Corona scheint auch Spuren bei unserem Selbstwertgefühl hinterlassen zu haben. Während uns Video-Calls-Technologien wie Zoom miteinander verbinden, hat der ständige Blick auf uns selbst leider auch unser Selbstbild getrübt.

Webcams verbinden uns nicht nur. Sie lassen uns auch im ständigen Vergleich mit anderen sehen.

Warum Video-Calls ein Problem für unsere Psyche werden können

Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem. Zum Glück halfen uns Video-Technologien wie Zoom, unsere Office-Meetings auch von zu Hause aus zu absolvieren. Doch die vielen Stunden, die wir vor der Webcam verbrachten, haben uns auch immer unsicherer werden lassen. Während wir uns in normalen Alltagssituationen kaum zu Gesicht bekommen, halten uns Zoom Calls nicht nur die eigene „Fresse“ ständig vor Augen, wir erleben sie auch im direkten Vergleich mit anderen und nehmen unsere Makel stärker wahr. Während wir uns auf Selfies mithilfe von Tricks und Filtern ins rechte Licht rücken, kommt hier für uns und andere die ungefilterte Wahrheit unseres Antlitzes zum Vorschein. Und nicht nur das. Hinzu kommt, dass Webcams mit einer geringen Brennweite operieren. Die nach vorne gerichteten Kameras lassen das Gesicht runder, die Nasen größer und breiter erscheinen. Die Augen können kleiner aussehen.

Der ständige Blick auf die eigenen, subjektiven Makel und die Verzerrungen der Kamera können unsere Selbstwahrnehmung beeinträchtigen, sagen Forscher. Dieses Phänomen wird als „Zoom-Dysmorphie“ bezeichnet. In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Bostoner Dermatology Institutes, des Massachusetts General Hospital und der Universität Harvard wurde festgestellt, dass Hautklinik-Patienten zunehmend eine Unzufriedenheit über ihr Äußeres auf Zoom und in anderen Videokonferenz-Programmen äußerten. Dabei ging es häufig um Falten oder Akne. Ein weiterer Aspekt dieser Untersuchung war eine Analyse von Google-Suchtrends in der Türkei und Italien. Dabei wurde festgestellt, dass seit Anbruch der Pandemie Suchbegriffe wie „Akne“ und „Haarausfall“ immer häufiger werden.

Immer mehr Eingriffe um auf Selfies besser auszusehen

Die gute Nachricht ist, dass wir mit den neuesten Entwicklungen der Pandemie unserem Zoom-Bild nicht mehr in geballter Ladung gegenüber treten müssen. Anlass zur Sorge bleibt aber weiterhin unser digitales Selbstbild. Denn dieses soll schon länger eine treibende Kraft hinter kosmetischen Behandlungen sein. Chirurgen bekommen immer mehr Anfragen von jungen Patienten, die sich einen Eingriff wünschen, um ihr Selfie-Ich zu verschönern. Schon länger ist klar, dass es einen Zusammenhang zwischen intensiver Nutzung sozialer Medien und der Unzufriedenheit mit dem eigenen Aussehen gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Trend mit der Verabschiedung aus dem Home-Office und den wieder erlaubten Aktivitäten wieder zurückgeht.