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. All diese Hürden gilt es, als Frau auf dem Arbeitsmarkt zu überwinden. Eine Frauenquote würde dabei helfen, diese Nachteile wieder ein wenig auszugleichen.

Eine Bevormundung, wie viele Gegner die Quote nennen, ist sie aber ganz bestimmt nicht. Man gibt nicht vor, eine bestimmte Position mit einer Frau zu besetzen. Es wird lediglich ein Anreiz gesetzt, eine durchmischte Aufteilung der Geschlechter in gewissen Bereichen zu erlangen. So hat beispielsweise die Einführung der Frauenquote in Aufsichtsräten großer Unternehmen dazu geführt, dass ein Jahr später dort der Frauenanteil bei 27,5 Prozent lag. Zuvor waren es noch 22 Prozent. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Zum Vergleich: Der Frauenanteil im Aufsichtsrat von Firmen, für die die Quote nicht gilt, lag Anfang 2019 lediglich bei 14 Prozent. Einer der Gründe dafür könnte die „homosoziale Reproduktion“ sein. Hinter diesem Ausdruck verbirgt sich das Phänomen, dass Führungsleute sich selbst für gut halten und somit Positionen mit Leuten besetzen, die wie sie selbst sind. Die meisten Führungspositionen sind derzeit mit Männern besetzt. Ergo: Männer befördern vor allem Männer.

Positive Auswirkungen

Eine bessere Durchmischung der Geschlechter in Firmen, kann sich übrigens auch positiv auf den Erfolg des Unternehmens auswirken. Die Unternehmensberatung McKinsey hat in der Studie „Women Matter“ gezeigt, dass Unternehmen mit mehr als zwei Frauen in der Führungsebene stärker wachsen als die Konkurrenz und sogar höhere Gewinne machen. Außerdem kann die bessere Stellung der Frau in der Arbeitswelt einen positiven Effekt auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben. Denn wenn Paare Kinder bekommen sind es leider immer noch meist die Frauen, die sich um den Nachwuchs kümmern. Wenn mehr Frauen auch in Führungspositionen wären, müsste sich auch die Flexibilität und die Struktur der Jobs ändern, um Privat- und Berufsleben besser unter einen Hut zu bekommen.